Blühende Landschaften

Die Kurzform dieses Helmut Kohl Zitates ist legendär geworden. Manche Leute wollen das partout nicht wahr haben, aber wer durch renaturiertes Bergbaugebiet fährt kann dem nur voll und ganz zustimmen. Unser Quartier für die Ruheständler Radrüstzeit liegt am Seehausener See, einem ehemaligen Tagebau im kleinen Ort Sausedlitz. Für diesem Ort kam die Wende gerade noch rechtzeitig, ansonsten wäre er jetzt weggebaggert. Das ehemalige Pfarrhaus wurde mit einem Neu-Anbau zu einem sehr schönen, großzügigen und erschwinglichen Tagungshaus umfunktioniert. Für Radtouren mit einem gut ausgebauten Radwegenetz ideal.

Für den biblisch- thematischen Teil  hatten wir täglich ein Bibelgespräch. Beim „aufblühen“ (1.Mo.1) ging es um die Schöpfung. Mit dieser stellt uns Gott eine blühende Lebensgrundlage bereit. Das zweite Gespräch hatte den Titel „ausblühen“ (Mt. 6,27-34). In diesem Abschnitt aus der Bergpredigt redet Jesus über den Umgang mit Sorgen. Im Schauen auf Blumen und Vögel er macht deutlich, für uns fällt ohne unser Zutun jede Menge lebens- und liebens-Wertes für ein reiches und erfülltes Leben durch Gottes Barmherzigkeit ab. Tag drei stand unter dem Text Jes. 11,1-2+10-11 – getitelt „(neu) erblühen“. Durch das verheißende Kommen des Sohn Davids, stehen für uns Menschen rosige Zeiten ins Haus. Das Lied „Es ist ein Ros´ entsprungen“ hat darin seine Wurzel.  Den Abschluss bildete der Psalm 103 mit „(v)erbblühen“. Vergissmeinnicht ist nicht nur eine Blume, sondern auch ein Appell – in diesem Psalm Gott nicht zu vergessen zu danken für all das Gute was wir durch und mit ihm erfahren und erleben durften.

Und welche blühenden Landschaften durften wir per Rad bereisen? Am Anreisetage besichtigten wir die restaurierte Kirche von Löbnitz – ohne den Geldern der „Deutschen Einheit“, wäre diese Kirche verfallen. Im Regen und teils auf Kopfsteinpflaster ging es tagsdrauf in die Doppelkappelle Landsberg. Dort fanden im Außengelände gerade archäologische Grabungen statt, darum sah es eher braun als grün aus. Aber die „Schließfrau“ erzählte uns „vor Toresschluss“ noch einiges über die Geschichte dieses ehrwürdigen Bauwerkes. Die Tagestour am Mittwoch führte uns durch herrliche Landschaften in die Muldenstadt Bad Düben. Beim Besuch des Burgmuseums machten wir uns, in einem Raum voller Fotografien des Ortes aus dem Jahr 1990, ein Bild dieser Stadt und verglichen es beim anschließenden Kaffeetrinken auf dem Markt mit dem Heute. Da blühten nicht nur die Blumen in den vielen Pflanzelementen, sondern auch die Häuserfassaden rund um den Markt. In den vergangenen 35 Jahren hat sich also viel zum Guten verändert. Am Tag vier ging es nach einem verregneten Vormittag nachmittags rund um die Goitzsche. Große Strecken des Uferbereiches sind mit neuen Häusern bebaut – private als auch touristische Unterkünfte. Im Sommer ist da bestimmt jede Menge los. Am Abreisetag stand Gräfenhainichen auf unserem Programm. Wir besichtigten die Paul Gerhardt Kapelle und erfuhren vieles aus dem Leben des genialen Lieddichters. Mit einem Imbiss an der „Tanke“ des Ortes beschlossen wir unsere Rüstzeitwoche. Einige Männer traten von Gräfenhainichen per Zug die Heimreise an. Der Großteil konnte nochmals blühende Herbstgärten in den Ortschaften bewundern, bis wir zum Parkplatz zurückkamen, wo unsere gepackten Autos standen.   

Text: H. Günther / Fotos: M. Ahner