Andachten
Das Wort vom Kreuz ist eine Gotteskraft und keine heiße Luft. Deshalb gibt es hier monatlich einen Impuls zum Innehalten und zum reflektieren. Wo stehe ich? Welchen Weg will ich gehen? Was ist mir wichtig? Die vorgestellten Andachten können zu diesen Fragen eine Hilfe sein und dürfen auch gerne weiter gegeben werden.
2024
Realität – fern
Ich bin sehr gern ich den Bergen unterwegs. Höhepunkte waren die Alpin- Hochtouren- Wochen, wo wir mit jeweils 18 Männern einige Eisriesen der Alpen bestiegen haben. Das Eindrücklichste war der Aufbruch in der Dunkelheit. Die Kühle und Stille des Morgens. Das Geräusch der kratzenden Steigeisen, die sirrenden Spannungsrisse des Gletschers und die unendliche Weite des Nachthimmels. Dieses Erleben fällt mir bei dem Nachdenken über den Monatsspruch für September ein. Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? Jer. 23,23
Um mit diesem Vers etwas „anfangen“ zu können ist der Textzusammenhang wichtig. Jeremia legt sich in Gottes Auftrag mit den Propheten an die ihre eigenen Weisheiten herausposaunen, statt auf Gott zu hören und seine Botschafter zu sein. Das ist eine schwere Aufgabe, denn Jeremia steht dabei immer allein gegen die Mehrheit. Verkündet Jeremia Gericht und Unterwerfung des Gottesvolke durch die Wegführung nach Babylon, so entgegnen die anderen Propheten bildhaft stark mit einen zelebrierten Zerbrechen eines Joches den Sieg über die Angreifer. Wer wird Recht behalten? Diese Geschichte wird in den Kapiteln 27-29 überliefert. Ich ziehe mein Bild zu Rate. Ein Mann steht mit einer Stirnlampe im Schnee unterm weiten Sternenzelt. Wir sehen den starken Lichtstrahl der Lampe und wie weit er geht. Was er ausleuchtet ist im Anbetracht der riesigen Schöpfung nahezu lächerlich! Der Strahl wird vom Universum geschluckt und hinterlässt nach ein paar Metern keine Spur mehr.
So verstehe ich die Rede Gottes an uns Menschenkinder. Er fragt; „denkt ihr, ihr könnt mich auf euren Verstand und eure Logik reduzieren? So nach dem Motto: Einmal aus der Patsche geholfen – immer geholfen, schließlich sind wir ja das auserwählte Volk Gottes!“ So als wären wir die Gottversteher, die auch ohne auf ihn zu hören auskommen und meinen sicher zu wissen wo und wie es lang geht. Da liegt ihr leider falsch, gibt Gott zu verstehen. „Mein Wesen übersteigt euer menschliches Raum- und Zeitdenken und verliert sich in dem was ihr nicht kennt und nicht beschreiben könnt. Aber in dieser Ferne und Fremde bin ich – Gott – auch.“
Was ist nun dieser Vers, Spott und Hohn über uns Menschen? Ich denke es ist eher eine Standortbestimmung für uns Menschen. Ich komme wieder zum Bild. Der Mann könnte ich sein. Ich suche im weiten Raum Orientierung und einen gangbaren Weg im Halbdunkel zum Ziel. Und danach gehe ich los, aber nicht so als wüsste ich alles haarklein was mir auf dem Weg begegnen wird und wie das Ziel welches in der Ferne liegt genau aussehen wird. Mein Weg wird aber nicht von der Ungewissheit bestimmt, sondern vom Vertrauen. Vom Vertrauen meiner Erfahrungen und vom Vertrauen auf Gott. Das gilt für beides – für mein Bergwandern und für meinen Lebensweg. Damit bin ich bisher gut unterwegs gewesen.
Hartmut Günther
Herztherapie
Das Herz ist in unserem Sprachgebrauch allgegenwärtig. Da hat jemand etwas „auf dem Herzen“, aber es ist glücklicherweise keine Krankheit sondern ein „Anliegen“, was lediglich nur ausgesprochen werden muss. Schlager titeln mit Herz, wie der Song von Joris „Herz über Kopf“ und von Wilhelm Hauff kennen wir das Märchen „Das kalte Herz“. Weil das Herz als Körperorgan der Taktgeber und Motor unseres Lebens ist, machen wir es auch gleich noch zum Zentrum der Gefühle. Der Name der Blume „tränendes Herz“ macht deutlich, dass das Herz einen immensen Symbolwert besitzt.
So wird es ebenfalls im Monatsspruch für August verwendet: Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Ps.147,3 Wenn etwas zerbrochen ist, dann ist es meist so kaputt, dass es unbrauchbar ist. Das ist beim Herz natürlich katastrophal. Da wird es wie auf Bild zwei zu sehen schwarz um uns. Wenn da nicht sofort Hilfe zugegen ist, geht das Lebenslicht unweigerlich aus. Es bleibt also nicht bei Kummer und Tränen, wenn etwas Ernstes mit unserem Herzen ist. Ich frage mich, worauf liegt der Schwerpunkt in diesem Gebetsvers. Beim ersten Blick denke ich, es ist das Herz, weil es in der Mitte des Satzes steht. Aber wenn ich von der medizinischen Sicht heran gehe dann ist es „der Herr“, weil nur dieser die lebensrettende Hilfe, die erfolgen muss, leisten kann und will.
Mit diesem Blickwinkel ändert sich für mich einiges: Ich bleibe nicht emotional mitleidig an der Person mit dem geschädigten Herzen hängen, sei es ich selbst, oder jemand anderes. Die Trauer und die Tränen brauchen gewiss ihren Platz und Raum, aber sie heilen nicht. Vielmehr muss ein Arzt her! Doch wie kann ein zerbrochenes Herz heilen? Ich denke weder durch eine OP, noch mit Medikamenten, sondern durch geliebt werden. Das können nur Personen bieten. Für den Beter steht fest, da ist Gott der Herr, den wir in Vater, Sohn und Heiligen Geist glauben und erfahren die „Nummer eins“, denn ER ist die Liebe in Person. Bleibt noch der zweite Satzteil, der auf die „äußerlichen Schäden“ verweist. Dort muss praktische Hilfe her. Mit „Wunden verbinden“ kann jeder etwas anfangen. Da hat uns Gott mit seinen Gaben so ausgestattet, dass wir das im Laufe der Menschheitsgeschichte sogar selber ganz gut hinbekommen. Ich bin sehr dankbar für das Gesundheitssystem in unserem Land, deren Mitarbeiter verdienen unseren Dank und Fürbitte, dennoch möchte ich nicht auf meinen HERRN und Heiland Jesus Christus verzichten. Danke dass wir IHM so am Herzen liegen.
Hartmut Günther
Gewissensentscheidung
Diese Karikatur aus einem kirchlichen Arbeitsmaterial der siebziger Jahre hat mich stark geprägt. Zwar bin ich nicht so selbstsicher wie der „Blumenträger“ an der Staatsmacht vorüber gezogen, aber ich wollte mich auch nicht in ein System einreihen lassen, welches ich in vielen Punkten als Unrecht ansah. Das Abitur wurde mir verwehrt. Begründung: Gesellschaftlich wäre ich dessen „nicht würdig und tragbar“ – das offerierte mir und meinem Vater ein Mann vom Rat des Kreises 1974. Letztlich gönnte man mir wenigstens eine Lehre. In der Wehrdienstfrage wurde es heikler, da traf es nicht nur mich, sondern mittlerweile verheiratet, meine Frau und unsere 3 kleinen Kinder.
Dennoch wollte ich mich nicht einer für mich inakzeptablen Mehrheit anschließen. Ich verweigerte den Dienst mit der Waffe. Mit diesem Entschluss, wurde nun auch meine Frau zur „Einzelgängerin“, oder besser gesagt zur Einzelkämpferin währende meiner Bausoldatenzeit. Diese Gedanken bewegen mich beim lesen des Monatsspruches für Juli: Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist. 2.Mose 23,2 Dieser Vers steht in einem Abschnitt, der in der Lutherbibel mit der Überschrift „Gebote der Gerechtigkeit und Nächstenliebe“ versehen ist. Es geht also nicht um ein prinzipielles dagegen sein, sondern das deinen Mitmenschen Gerechtigkeit entgegen gebracht wird.
Heutzutage meinen viele, dass die Mehrheit automatisch das Recht inne hätte und damit die „Vielen“ im Recht seien. Das ist falsch, die Mehrheit ist lediglich ein Machtverhältnis. Manfred Siebald textete 1974 den Song „Ich fürchte fast“. Dessen Refrain setzt sich mit diesem Umstand auseinander. Ich zitiere: „Welcher falsche Ton wird richtig dadurch, dass ihn jeder pfeift? Und welcher saure Apfel wird süß dadurch, dass jeder nach ihm greift? Ich fürchte fast, dass es nicht wichtig ist, ob uns das passt, was bei Gott richtig ist, und ob mit uns noch viele andere lieber tun, was ihm missfällt. Ich glaub nicht, dass die Menge zählt.“ (Manfred Siebald)
Ich komme zurück zu unserem Text: Im zwanzigsten Kapitel des 2.Mose Buches wird bei den 10 Geboten die Formulierung „Du sollst nicht“ eingeführt. Sie findet in diesem Buch immer wieder Verwendung – so auch in unserem Monatsspruch. Das heißt, es gibt andere Handlungsoptionen, aber du sollst diese nicht nutzen! „Es machen doch alle, zumindest die Meisten, so“ ist kein göttlicher Maßstab. Gott favorisiert das Gute und Hilfreiche für den Nächsten, diesen Beziehungsverständnis sollst du dich anschließen. Dein und mein Verhalten und Gestalten soll also zuallererst dem Willen Gottes Rechnung tragen, daraus können dann bestenfalls segensreiche Mehr- und Gewohnheiten erwachsen.
Ein letzter Bezug zur Karikatur: Vielleicht ist der Stechschritt des „Blumenträgers“ nicht so verlockend, aber schlimmer wäre ein verschämter „Kriechgang“. Aufrechter Gang ist immer ein Zeichen von Lebenswillen und überzeugt sein vom Guten und Richtigen. Gott möchte, dass du dies als Christ in dein Umfeld hineinträgst und auslebst.
Gott schenke dir dazu Mut, Kraft und Gottvertrauen
euer Hartmut Günther
Sieh zu!
Sie sind schon putzig, die Erdmännchen. Und mit ihrer Haltung beim Wache schieben haben sie so ganz menschliche Züge, als wären sie der Urtyp der Gaffer. Dabei halten sie ihr Ausschauen gar nicht ewig lange durch und müssen von einem anderen Gruppenmitglied vor der drohenden Erschöpfung abgelöst werden. Erholt wird sich bei der Nahrungssuche und beim Fressen. Die Wache ist „gerecht“ im reihum Modus organisiert. Solches Gruppengucken ist eher die Ausnahme, die Wache übernimmt meist ein Einzeltier, schließlich wollen und sollen die anderen der Großfamilie den Kopf frei fürs Fressen haben.
Ich versuche das Bild mit dem Monatsspruch für Juni in Verbindung zu setzen. Mose sagte: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! 2.Mo. 14,13 Der Vers steht in der Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten. Wegen einer langjährigen Dürre und der damit verbundenen Hungerkatastrophe waren die Israeliten nach Ägypten ausgewandert. Zunächst waren sie gut integriert, aber je größer das Volk wurde, desto stärker wurde ihr Leben von den Ägyptern bestimmt. Als Menschen zweiter Klasse schufteten die Männer auf den Großbaustellen am Nil und die Frauen litten unter der grausamen Geburtenregulierung, dass nur noch Mädchen überleben durften, die Jungen wurden jedoch sofort von Staatswegen bei der Geburt getötet. Wie soll das alles weitergehen? Sich dem Schicksal ergeben und zuschauen wie das Volk zu Grunde geht? Ausschau halten ja – aber nach wem oder was? Dann wenigstes aufrecht zusammen stehen mit erhobenen Köpfen. Das lehrt uns das Bild als Erstes.
Wie soll das alles weitergehen? Sich dem Schicksal ergeben und zuschauen wie das Volk zu Grunde geht? Ausschau halten ja – aber nach wem oder was? Dann wenigstes aufrecht zusammen stehen mit erhobenen Köpfen. Das lehrt uns das Bild als Erstes. In diese notvolle Situation spricht Mose zu Beginn das Gotteswort: „Fürchtet euch nicht!“ Diese drei Worte sind mehr als der Appell sich zusammenzureißen. Sie sind vor allem ein Wachrüttler den Blickwinkel zu wechseln – wegschauen von der eigenen Ohnmacht und hinsehen auf Gott, der deutlich macht, ich bin doch an deiner Seite! Furcht ist das Gefühl einer Bedrohung und die körperliche Reaktion auf eine reale Gefahr. Da wir also vom Bedrohlichen eine gewisse Vorstellung haben, können wir der Gefahr vernünftiger Weise auch etwas entgegensetzen. Dazu sollen uns die drei Worte anregen.
Der zweite Satz redet davon wie das schrittweise am besten gelingt. „Bleib stehen“ – das heißt innehalten im alltäglichen Lebensvollzug. Die Ungereimtheiten lassen sich nämlich nicht mit übergehen lösen und bereinigen. „Schau zu“ – hier geht es nicht um Gaffen oder tatenloses Abwarten, sondern um visuelles Wahrnehmen aus den anschließend hilfreiche Rückschlüsse gezogen werden können. „Wie der HERR rettet“ – es dämmert die Erkenntnis, ich stehe ja gar nicht allein mit meinen Sorgen, Nöten und Problemen da. Gott ist schon längst an der Arbeit dies und jenes zu richten, ordnen und zum Guten zu fügen auch wenn wir es nicht immer verstehen.
Nochmals zum Bild: Die Erdmännchen stehen noch immer „ihren Mann“. Der Gefahr ins Angesicht zu schauen (wachen) lohnt sich. Sie überleben damit sehr gut! Vielleicht schenkt dir der uralte Bibelvers Lebenszuversicht und große Dankbarkeit für unseren Retter-Gott.
Hartmut Günther
Alles erlaubt
Als Schüler war ich im Schwimmverein meines Heimatortes. Dort gibt es bis jetzt das Freibad mit 50m Bahn und das Sprungbecken mit einem 10m Turm. Es atmet Ostalgie. Gern schwimme ich noch heute „Lagen“, also alle vier Schwimmstile. Damals war Freistil meine Lieblingsdisziplin. Als ich 16 war, überraschte mich mein Trainer mit „Wir brauchen dich am Wochenende zum Wasserball, sonst können wir nicht starten“. Ich war stolz wie Bolle, bei den Großen mitmischen zu dürfen. Nach dem Wochenende war ich ernüchtert, denn so viel Wasser hatte ich noch nie in meinen Leben geschluckt. Wenn es zum Zweikampf kam, wurde ich einfach mit den Beinen geklammert und wo ich nicht schnell genug war „untergeschaufelt“. Auf der Heimfahrt machte ich mir Luft, wie unfair alles war. Reaktion der alten Hasen: „Beim Wasserball ist alles erlaubt, was nicht gesehen wird“. Der Monatsspruch für Mai fängt ähnlich an, hat aber im Ziel ein völlig anderes Ansinnen. Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. (1.Kor. 6,12)
Begünstigte das damals trübe Wasser die Unsportlichkeit um des Vorteils willen, so mahnt Paulus in unserem Vers zu einem ehrbaren Verhalten. Egoismus und losen Lebensstil sollen wir als Christen ablegen.
Nun will ich nicht Wasserball ins schlechte Licht rücken, sondern mein Erleben von damals für die Auslegung des Bibelverses nutzen. Ich denke, Paulus schreibt diese zwei Sätze, damit wir in unserm Menschsein „nicht baden gehen.“ Schauen wir uns den Schnappschuss einer Angriffsszene an. Da spielt sich ein hoher Prozentsatz „kopfunter“ ab und viele Zuspiele geschehen ohne den direkten Blick auf den Mitspieler. Darum gilt es vorher gut schauen, damit dann im „Eifer des Gefechts“ der Ball sein Ziel auch wirklich erreicht.
Ist unser Leben nicht oft so spritzig und aufgewühlt wie das Wasser auf dem Bild und damit die klare Sicht getrübt und eingeschränkt? Die Medien verwenden in den letzten Jahren nicht selten das Wort vom Überlebenskampf bei all den globalen Ereignissen in der Natur und Problemen im menschlichen Miteinander. Ist darum jeder Lösungsansatz erlaubt, weil die Machbarkeit eine Option eröffnet?
Paulus setzt das „alles erlaubt“ in die Klammer eines zweifachen ABER. Wir sollen uns fragen ob das, was wir uns erlauben gut und dienlich ist für Umwelt und Mitmenschen und wir uns mit dem Handeln womöglich in Zugzwänge manövrieren, die wir letztlich nicht mehr beherrschen können. „Mir ist alles erlaubt“ ist also kein Freibrief, sondern bedarf deiner Vorausschau in der Verantwortung etwas Gutes auf dem Weg zu bringen. Dabei solltest du beachten, dass nach biblischer Aussage das Gute immer den Gottesbezug im Blick hat. Jesus sagt: „Nur einer ist gut, Gott“. (Lk. 18,19) Mit der Einhaltung dieser „Spielregel“ sind wir Menschen gut beraten.
Hartmut Günther
Seid bereit
Ich erinnere mich zurück an meine Grundschulzeit und meine Klassenlehrerin die „rot“ war. Am Stundenbeginn standen wir alle beim Hereinkommen von Frau Müller auf und der „Tafeldienst“ musste Meldung erstatten wieviel Schüler anwesend sind. Anschließend sprach die Lehrerin appellhaft „Seid bereit“ und alle Schüler antworteten laut: „Immer bereit“. Das war die Zeremonie des Pioniergrußes. Nach dem Befehl: „Setzen!“ begann der Unterricht. Der Gruß stand im engen Zusammenhang mit den zehn Geboten der Jungpioniere, an diese wir uns gleich am Morgen erinnern sollten, um sie einzuhalten. Ich war der einzige Nichtpionier in der Klasse. Aber ich dachte damals, „die“ haben das Gleiche wie „wir“ in der Christenlehre, obwohl deren Gebote von Frieden, Hilfsbereit-schaft und Liebe zur DDR, der Sowjetunion und den Eltern handelten. Heute bin ich mir sicher, dass dieses ganze Prinzip von der Bibel abgekupfert war. So wundert es nicht, dass der Monatsspruch für April eben genau diesen Aufbau liefert. Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1.Pet. 3,15)
Der Vers steht in einem Text mit der Überschrift „Mahnungen an die ganze Gemeinde“ dessen Tenor der geschwisterliche Umgang ist. Dabei sollen wir auf verständnisvolles Reden, gutes Tun und Frieden halten achten. Dann folgt der obige Vers, der uns mit drei konkreten Impulsen herausfordert:
1. Allzeit bereit: Ich könnte auch sagen „immer auf dem Sprung sein“, nämlich dann wenn wir als Christen von anderen gefragt und vielleicht auch hinterfragt werden. Ob uns das so leicht fällt wie dem Hasen, bleibt abzuwarten. Aber von diesem scheuen Wesen können wir lernen uns aufmerksam auf die gegebene Situation einzulassen und auch anzupassen. Das hat weniger mit „wetterwendisch“ zu tun, sondern mit dem ernst- nehmen meines Gegenübers, dem eine angemessene Antwort und Reaktion gebührt.
2. Verantwortung: Da wird es schon schwerer das Bild zu Rate zu ziehen. Dafür sind jedoch die nachfolgenden Verse wegweisend. Da lesen wir von Sanftmut, Gottesfurcht und guten Gewissen. Das alles haben Hasen nicht. Aber, sie sind „Fried-“und Fluchttiere (sanft und Furcht) und statt Gewissen haben die einen guten Instinkt als Kontrollelement. Mit diesen nicht gerade durchsetzungskräftigen Eigenschaften können sie sehr gut für die nächste Generation sorgen, trotz der Gefahr von übermächtigen (Fress)feinden. Auch wenn Bilder immer ihre Grenzen haben, gibt mir das zumindest zu denken.
3. Rechenschaft über deine Hoffnung: Das Bild entlockt mir Freude an der „Leichtigkeit“ eines Hasenlebens. Sein Springen sieht so spielerisch aus. Hoffnung verbinde ich mit Leichtigkeit, Trost und Gelassenheit. Hoffnung ist in meinem Leben ganz stark an Jesus Christus, dem Auferstandenen gebunden. In meinem Herzen ist das klar. Wenn ich jedoch meinem Gegenüber „Rede und Antwort“ stehen soll und will, dann muss ich meine Gedanken ganz schön ordnen, wenn etwas „Gescheites“ herauskommen soll. Vielleicht nutzt du mal einen warmen Frühlingstag am Feldrand und beobachtest Hasen. Ich denke, dabei bekommst du eine Ahnung was Hoffnung und Lebensfreude ist.
Hartmut Günther
Auferstanden
Wusstest du schon, dass Engel englisch sprechen? Nein, dann will ich es erklären. Deutsche sprechen D, Franzosen F; … und Engel E. Mal Spaß beiseite. Sicher waren die meisten von euch schon einmal im nicht-deutschsprachigen Ausland. Wenn es dir wie mir geht, dem schon „Hochdeutsch“ schwer fällt, dann bleiben dir zum Überleben nur Selbstbedienungsmärkte und die Zeichensprache übrig. Nun stell dir mal vor, du müsstest der internationalen Staatengemeinschaft eine Nachricht von höchster Wichtigkeit mitteilen. Da gilt es nicht nur recht und schlecht mit einer Person irgendwie auf einem Nenner zu kommen, sondern die ganze Welt soll es erfahren! Um das zu stemmen bedarf es ausgewiesener Experten, die Übersicht, Menschenkenntnis und diplomatisches Geschick besitzen, damit die Leute es wahrnehmen und verstehen. So ist das mit der weltbewegenden Botschaft von Ostern und darum bedient selbst Gott sich solcher Experten – den Engeln. Sie bereiten alles so vor, dass die Auferstehung Jesu nicht von der Karfreitagsstimmung erdrückt wird. Für mich steht fest: Engel sprechen die Weltsprache „Englisch“, die Sprache welche die ganze Welt versteht.
Eine Engelrede ist der Monatsspruch für den März: (Markusevangelium 16,6) Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Richten wir unseren Blick auf das Kirchenfenster. Wer genau hinschaut sieht, der Engel verdeckt halb stehend, halb sitzend den Sarg. In der Botschaft und in seiner Erscheinung tut der Engel das gewaltig-neue Leben kund, was die bisherigen Erfahrungen über den Tod „in den Schatten stellt“. Darum ist das restliche Bild – samt den Frauen mit dunklen Gläsern gestaltet. Das „Hell“ des Engel macht deutlich: Gott lässt uns nicht im Unklaren über das Verbleiben des gekreuzigten Jesus: Er ist nicht tot – sondern er ist auferstanden! Lassen jetzt noch die beiden Frauen im Vordergrund die Köpfe hängen, werden sie bald jubelnd bekennen „Der Herr ist auferstanden“. Die Flacheisenarmierung, die für meine Begriffe nicht zum Bild und Kunstwerk gehört, lehrt uns trotzdem etwas ganz Wichtiges: Wir haben noch keinen freien Zugang zur Auferstehung! Die ganze Tiefe des Auferstehungsgeschehens zu begreifen ist uns zu Lebzeiten nicht vergönnt, darum trauern wir noch an den Gräbern unserer Lieben.
Lasst uns jetzt mal fiktiv zur Osternacht gemeinsam in dieser Kirche verweilen. Wir sind in der Stille der Dunkelheit in das Gotteshaus eingezogen. Bibeltexte werden gelesen, Choräle angestimmt und acapella gesungen. Als das Osterevangelium verlesen wird erhellt just in diesem Moment die aufgehende Sonne das bisher düstere Glasfenster. Der Engel hebt sich mit seinem weißen Gewand besonders ab. Wem durchflutet dann nicht das Licht der Auferstehung, wer bleibt da in seinem Herzen unberührt! Gefühlsduselei? Nein, vielmehr dürfen wir hoffend und glaubend bekennen: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg! Tod, wo ist dein Stachel, Hölle wo ist dein Sieg!“ (1.Kor. 15,55) Gott sei Dank, ER gibt uns Anteil daran durch die Auferstehung unsern Herrn Jesus Christus.
euer Hartmut Günther
Kraftstoff
Ein großes Thema unserer Zeit ist neben den aktuellen Krisen Krieg und Klimaveränderung die Energiefrage. Jede Produktion und Mobilität benötigt Energie, aber in der Neuzeit ist noch ein riesiger Verbraucher dazugekommen, die Kommunikation – also die Verarbeitung von unzähligen Daten in jeglichen Lebens- und Wirtschaftsbereichen. Fossile Energieträger sind begrenzt und belasten unseren Lebensraum. Es droht die Anzeige „Null“. Auch der Mensch braucht Energie. Für den Körper bezieht er sie aus den Lebensmitteln. Für das geistig-mentale Wohlbefinden jedoch reicht der „Kraftstoff“ aus unsrem Essen nicht aus. Da kommt uns der Monatsspruch für den Februar gerade recht:
Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. 2. Timotheus Brief 3,16-17 In diesem Satz weißt Paulus, ein Mann Gottes, seinen „Ziehsohn“ Timotheus darauf hin, wo „Kraftstoff“ für seinen Lebensweg zu finden ist. Für mich bietet der Vers drei kraftvolle Impulse.
Ich bleibe zu allererst an „ist nütze“ hängen. Das ist meine Eigenart, ich halte Ausschau nach dem Nützlichen. Was nützt es der Gesellschaft, meinem Umfeld, den Menschen denen ich begegne, den Menschen mit denen ich das Leben teile und gestalte und natürlich auch mir selbst. Wo und was gilt es hier brauchbar einzusammeln und schließlich in mein Lebenskonzept einzubauen. Paulus rät:
„Die Schriften von Gott“, oder mit anderen Worten die Bibel, beinhaltet jede Menge Nützliches, was uns Menschen im Leben Kraft und Geduld schenkt in Beziehungs- und Gerechtigkeitsfragen. Wenn ich den mittleren Versinhalt lese, dann sage ich, die Bibel ist ein Lehrbuch und Nachschlagewerk das wir uns gut oder auch besser im Leben zurecht- finden. Paulus redet sogar von vollkommen sein! Da fehlt mir aber noch viel. Trotzdem lese ich seit meiner Jugend täglich mit großem Gewinn die Bibel. Die Anweisungen und Zurechtweisungen im Wort Gottes sind für mich wie Leitplanken, damit mein Denken, Reden und Handeln nicht sinnlos ausufert. Letztlich wirkt sich das in einer klaren und ganz bewussten Lebensführung aus.
„geschickt“ Wer wünscht sich das nicht, klug im Alltag zu agieren und gute Dinge zustande zu bringen. Das Bild zeigt einen Tacho der bis 260 km/h ausgelegt ist. Die Tachonadel steht aber leider auf „0“. Der Grund ist auch auf dem Foto zu sehen. Der Tank ist leer, denn es leuchtet die gelbe Lampe hinter dem Zapfsäulensymbol. Da hilft kein Starten, da ist die PS-Zahl und der Hubraum egal, wenn kein entsprechender Kraftstoff vorhanden ist, geht nichts los noch voran. Der Kraftstoff der Bibel ist kostenfrei, und dennoch SUPER.
Nimm dir die Zeit zum T(D)anken!
euer Hartmut Günther
Druckausgleich
„Da braut sich was zusammen“ ist eine oft verwendete Rede, wenn Veränderungen sich anbahnen die nicht sofort überschaubar sind. Sei es beim Wetter, wenn dunkle Wolken aufziehen, oder wenn sich schlagartig in unserem Bauch ein unangenehmes Grummeln breit macht. Auch am Beginn eines neuen Jahres haben wir manchmal solche mulmigen Empfindungen. Da ist die Silvesterknallerei mit Böllern und Raketen wahrscheinlich nicht nur die Begrüßung des neuen Jahres, sondern auch ein donnernder Befreiungsschlag unserer inneren Bedenken, ob das Hoffen auf das Gute wohl die Überhand behalten wird. Für den ersten Monat des neuen Jahres lautet der Monatsspruch: Junger Wein gehört in neue Schläuche. Mk. 2,22
Junger Wein ist noch nicht ausgegoren. Darum ist er nicht jedem bekömmlich, wird seinen Geschmack noch verändern und ist vor allem nicht ohne weiteres zu Lagern. Dem entgegen zu wirken hat man das Gärröhrchen erfunden, was es zu biblischen Zeiten noch nicht gab. Damals wurde der Wein in Tierbälgen (zusammengenähtes und gebundenes Ziegenleder) gefüllt und gelagert. Waren die Weinschläuche mehrere Jahre alt, verloren sie ihre Elastizität und hielten den Gärungsdruck nicht mehr aus und zerplatzten.
Jesus spricht diesen Satz im Zusammenhang mit dem Fasten. Beim Fasten in der Bibel geht es nicht vordergründig um körperliche Entschlackung sondern um geistliche Einsichten. Wir würden heute sagen, Fasten ist eine innere Inventur (Bestandsaufnahme). Danach können wir besser einschätzen wie weiter zu Verfahren ist. Die „guten Vorsätze“ für das neue Jahr sind wahrscheinlich ein Relikt aus alter Fastenpraxis vergangener Tage.
Ich bin zwar kein Wein- und Sektexperte, aber bevor ein schmackhafter Champagner herauskommt, muss das Wein-Gebräu mehrere Wochen „kopfstehen“ und alle 2-3 Tage durchgerüttelt werden, das sich die Hefe im Flaschenhals absetzt. Um diese Rückstände zu beseitigen wird der Flaschenhals in eine -20 bis -25°C kalte Flüssigkeit getaucht und unmittelbar danach der Kronenkorken entfernt. Der Innendruck schießt den gefrorenen Pfropfen mit den Heferückständen der zweiten Gärung aus der Flasche. Danach wird aufgefüllt und neu verkorkt.
Alles in allem ist das ein ganz schönes „Wechselbad“, wenn wir das auf unser Leben übertragen: Druck, aufgewühlt sein und setzen lassen, auf den Kopf gestellt, eisige Momente. Das ist nicht das, was wir uns unbedingt wünschen, aber wenn am Ende etwas Köstliches dabei herauskommt, dann sind wir doch dankbar und zufrieden und gönnen uns gern eine Variante des biblischen Feiergetränkes – ein Glas Sekt.
Also dann: Neues Jahr, neue Schläu(c)he und dehnen statt gähnen.
euer Hartmut
2023
Ave – Heil dir
„Petri Heil“ und „Ski Heil“ mögen ja noch gehen. Bei „Berg Heil“ musste ich mich als Bergfex in der Zeitschrift „Alpin“ eines Besseren belehren lassen. Diese Formulierung sei nicht mehr zeitgemäß und abzulehnen. Sie erinnere zu sehr an Deutschlands braune Vergangenheit. Zwar ist dieser Gruß schon älter, aber der Bergsport wurde eben sehr von den Nationalsozialisten vereinnahmt. So habe ich mich „mit mir geeinigt“ stattdessen „Grüß Gott“ zu sagen (ist fast ein wenig missionarisch), zumal ich meist in den Bayrischen Alpen unterwegs bin. Im Biblischen kann ich jedoch nicht auf das Wort „Heil“ verzichten, auch wenn es millionenfach missbraucht wurde und wird. Der Monatsspruch für Dezember liefert dafür ein wunderschönes Beispiel. Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern. (Lukas 2, 30-31)
Dieser Vers stammt aus einer anrührenden nachweihnachtlichen Begebenheit. Maria und Josef sind im Tempel, um ihr Dankopfer für ihren erstgeborenen Sohn nach jüdischem Gesetz einzulösen. Dort begegnet ihnen Simeon, ein frommer Mann. Von Gott hatte er die Verheißung bekommen den Messias zu Lebzeiten zu sehen. Als er Maria und Josef mit dem Kind sah, wusste er, jetzt ist dieser Zeitpunkt gekommen. Er ist nahezu verzückt von diesem Kind. Darum lobt und dankt er Gott. Der Monatsspruch ist ein Satz aus seinem Gebet. Am Ende des Aufeinandertreffens segnet er die Eltern.
Simeon erkennt prophetisch, dieses Kind ist der Retter der Welt. Wenn Jesus erwachsen ist, wird er die Menschen nicht „verpflastern“, sondern als Heiland verarztet er sie und macht sie heil! Jesu Handeln ist dabei „von globalem Format“ – denn in Simeons Gebet heißt es „das Heil gilt für alle Völker“. Das Begleitbild zeigt zwei gekreuzte Pflaster. Wenn es mal etwas länger und haltbarer die Wunde bedecken sollte, dann handhabten wir das bei unseren Kindern auch so. Manchmal ist ein Pflaster nur psychologische Unterstützung um den Schreck zu verarbeiten (Trostpflaster). Aber bei offenen Blessuren soll das Pflaster der Wunde Schutz und Ruhe zum Heilen bieten.
Damit du heil „mit deinem Leben davonkommst“ tragen fast alle Rettungsdienste ein rotes Kreuz in ihrem Logo, denn allesamt waren ihre Gründer Christen. Für sie war es selbstverständlich, dass es nicht nur ums Seelenheil geht. Darum waren sie in der medizinischen Rettung unterwegs. Heute müssen wir „umgekehrt“ denken, denn das Heil liegt nämlich nicht in der Gesundheit (so schön sie ist), sondern in der Gottesbeziehung. Und dafür steht das Kreuz von Golgatha, an dem Jesus die erkrankte Gottesbeziehung für uns geheilt hat. +++ Meine Augen haben den Heiland noch nicht gesehen, aber ich habe sein heilwirkendes Handeln unzählige Male erlebt. Das schenkt mir die Gewissheit seines Heils zu Lebzeiten und in alle Ewigkeit – laut Simeon gilt dieses Heil genauso dir.
Hartmut Günther
Lese-Tipp: Mehr über „Heiland und Heil“ erfährst du im Adventslied „Macht hoch die Tür“ Evangelisches Gesangbuch Nr. 1
“In die Röhre schauen”
In der DDR erschien 1954 der Buch-Bestseller „Weltall, Erde, Mensch“. In 20 Jahren wurde es zweiundzwanzigmal aufgelegt, insgesamt 4 Millionen Exemplare. Da es den Jugendweihlingen vom Staat geschenkt wurde, stand es fast in jedem Haushalt. Im Vorwort des damaligen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht lautet der erste Satz: „Dieses Buch ist das Buch der Wahrheit“. Es war quasi die Bibel des Sozialismus, in der die Welt und das Menschsein auf dessen Weise erklärt und beschrieben wird. In diesem Weltbild wurden religiöse Einstellungen negiert und der christliche Glaube in die Abstellkammer der Geschichte verbannt.
Monatsspruch November: Hiob 9,8-9 (+10) „Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens. Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zählen sind.“ Bei diesen Versen haben die DDR- Altfordern nur hämisch lächeln können, hatten sie doch Juri Gagarin, dem ersten Mensch im Weltall, nach dessen Landung die Worte „Er habe keinen Gott gesehen“ abgerungen, obwohl er noch im All über Funk geschwärmt hatte: „Ich sehe die Erde! Ich sehe die Wolken, es ist bewundernswert, was für eine Schönheit!“ Gott sei Dank sind diese Denkvorgaben in unserem Land mittlerweile abgeschafft und wir dürfen unbefangen gen Himmel schauen. Gern dürfen dabei die Erkenntnisse der Wissenschaft und Forschung mit einfließen, umso deutlicher erkennen wir dadurch die Wunder Gottes in seiner Schöpfung!
Schauen wir nun in dem Textzusammenhang in dem diese Verse stehen. Das Buch Hiob versucht der Frage des Unglücks und des Negativen, was uns Menschen immer wieder begegnet, nachzugehen und eine Antwort darauf zu finden. Hiob, als Betroffener, ringt mit Gott um das „Warum“ verstehen zu können. Dafür nimmt er sich viel Zeit. Drei Freunde sollen ihn dabei zur Seite stehen. Mit ihnen diskutiert er, sie spiegeln ihm ihre Sichtweisen. Die Auseinandersetzungen sind oft kontrovers und wenn sie nicht weiterkommen schweigen sie auch einfach mal. Und ehrlich gesagt; so richtig vorangekommen sind sie nicht. Schauen sie somit sprichwörtlich „in die Röhre“?
Das Bild soll uns auf das Entscheidende hinweisen, nämlich die Blickrichtung. Die Personen schauen zum Himmel und fragen bei Gott hartnäckig nach. Dabei macht Hiob die für sich wichtige Erkenntnis: Das Hinterfragen „Gott, wie kannst du nur“ ist einfach unangemessen, denn selbst bei einer Erklärung Gottes, würde er, Hiob, dies nicht fassen können. Damit war jedoch sein Ansinnen nicht Sinn-los, sondern Hiob sieht, das die Größe und die Wunder Gottes, alles Negative weit überstrahlt und damit in den Schatten stellt. Eine Erkenntnis, die mich zum Umdenken nötigt, aber zugleich auch zum Staunen, Danken und Bitten führt. Das Ergebnis ist Gott in den Fokus zu bekommen.
Hartmut Günther
Nicht: “tut, tut sondern tun!”
Da baumelt ein Telefonhörer an der „Strippe“ eines öffentlichen Fernsprechers. Diese Bild muss „uralt sein“, denn die Telefonzellen sind im Handy und Smartphone Zeitalter über-flüssig. Vor Jahren war dieses Bild aber oft zu sehen und der Hörer gab sein tuuut, tuuut… fast weinerlich unentwegt von sich. Kinder nahmen gern das Telefonhäuschen in Beschlag und führten ein Scheingespräch mit wem auch immer. Wenn Erwachsene telefonieren wollten rannten sie schnell davon und ließen den Hörer einfach fallen. An diese Szenerie muss ich beim Monatsspruch für den Oktober denken: Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Jakobus 1,22
Was „Tuuut – tuten“ die Medien Lautsprecher nicht alles rund um die Uhr, auf der es schon längst nach Zwölf ist. Aber wem hebt das an und wer will sein Leben so gestalten das es mit unserer Welt besser wird. Der Großteil der Menschen geht einfach seiner Wege. Wir wissen vieles und viele wissen sogar alles besser, aber beim Umsetzen des Wissens lassen wir uns hängen wie ein Telefonhörer dessen Ruf allerhöchstens zum litaneihaften Appell wird mit: „Tut, tut… (doch endlich etwas)!“
Wie kann uns der Satz aus dem Jakobusbrief da weiterhelfen? Zumindest indem er deine und meine Glaubwürdigkeit hinterfragt. Später im Text lesen wir nämlich: Was hilft es liebe Leute, wenn jemand sagt er hat Glauben und man merkt und erkennt nichts davon? Das ist genauso unsinnig wie wenn du zu einem Bettler sagst: Lass dir´s gut gehen und freue dich des Lebens, aber du gibst ihm nichts was ihm hilft sein Leben zu bestreiten! Jakobus fordert uns Christen also auf, dass unser Glaube (=Gottvertrauen) Hand und Fuß bekommt. Praktischer Glaube ist eben nicht nur ein Wissen von Gott, sondern das Tun seines Willens. Wenn wir im Vaterunser beten, „dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden“, da ist immer unser Eigenanteil mit eingeschlossen.
Wenn ich mich an die Gottesdienste meiner Kinder- und Jugendzeit erinnere, dann meine ich, dass jeder Gottesdienst mit dem EG 163 „Unseren Ausgang segne Gott“ endete. Dieses Lied mit nur einem Vers hat mein Verständnis vom Inhalt und Sinn des Gottesdienstes geprägt. Nachdem ich Gotteswort mit seinem Anspruch an mich gehört habe, werde ich in seinen Namen (Segen) gestärkt in den Alltag gesendet. Mein „Tun und Lassen“ ist dabei von meinem Verhältnis zu Gott bestimmt und spiegelt somit hoffentlich etwas von der Art und Weise unseres Schöpfers wider. Das Tun aus und mit Gott bewahrt mich vor dem Trugschluss ich müsste alles allein machen und bewältigen. Das schützt mich vor Überforderung.
Vielleicht ist unser Tun oft so zaghaft, weil das Wort „Täter“ so negativ besetzt ist. Lass dich davon nicht beeindruckten, sondern vielmehr von der Tatkraft Gottes und dann „Packs an“.
euer Hartmut
Unsern Ausgang segne Gott, unsern Eingang gleichermaßen. Segne unser täglich Brot. Segne unser Tun und Lassen, segne uns mit sel´gem Sterben und mach uns zu Himmelserben. EG 163
Sich ein Bild machen
Die auflagenstärkste Zeitung unseres Landes wirbt mit diesem Titel. Oft enthält das Blatt mehr Bilder als Text. Darin liegt die Gefahr das auf dem Bild zu sehende über zu bewerten bzw. nicht die richtigen Erkenntnisse daraus zu ziehen. Darum gibt es wohl das Gebot sich von Gott keine plastischen Bilder zu machen. Anderseits brauchen wir eine Vorstellung von einer Person oder Sache um einen Zugang zu dieser zu finden. Da sind wir beim Monatsspruch für den September angekommen. Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Matth. 16,15 Um das Überlegen in Gang zu bringen fragt Jesus seine Jünger vorher „Was sagen denn die Leute über mich?“ Das Volk meint, Jesus ist mit einem der Propheten zu vergleichen.
Wer aber mit Jesus „etwas anfangen will“, der braucht mehr als die Meinung anderer. Darum legt Jesus nach – und ihr? Scheinbar ist da zunächst „schweigen im Walde“, bis Petrus das Wort ergreift: „Für mich bist du Christus, der Sohn Gottes!“ Erstaunlicherweise ist das die einzige Aussage, obwohl zwölf Männer angesprochen waren. Seit 2000 Jahren steht nun die Frage Jesu: „Wer bin ich für dich“ im Raum und du sollst deine Antwort finden und sie bestenfalls Jesus laut im Gespräch (=Gebet) sagen. Wie du dahin kommst, dazu sollt das Bild hilfreich sein. Ein Bild entsteht Strich für Strich. Und wenn jemand unsicher ist, dann benutzt er gern den Bleistift. Wenn nämlich ein Strich nicht so recht gelungen ist, dann kann er nach dem Radieren erneut und hoffentlich besser gezeichnet werden. Dieses Prinzip favorisiere ich nicht nur für die Bilder auf Papier, sondern auch für unsere Bilder im Kopf. Ein zweiter Gedanke ist für mich entscheidend, ich will kein Kunstwerk in meinem Kopf entstehen lassen, eher eine Skizze, die ebenfalls meist mit Bleistift gemacht wird. Skizzen sind kein Endprodukt, sondern eine Hilfe für die folgenden Handlungen. So verstehe ich auch die Frage von Jesus. Er will keine Porträtbeschreibung von sich und seines Könnens von dir haben, sondern was ER dir für dein Leben bedeutet und wert ist. Dieses Bild ergibt sich eben nur mit jedem Erfahrungs-„Strich“ mit ihm, die dann zu deiner Lebenslinie werden.
Ich komme darum zurück auf Petrus und dessen Antwort. Er sieht in Jesus die Erfüllung der alttestamentlichen Verheißung des Messias. Jesus ist der Retter und Erlöser (Christus) der uns in die Gemeinschaft zu Gott zurückbringt indem er uns als Mensch entgegen kommt (Gottes Sohn). Diese Bild ist die „Lebensskizze“, dass Petrus Jesus nachfolgt. Die restlichen elf Männer verraten uns ihr Jesusbild nicht, tragen es aber sicher in ihren Köpfen und Herzen, sonst wären sie nicht an und bei Jesus geblieben. Zu Ostern schließlich gibt doch noch einer sein Bild von Jesus preis, Thomas. Nach langem hin und her, für und wider bekennt er: „Du bist mein HERR und mein Gott.“ Joh. 20,28 Dieses Bild und Verhältnis zu Jesus bestimmt auch mein Leben.
euer Hartmut Günther
Hitzeschutzplan
Was wir lang und breit diskutieren ist in der Tierwelt schon längst Standard – ein Hitzeschutz(plan). Am ausgeprägtesten ist der bei Vögeln, die ihr Nest in luftiger Höhe und ohne „Deckung“ bauen, wie Störche und Adler. Ihnen ist es eigen ihre Küken mit ausgebreiteten Flügeln zu beschatten. Störche „duschen“ sogar ihren Nachwuchs indem sie aus ihrem Kropf und Schnabel Wasser über deren Federkleid fließen lassen. Etwas unappetitlich ist das sogenannte „Kalken“, dabei spritzen die Elternvögel ihren Kot an ihre Beine und auf das gesamte Nest. Bekanntlich reflektiert weiß die Wärme. Dieses Beobachtungswissen scheint dem Monatsspruch für August zu Grunde zu liegen. Im Ps. 63,8 heißt es über Gott: Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.
Gott zu beschreiben ist immer schwer. Das hindert aber die Gläubigen nicht ihr Erleben mit Gott zeugnishaft in bildhafte Worte zu fassen. Der Psalmbeter erlebt Gott als Helfer in seinem Leben. Der Beginn des Psalms lässt ahnen worin die Not des Beters liegt. Im Vers 2 lesen wir: Gott, ich sehne mich nach dir, dich brauche ich! Wie eine dürre Steppe nach Regen lechzt, so dürste ich, o Gott, nach dir!“ (Hoffnung für alle) Es geht also um den Lebensdurst, bzw. dass das Leben ohne Gott schier unerträglich und lebensfeindlich ist.
Das imponiert mir an diesem Psalm: Das Unbehagen des Beters lässt ihn nicht klagen, sondern er hebt vertrauensvoll seinen Blick zum Helfer. Und ein Zweites hängt mit der poetischen Wortgruppe „unter dem Schatten deiner Flügel“ zusammen. Das muss man erst mal Wollen – sein Leben „im Schatten Gottes“ zu führen. Für die meisten Menschen ist das eine Zumutung statt einer Hilfe im hitzigen und schwitzigen Alltagsgeschehen.
Was mich das Bild „lehrt“: Die Köpfe sind zueinander ausgerichtet. Das Elterntier, was mit offenen Schnabel hechelnd der Hitze trotzt, hat wenn eines der Jungen einen Pieps macht, sofort alles im Blick. Die Köpfe der Jungtiere liegen im Schattenbereich. Alles in allem ein schönes Bild für das Gemeindeleben. Christus ist das Haupt und wir sollen bitteschön uns gegenseitig mit kühlem Kopf im Blick behalten. Diese Art Gemeinschaft hält auch widrigen Umständen stand und schenkt Geborgenheit.
Bleibt zum Schluß noch das Wort „frohlocken“. Der Duden erkärt dieses Wort mit „in Freude ausbrechen“ und „vor Freude springen“. Das Gott so an uns Menschen handelt löst eine uneingeschränkt- positive Wahrnehmung und Reaktion aus. Ich würde es mit „jubeln“ ausdrücken. Weil das auch meine Erfahrung mit Gott ist, stelle ich mich gern unter Gott, der mit seiner Barmherzigkeit und Fürsorge uns Menschen gebenüber sowieso „alles in den Schatten stellt“. Wenn du das für dein Leben erkennst und annimmst, wirst du in den Hitzewellen des Lebens nicht so leicht die Freude verlieren. Probiere es aus!
Hartmut Günther
Du nicht!
Wievielmal galten diese beiden Worte dir, oder du hast sie selbst anderen an den Kopf geworfen. Mit diesem Spruch wird jemanden meist etwas abgesprochen oder nicht erlaubt. Auf diesem Bild könnte es den Nachbarn getroffen haben, dem dieses Urteil hinterher gerufen wird. Bestimmt gab es gute Gründe dafür. Es gibt aber auch die Offerte, mit diesen beiden Worten nicht jemanden auszuschließen, sondern vor etwas schützen zu wollen. Den Spruch für den Monat Juli sehe ich in diesem Spannungsfeld. Jesus Christus spricht: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, (Mt. 5,44-45) damit ihr Kinder eures Vaters in Himmel werdet. Dieser Appell Jesu hat schon immer die Gemüter erregt. Dementsprechend fallen die Reaktionen aus. Ungeachtet dessen ist das Anliegen Jesu folgendermaßen zu verstehen: Feindesliebe ist ein persönlich – soziales Verhalten, das Feindschaft und Hass durch ungewöhnliches Handeln gegenüber dem unliebsamen Feind und den Verzicht auf Rache an ihm, zu überwinden sucht. Ziel dieses Tuns ist die Versöhnung und dauerhafter Frieden miteinander.
Feindesliebe hat nach der Rede Jesus ihren Grund in Gottes Handeln. Im nachfolgenden Satz heißt es nämlich: “Gott lässt seine Sonne über Böse und Gute scheinen und der Regen fällt auf Fromme, ebenso wie auf Gottlose.” Damit ist Feindesliebe keine überschwängliche Gefühlswallung, sondern zu allererst ein mühevoller Willensakt, weil jedes Geschöpf eine Mindest“-Achtung verdient. Daraus ergibt sich der zweite Schritt, die Fürbitte für die Peiniger. Die Bitte liegt meines Erachtens nicht im „ihn das Handwerk zu legen“, sondern viel tiefgründiger, dass dieser Mensch im Herzen verwandelt werden möchte und dadurch in freier Entscheidung umkehrt und hinfort lebensförderlich handelt.
Nochmals ein Blick auf das Bild. Ein erhobener Zeigefinger kommt selten gut an. Aber der Mann hat ja zwei Hände. Deuten wir seine Rechte mal, das er damit gerade die Tür zum andern öffnen will. Das verändert schlagartig die Symbolik der linken Hand, zumal wenn der Gesichtsausdruck „entspannt“ gestimmt und Wortwahl und die Klangfarbe seiner Stimme wohltemperiert ist. Das Gebet von Franz von Assisi soll dir zum eigenen, als auch zum für-bittenden Frieden dienen. Ich bin gespannt, was du für Erfahrungen mit diesem Jesus-Wort machen wirst und wie deine „Widersacher“ reagieren werden. Wünschenswert: Versöhnlich!
Hartmut Günther
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist; dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Liebe entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben. Amen.
Franz von Assisi
(Morgen)Tau
„Das ist doch alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagen wir des Öfteren resigniert oder gar verächtlich, weil es uns nicht genug erscheint. Wir meinen, der Tropfen verdampft viel zu schnell, anstatt dass er etwas bewässert und damit eine Wirkung erreichen würde. Der Orient ist nicht mit der Fülle Wasser gesegnet wie wir hierzulande. Darum ist der Tau so wichtig das er sogar in einem Segensspruch seinen Platz findet. Der Monatsspruch für Juni ist ein Teil des Segens, welchen Isaak seinem Sohn Jakob mit auf dem Lebensweg gibt: Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. (1. Mose 27,28) Wenn schon kein Regen, dann wenigstens Tau! Tau ist das Wasserkondensat an und auf den Pflanzen, welches aus der Luftfeuchte und dem Temperaturunterschied (=Taupunkt) zustande kommt. Dieser Tau ist der Garant für Wachsen und Gedeihen auch ohne große Niederschläge in trocken-heißen Regionen bzw. Zeiten. In Zeiten des Klimawandels werden wir dieses Phänomen wieder zu schätzen lernen und hoffentlich auch den Schöpfer dieses Naturereignisses.
Die Effektivität der geringen Wassermenge im Verhältnis zu dem im Vers beschriebenen Ertrag mit dem Wort „Fülle“ bringt mich ins Staunen. Mag sein, dass die Erträge zur damaligen Zeit wesentlich geringer waren, aber scheinbar dennoch groß genug für ein gutes und erfülltes Auskommen. Zum anderen bleibe ich an den Worten und der Bitte „Gott gebe“ hängen. Isaak war es also bewusst, dass Tau und Fülle keine Selbstverständlichkeit sind oder gar ein verbrieftes Recht. Aber die Formulierung ist nicht nur Bitte und Wunsch, sondern in ihr schwingt auch seine Gotteserfahrung mit, die er seinem Sohn nun gern vermitteln und sogar übereignen möchte.
Im Laufe der Zeit haben die Menschen den Segen Gottes nicht nur an Naturalien festgemacht, sondern an der Gesamtheit unserer Bedürfnisse. Darum dichtet Christian Knorr im 17.Jh. „Deiner Güte Morgentau, fall auf unser matt Gewissen, lass die dürre Lebens-Au lauter süßen Trost genießen und erquick uns, deine Schar, immerdar.“ (EG 450) Also wohlwissend – der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern eben auch vom „Wasser des Lebens“ das den Seelendurst stillt und erfrischt – das ist Anliegen des Segens.
Was machen wir nun mit diesem Spruch für unser Glaubensleben? Ich sehe zwei Impulse.
- Auf dem Bild funkeln die Tautropfen wie Diamanten. Gottes Gaben an uns Menschen sind kostbar, schön, uns zum Nutzen und segensreich. Darauf bin ich angewiesen und weil sie mir zur Verfügung stehen bin ich von Herzen dankbar.
- Die Erfahrung Gott ist Schöpfer und Erhalter des Lebens will ich gern weitersagen und im Segnen weitergeben – natürlich an meine Kinder und Enkel, an Freunde und Bekannte und an Menschen, die Gott mir „ans Herz legt“. Vielleicht schließt du dich dem mit an.
Hartmut Günther
Kraftakt
Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag. Spr. 3,27 So lautet der Monatsspruch für Mai. In meiner ersten Lebenshälfte prägten andere Sprüche den Start in den Wonnemonat Mai. Der Kampf- und Feiertag wurde von der „Arbeiterpartei“ zelebriert. Jedes Jahr wurden die Losungen, welche während des Maiumzugs getragen werden durften, in der Zeitung veröffentlicht. Obenstehender war natürlich nicht dabei. Bibelsprüche, und wären sie noch so gut gewesen, waren tabu.
Dafür fehlte dieser Spruch in der Maiansprache fast nie: „Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Georg Herwegh schrieb 1863 das Gedicht, dessen Inhalt sich die Arbeiterklasse zu Eigen gemacht hatte. Manchmal wurde auch nur der zweite Satz zitiert. Obwohl die beiden Verse, aus der Bibel und dem Gedicht, ähnliche Inhalte haben, unterscheiden sie sich jedoch grundsätzlich. Legte die Arbeiterklasse den Schwerpunkt auf die Macht, so geht es in der Bibel um Gutes zu tun – also Hinhabe statt Einfluss.
Diese Tatsache veranlasst mich zum Nachdenken: Wofür will ich meine Kraft (Körperkraft als auch Finanzkraft) einsetzen. Meine Entscheidung ist von Karfreitag und Ostern her bestimmt. Weil Jesus uns zu Gunsten die Hingabe wählte, halte ich es für angemessen es ihm nach-zu-tun. Der Monatsspruch ermutigt mich dabei, weil er nichts Übermenschliches von mir verlangt.
+ Das Gegenteil von nicht weigern ist willig sein. Ich halte darum Ausschau nach dem Guten, ich orientiere mich an dem Guten und setze meine Kraft ein das Gute zu stärken und zu mehren. Die Bibel, die Nächsten und mein Gewissen sind dafür hilfreiche Gradmesser herauszufinden was gut und hilfreich ist.
+ Entlastend ist, das ich es nicht „aller Welt recht machen muss“. Unser Vers sagt „dem Bedürftigen“, das ist Gott sei Dank die Einzahl! Es wird trotzdem ein Kraftakt werden.
+ Zum Schluss hält uns der Vers noch eine ganz individuelle Klausel vor: Mein Vermögen – kräftemäßig, begabungsmäßig, finanzmäßig – dafür bekomme ich einen Toleranz-Bonus.
Das alles ist kein Freifahrtschein das ich sagen könnte alles ist mir eine Nummer zu groß, sondern sagen kann: Ja das passt!
Die angerostete Anstecknadel der Mai-Nelke legt Zeugnis davon ab, dass die Demo-Parole einem „alten Hut“ angehört. Dafür ist der ca. 3000 Jahre alte Bibelvers aus dem Buch der Sprüche immer noch hoch aktuell. Darum ersetzt das künstliche Maiblumen Relikt mit Hilfe deiner „blühenden Phantasie“, Umsetzungswillen und Kraft und tue einem Menschen Gutes, wenn deine Hand es vermag.
Hartmut Günther
Herrgott nochmal
ist ein Schimpfwort, welches oft im Zusammenhang mit Ungeduld und Unverständnis benutzt wird. Varianten sind: „Das kann doch wohl nicht wahr sein“ oder „Das ist doch nicht zu glauben“.
Im 14. Kapitel des Römerbriefes greift Paulus die Spannung zwischen „starken und schwachen“ Glauben der Christen auf. Das gegeneinander Aufrechnen und Ausspielen gefällt ihm nicht. Er zählt einige Beispiele auf. Es geht um Essgewohnheiten mit religiösem Hintergrund, ums Richten und Beurteilen, um Wichtiges und Unwichtiges im Tagesgeschehen, um unterschiedliche Meinungen die aus dem persönlichen Glaubensverständnis heraus entstehen. Die daraus entstehenden Diskrepanzen stören nicht nur, sondern sie zerstören die Gemeinschaft. Paulus mahnt: „Keiner lebt doch nur für sich allein“ und versucht die Christen Rom´s wieder auf eine gemeinsame Linie zu bringen.
Eine Aussage ist der Leitspruch für den Monat April: Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebendige. (V9)
Wieso wählt Paulus für menschliche Schwächen eine so massiv theologische Antwort? Ich ziehe das Bild zu Rate. Wir sehen einen Baum verbunden mit zwei Pfählen. Ich bitte, das Bild mal so zu betrachten, das der Baum die Pfähle stützt.
Für den ersten Satzteil können wir mit viel Phantasie mit dem Baumstamm, den Pfählen, und den Halteseilen die Kreuzigungsgruppe von Golgatha ausmachen. Die grüne Baumkrone verdeutlicht, der Stamm ist kein Totholz sondern das Leben pulsiert in ihm. Halt, halt, werden die meisten sagen, das geht nicht. Der Baum ist doch das schwächste Glied. Stimmt, Gott wird schwach am Kreuz (gestorben). Aber die Schwäche kommt daher, weil er alle unsere Ungereimtheiten und Unversöhnlichkeiten am Stamm von Golgatha erträgt. Ja, in dieser Lage braucht Jesus auch selbst Halt. Das wird deutlich in seinem Ringen im Garten Gethsemane und schließlich dem Wort am Kreuz: „Mein Gott mein Gott, warum hast du mich verlassen“. Aber Karfreitag ist nur ein Aspekt – Ostern der andere. An Ostern gewinnt das Leben die Oberhand. Der Auferstandene trägt die Krone des Lebens davon weil er in der scheinbaren Schwäche den Sieg über Tod und Gottesferne (= Sünde) davonträgt.
Für den zweiten Satzteil „Herr über Tote und Lebendige“ stehen die beiden Pfähle. Sie sind verbunden mit dem Stamm in der Mitte, der zum Baum des Lebens an Ostern geworden ist. Das hat Auswirkungen sagt Paulus. Alle menschlichen Querelen und Wichtigtuereien können dadurch getrost in den Hintergrund treten, damit wir uns nicht an Nebensächlichkeiten festbeißen, sondern das Leben von unserem Ziel her betrachten. Dadurch werden wir in allen Krisen, Auseinandersetzungen und Zweifeln des Lebens einen starken Halt im Leben haben, weil wir eine gänzlich neue Perspektive haben: Die gute Nachricht von Ostern: Gott macht Tote(s) lebendig. Das gilt für irdische Belange wie das Verhalten untereinander oder in Glaubensfragen und für die Zukunft: Unser Herr und Gott wird nochmal uns neues und dann ewiges Leben schenken! D a n k s e i I H M.
euer Hartmut Günther
(ent)scheiden
Holzhacken ist für viele Männer eine wichtige Freizeitbeschäftigung. Manche sehen dies als Plagerei, andere als willkommene Abwechslung zur sitzenden Arbeit an. Wichtig ist das entsprechende Spaltwerkzeug zu benutzen. Die mit viel Holz wählen den Holzspalter, die Gelegenheitshacker eine Axt. In beiden Fällen werden Scheite produziert, die dann nach guter Trocknung kuschlige Wärme im Kessel oder Kamin erzeugen. Dieses Spalten hat das Ziel eine angenehme Raumtemperatur zu schaffen.
In anderen Zusammenhängen reden wir nicht so positiv vom Spalten. Da hinterlässt das aufeinander „Rumhacken“ sogar eine eisige Atmosphäre. Schlechtestenfalls sind dann die Beteiligten geschiedene Leute und gehen sich fortan aus dem Weg und reden nicht mehr miteinander, sondern nur noch übereinander.
In diesem Zwiespalt schmerzlich-menschlicher Erfahrung will uns der Monatsspruch für März trösten und ermutigen: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Römer 8,35 Dabei geht es Paulus, dem Verfasser dieser Aussage, um mehr als menschliche Lieb- und Boshaftigkeiten. Er spricht von Trübsalen, Christenverfolgung, Hungersnöten, Kriegen, Tod und himmlisch-kosmischen Geschehnissen, also von geballten lebensfeindlichen und zerstörerischen Kräften, wovon es uns nur Angst und Bange werden kann. Anderseits müssen wir nüchtern zugeben, auf dieser Welt spielen sich all die genannten Dinge ab. Mal sind sie uns näher und ziehen uns in ihren lähmenden Bann, mal nehmen wir sie kaum wahr. Die Spaltungslinie verläuft hierbei zwischen betroffen sein und verschont geblieben.
Wenn wir noch einmal auf das Bild schauen und die Wucht der Spaltaxt förmlich spüren, dann fragen wir uns besorgt: Was gibt uns Halt im Spalt. Jeden Moment werden die Scheite auseinanderplatzen. Für unsere Welt, Gesellschaft, Gemeinden und manchmal sogar unsere Familien befürchten wir ähnliches. Was lässt Paulus diese gänzlich andere Aussage formulieren? Es ist eine Person! Direkt vor unseren Vers spricht er: Jesus Christus ist hier! Jesus macht den Unterschied. Er ist gestorben und hat damit all die genannten Unbilden gesühnt. Aber es ist nicht dabei geblieben, denn er ist auch auferstanden, weil er der Sieger über Sünde, Tod und Teufel ist und jedem, der ihn vertraut in seine ewige Zukunft mit hineinnimmt.
In der vor uns liegenden Passionszeit sollen wir uns entscheiden, auf was, besser auf wem wir unsere Blicke und unsere Hoffnung richten wollen. Paulus kennt da nur eine vernünftige und zukunftsträchtige Antwort: Jesus! Dazu mein Amen.
Er war begraben drei Tage lang. Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank, denn die Gewalt des Tod´s ist zerstört, selig ist, wer zu Jesus gehört. EG Nr. 116,2
Hartmut Günther
gut lachen
Daran erinnere ich mich gern: Mein Vater, mein großer Bruder und ich stehen vorm Spiegel und versuchen mit „Faxen machen“ den anderen zum Lachen zu bringen. Wer zuerst lachte hatte verloren. Bis heute ist mir das aber auch ein Rätsel, wieso mein Vater da mitgemacht hat, war er doch sonst keine „Spaßkanone“. Nicht selten lachte der zuerst, welcher am meisten Faxen machte. Mit vielen Jahren Abstand resümiere ich: Das war eine gute Übung, über sich selbst von Herzen Lachen zu können.
Das Lachen, um welches es im Monatsspruch Februar geht, ist da wesentlich komplexer. Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen. 1. Mo. 21,6 Das Wort „aber“ deutet schon gewisse Ungereimtheiten an. Im Gesamtzusammenhang des Geschehens lacht nämlich Sara zweimal in der gleichen Sache. Es geht um ihre Mutterschaft im hohen Alter. Das erste Lachen ist ein verbittertes Lachen. Im Grunde genommen lacht sie dabei Gott aus. Der hatte sich selbst aufgemacht um die Freudenbotschaft dem alten und bisher kinderlosen Ehepaar zu verkünden. Er spricht zu Abraham: In einem Jahr werdet ihr ein so lang ersehntes Kind haben – einen Sohn. Sara aber, die hinter der Zeltwand gelauscht hat kann vor Lachen nicht: Jetzt wo wir alles versucht haben, ich längst „keine Tage“ mehr habe und wir steinalt sind, ein Kind! Wer´s glaubt wird selig! Stimmt – der letzte Satz, nur dass eben Sara nicht im Traum daran glaubt, dass bei Gott wirklich kein Ding unmöglich ist.
Ein Jahr später ist es dann soweit, Isaak der Stammhalter ist geboren. Sara kann es immer noch nicht fassen. Ihr Lachen ist „gebremst“, denn wir erfahren Sara hat Skrupel darüber, was wohl die anderen von der Mutterschaft in ihrem hohen Alter denken. Im Luthertext 2017 heißt es: „Gott hat mir ein Lachen zugerichtet“. Das klingt eher nach einem etwas zwangsmäßigen, auf alle Fälle nicht nach einem befreiten Lachen.
Ich komme auf den Spiegel zurück. Lachen hat seinen Grund „im spiegeln des Lebens“.
Ein Witz spiegelt oft ein komisch-groteskes Verhalten von andern und manchmal erwische ich mich sogar selbst dabei. Lachen, freuen und dankbarsein entsteht beim Rückblick auf Gelungenes, oder durch sich zum positiv verändertem. Sara bleibt in ihrem Lachen verhalten. Zu sehr hängt ihr Blick an Erfahrungen voller menschlicher Begrenzung und Unvollkommenheit. Eigentlich schade, wo doch Gott mit ihr und Abraham so viel vorhatte und sie so reich gesegnet hat!
Ergeht es dir vielleicht manchmal ebenso?
Dann rate ich dir, dich täglich für mehrere Minuten am Wort Gottes zu spiegeln. In kirchlichen Kreisen nennen wir das „Stille Zeit“. Lese ein paar Bibelverse (Bibellesepläne gibt es zuhauf) und lasse sie auf dich wirken. Du wirst Freude und Kraft daraus gewinnen. Und wenn du dann noch deinem Spiegelbild morgens ohne an dir „rum-zu-waschen-und-kämmen“ zwei Minuten standhältst, wirst bestimmt über kurz oder lang lächeln müssen. So hast du gleich am Tagesbeginn “gut lachen”!
Hartmut Günther
Ansehen
Was schaust du dir so alles an? Am Morgen dich bestimmt im Spiegel. Da werden mit kaltem Wasser die „Schlaffalten“ aus dem Gesicht gespült und die Haare in Ordnung gebracht. Jede Menge Bilder die dir auf vielen Kanälen gesendet werden. Wenn ich einige Tage „zurück denke“, dann hast du dir bestimmt auch die Weihnachtsgeschenke und die vielen Neujahrsgrüße und Wünsche angesehen. Die Liste wäre noch lang. Ansehen ist das eine, daraus Schlüsse zu ziehen das Andere. Bei der Morgentoilette ist Waschen und Kämmen uns schon in Fleisch und Blut übergegangen. Im Monatsspruch für Januar erfahren wir, was Gott sich so ansieht und was er davon hält. Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. (1. Mose 1,31)
Dieser Satz klingt auf dem ersten Blick etwas narzisstisch. (Wieder mal toll gemacht.) Wer sich jedoch die Mühe macht einmal das ganze erste Kapitel der Bibel zu lesen, der wird feststellen, das „sehr gut“ fällt Gott erst bei längerer Betrachtung auf. Denn an den Feierabenden der ersten fünf Tage kommt er nur zum Urteil: gut. Am Ende des letzten Schöpfungstages und dem damit beginnenden Sabbat (=Ruhetag) ist die Sicht nochmals klarer und umfassender und Gott korrigiert sie nach oben zum sehr gut.
Die Fotomontage zeigt die Erde in einer Geschenkschachtel mit Goldschleife und drückt damit aus, diese Erd- Kugel ist etwas Schönes und Wertvolles. Etwas intensiv anzusehen schafft nämlich ganz oft Ansehen (Wertschätzung). Für Gott ist deshalb die Sache klar: Die Erde bietet Heimat für die Menschen und ist somit unbedingt erhaltenswert! (1. Mo. 2,15)
Nun gilt es für uns Menschen, den Nutzern der Schöpfung, mit dem „sehr Guten“ umzugehen. Das gelingt uns wohl am besten, wenn wir zu der gleichen Sichtweise wie Gott kommen. Vielleicht zeigt Bild zwei einen guten Zugang auf, nämlich mit den uns zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln auf die Welt zu schauen und darüber staunend Gottes Größe und Gabe mit Ansehen zu würdigen.
Hartmut Günther
aus: Singt von Hoffnung Nr. 43, 1 Du Gott bist Herr, der Schöpfer der Welt, der unser Leben trägt und erhält. Der als ein Vater uns niemals verlässt. Und daran glauben, glauben wir fest.
Höher als alle Vernunft – Männer im Vertrauen (Phil. 4,7)
Im Sommer war ich mit meiner neunjährigen Tochter für eine Woche zu Gast im Campingquartier der Männerarbeit an der Ostsee. Mit dem 9-Euro-Ticket sollte die Reise gen Rügen stattfinden. Eine aus meiner Sicht sehr vernünftige Entscheidung. Denn die Reisekasse würde dadurch mindestens eine extra Portion Eis für die Tochter hergeben und ich würde meine Aufmerksamkeit während der Bahnfahrt dem Kind und nicht der Straße schenken können. Mit dem DB-Navigator hatte ich die Route und die Anschlüsse der Züge gründlich geprüft. Also ging es am Samstagmorgen zeitig am Leipziger Hauptbahnhof los. Voller Vertrauen stiegen wir in den Regionalzug Richtung Norden. Nach Stationen in Dessau, Berlin, Stralsund und Binz kamen wir auf die Minute pünktlich mit dem Rasenden Roland in Göhren an. Ein Mann wagt das Vertrauen in die Deutsche Bahn! Höher als alle Vernunft?
Auf dem Zeltplatz mit dem verheißungsvollen Namen „Regenbogen“ fanden wir den Wohnwagen ohne Schwierigkeiten wieder, denn wir waren vor der Coronapandemie schon zwei Mal dort. Nichts hatte sich verändert. Bloß die Schlüsselübergabe funktionierte nicht mehr wie früher von Mann zu Mann. Neuerdings gibt es einen kleinen Safe mit einem Zahlenschloss. Die vierstellige Nummer hatte ich im Kopf und sicherheitshalber auch auf meine Reservierungsbestätigung geschrieben. Doch die technische Lösung erwies sich als Hindernis. Wieder und wieder probierte ich, die vier Rädchen am Zahlenschloss in der richtigen Reihenfolge zu positionieren. Ich versuchte es vorwärts. Ich versuchte es rückwärts. Ich rüttelte am Verschluss. Nichts rührte sich. Höher als alle Vernunft.
Eine menschliche Lösung musste her. Mein Mann des Vertrauens Nummer 1 war mein Vermieter, der Vorsitzende des Fördervereins unserer Männerarbeit. Doch was sollte er am Telefon über 500 Kilometer weiter südlich von Sachsen aus machen? Mein Mann Nummer 2 war ein technischer Mitarbeiter vor Ort. Leider fühlte der sich nicht zuständig, weil ich den Wohnwagen nicht direkt beim Campingplatz gemietet hatte. Mein Mann Nummer 3 war ein freundlicher Dauercamper im benachbarten Bungalow. Aber wie sollte ich ihn ins Vertrauen ziehen? Ein Mann – ein vertrauensvolles Wort, zwei Männer – ein genialer Gedanke: mit vereinten Kräften und mit technischem Sachverstand: Sesam-öffne-Dich. Höher als alle Vernunft!
Meine handwerklich eher ungeschickten Hände dem anderen herzlich zum Dank gereicht und dann zum Gebet gefaltet: Danke, danke, danke. Ihr könnt euch vorstellen, wie froh ich war. Und noch viel fröhlicher hat das erleichterte Gesicht meiner Tochter gemacht. Es folgte eine wunderschöne Woche mit Sommer, Sonne und Strand. Gott sei Lob und Dank!
Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen euch vertrauensvolle Erlebnisse. Dann wird Gottes Friede, der all unser Verstehen übersteigt, eure Herzen und Gedanken bewahren, weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid.
Ihr und euer Erik Panzig
2022
Idylle
Der Begriff Idyll bezeichnet umgangssprachlich ein harmonisch ländliches Leben, welches beschaulich und friedlich auf die menschliche Seele wirkt. Gern reisen wir an Urlaubsorte, wo wir meinen das dort zu finden. Wenn die Tage kürzer werden und das Jahresende naht, dann versuchen wir das sogar in unseren Wohnungen mittels Weihnachtsdekoration „herzustellen“. Wenigstens am Schluss des Jahres möchten wir der Rasanz des Lebens ein wenig Einhalt gebieten und zum inneren Frieden kommen. Was aber, wenn uns ein aufgewühltes Umfeld nicht zur Ruhe und Einkehr kommen lässt? Da brauchen wir am Besten eine Hilfestellung von außerhalb! Vielleicht ist der Monatsspruch für den Dezember so ein Impuls: Utopisch und weltfremd mutet er an, aber „schön wär´s schon“! Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. Jesaja 11,6
Dieser Satz stammt aus einer zukunftsweisenden Voraussage Gottes (Prophetie), wo mitten in kriegerischen Auseinandersetzungen von einem Friedensreich gesprochen wird, welches nicht nur für die Menschen, sondern für die gesamte Schöpfung von Belang ist. Wenn wir diesen Worten Glauben schenken wollen, dann bedarf es eines Vertrauens, welches über unsere Erfahrungen und unsere Logik weit hinausgeht.
Der Künstler und Illustrator Michael Mathias Prechtl (1926-2003) hat das gewagt. Seine Biografie war geprägt vom 2. Weltkrieg. Dort geriet er für fünf Jahre in die Gefangenschaft. Er selbst sagte später: „Die Hölle erzeugen die Menschen selbst, schlimmer als es Menschen gemacht haben, kann es kein Teufel machen.“ Er nahm sich des Bibelverses an und setzte ihn wie zu sehen um; ein total entspanntes Schaf mit einem gebändigten Wolf.
Was mich an diesem Bild anspricht sind die Augen beider Tiere. Das Auge des Schafes schaut ruhig in die Weite. Die Wolfsaugen jedoch blicken genau auf mich. Dabei sind sie nicht furchterregend, eher herausfordernd fragend, vielleicht – „warum hältst du das für unmöglich?“ Wie auch immer, auf alle Fälle wird mir klar, das Bild und Vers etwas mit uns Menschen und mit mir zu tun haben.
Klar ist das Geschehen was das Bild zeigt unnatürlich, aber vor allem deshalb weil die beiden Tiere mit menschlichen Zügen dargestellt werden. Das wollen Künstler wie die Gottesbotschaft sagen: Wir können so miteinander umgehen, weil uns Gott dazu „das Zeug“ geschenkt hat. Aus dieser Sicht der Dinge fragen die Wolfsaugen dann vielleicht: „Und, warum machst du es nicht, dich dem Schutz des Lammes zu unterstellen?“ Zumal wir ja wissen, dass Jesus als Lamm Gottes bezeichnet wird.
Stellt sich zum Schluss die Frage, wer hält eigentlich wem in den Armen? Für mich eindeutig das Schaf (siehe das Vorderbein, es entkräftet die Wolfspranke zum zudrücken)! Nur so ist Vers und Bild stimmig. Ich wünsche dir mehr als nur Idylle, ich wünsche dir den Frieden Gottes der höher ist als alle Vernunft – der uns zu Vernunft und Frieden bringt.
euer Hartmut Günther
Wehe
Wo die Wolkendecke es zuließ, konnte man Ende Oktober diese Sonnenfinsternis in Deutschland beobachten. Heutzutage ist das ein echter „Hingucker“. In grauer Vorzeit lösten diese Naturereignisse jedoch Angst und Schrecken aus. Wer die Gesetze und Laufbahnen der Himmelskörper kennt, der hat seine Freude an den plötzlichen Licht – Finsternis Wechsel. Aber wenn abends unerwartet Stromausfall ist und die noch eben hell erleuchteten Räume und die Flimmerkiste stockdunkel sind, dann finden wir das nicht mehr besonders lustig, denn es bringt unser Leben zumindest für eine gewisse Zeit aus der Normalität. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet!
In diese Richtung verstehe ich die Warnung, welche der Monatsspruch für November beinhaltet: Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen! (Jesaja 5,20)
Dreimal lesen wir die Verkehrung von Werten. Das was in diesem Satz mit dem Wort „wehe“ angeprangert wird ist weder ein seltenes Naturschauspiel noch ein alberner Scherz, sondern ein gezieltes in die Irre führen von Menschen. Wir fragen natürlich sofort: Wer macht denn so was? Die Überschrift für den Textabschnitt in dem unser Vers steht titelt in der Lutherbibel: „Weherufe über die Sünden der Großen“. Na klar, die machen sowieso was sie wollen und drehen alles so hin, dass sie Gewinn daraus schlagen. Hoffentlich reibt denen mal einer diesen Satz unter die Nase! Und wenn sie nicht einlenken? Dann sollte doch aus der Warnung „Wehe“ eine saftige Strafe für diese Burschen erwachsen!
Wenn ich ehrlich bin ist mir diese Auslegung zu platt. Der Satz ist für mich schwergewichtiger. Das „Wehe“ gilt nicht nur altklugen und machtgierigen Menschen, sondern einer perfiden Handlungsweise die dem Gegenspieler Gottes eigen ist: das Durcheinanderbringen! In den drei genannten Beispielen wird solange gedreht und verkehrt bis keiner mehr durchsieht und letztlich alles gerechtfertigt wird – quasi die Lebensordnung Gottes für null und nichtig erklärt. Gott lässt diese Willkür des „Durcheinanderbringers“ nicht zu. Auf Golgatha hat Jesus mit dem „Wehe“ ernst gemacht und Tod, Verderben und Teufel die Macht genommen. Ich bemühe zum Verständnis unser Foto. Obgleich das Dunkle noch da ist, ist es nur (noch) eine „Randerscheinung“. Die Mitte ist das Licht Gottes, das tief in die Dunkelheit hinein strahlt und sie scheinbar vom Zentrum her auflöst.
So vertraue ich darauf, dass jeder der sich dem Licht Gottes aussetzt, das Gute erkennt und tut und damit das Leben der Mitmenschen versüßt. In dem Fall brauchst du dich auch nicht vor dem „Wehe“ zu fürchten.
euer Hartmut Günther
Wunder-Bar
Eine Bar ist etwas herrliches. Es stehen Essen und Trinken zur Auswahl, das man sich selbst nehmen kann oder es wird einem sogar von einer netten Bardame kredenzt. Das Besondere ist, man sieht was im Angebot ist und muss damit eben nicht „die Katze im Sack“ kaufen und bleibt somit meist vor einem Fehlgriff bewahrt.
Dafür kann es aber leicht zu Fehltritten kommen, wenn der „Bar-Knigge“ nicht beachtet wird: Bei Selbstbedienung den Teller oder das Trinkgefäß randvoll machen oder bei Bedienung einfach selbst hinlangen. Das schickt sich nicht und löst leicht Unmut und Zurechtweisung aus.
Diese Vorgedanken möchte ich mit dem Monatsspruch Oktober in Verbindung bringen. Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker. (Off. 15,3)
Da präsentiert uns Gott, der Schöpfer „Himmels und der Erde“ eine wunderbare Welt. Im Bild gesprochen liegt sie offen in seiner darreichenden Hand. Aber anders als auf unserem Bild dargestellt, grabscht die reiche Menschheit ungehemmt von der „Bar voller Wunder“ und füllt sich schamlos und ohne Wort eines Dankes die Taschen. Im zweiten Satz können wir lesen, dass Gott sich das nicht so gedacht hat. Das erste und das letzte Wort ist der Schlüssel zum gottgefälligen Umgang mit der Schöpfung. Gerecht soll es zugehen und alle wunderbaren Dinge sollen für die Menschen aller Völker da sein.
Wie also könnte es anders werden an der „Wunder-Bar“ Gottes? Dazu verhilft der Blick auf unser Bild. Die große Hand deute ich als Gottes Hand. Wer genau hinschaut, der sieht, es ist noch Erde an seinen Fingern. Er hat also nicht die Erde „anno dazumal“ gemacht und sie danach ihrem Schicksal überlassen, nein ER erhält und erneuert sie mit Herzblut und Zuverlässigkeit bis heute. Das zollt meinen Respekt und Dank und schenkt mir Vertrauen und Gelassenheit, weil Gott im Regiment sitzt bei allem Tohuwabohu auf dieser Welt.
Ich schaue auf die kleine Hand, egal ob sie von einem Menschenkind oder Gotteskind ist, zeigt sie an, welches Verhalten an der „Wunder-Bar“ Gottes gefragt ist: gefühlvoll-zärtliche Zurückhaltung! Das Kind, zudem die Hand gehört, hat begriffen, das Nehmen von den Wundern der Schöpfung geht nur über das Einverständnis dessen der die Erde (er)hält gut. Ansonsten wird diese wieder zu dem, wie sie vor ihrem Anbeginn war – Chaos.
Wenn du wissen willst, was Nachhaltigkeit ist und wie sie zu handhaben ist, dann präge dir dieses Bild ein. Gott hält die Erde auch nach der Schöpfung in seiner Hand und wir Menschen sollten sie ihm nicht aus der Hand reißen wollen, denn wir sind nur die Junior- Partner. Das Bild zeigt, das ist keine Schmach, sondern ein großes Glück für uns Menschen.
Hartmut Hartmut — Evangelische Männerarbeit Sachsen
Weisheit
Die Geschwister Weisheit aus Gotha sind Europas größte Hochseiltruppe. Für ihre artistischen Kunststücke in schwindelerregender Höhe ist deren Familiennamen Programm! Klug, wissend, intelligent und verständig durch Erfahrung (Erklärung für Weisheit bei Wikipedia) meistern sie die atemberaubenden Shows.
Daraus schlussfolgere ich, Weisheit ist nicht ausschließlich eine Gabe die man hat oder eben nicht, sondern Weisheit gilt sich auch mittels Willen, Logik und Übung zu erarbeiten. Das ist wichtig um den Monatsspruch für September richtig einzuordnen: Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit (Si. 1,10).
Ich bleibe zunächst an der Steigerungsform von schön hängen. Im Zusammenhang mit Weisheit würde ich da eher „hilfreich, nötig oder nützlich“ verwenden, dient sie doch zum Gelingen eines guten und erfüllten Lebens. Jemand hat mal Weisheit mit „dem richtigen Tun zum richtigen Zeitpunkt“ beschrieben. Ich finde dass eine gute Erklärung, aber sehr rational.
Andere Leute sagen, Weisheit sei die Kunst des Lebens. Da schwingt für mich die Ästhetik mit. So komme ich über das Bild der Geschwister Weisheit doch zum Schönen. Das Bild zeigt einen völlig entspannten Balanceakt der wunderbar anzusehen ist, quasi schwerelos zwischen Himmel und Erde. So wünschten wir uns das Leben!
Die ersten beiden Worte des Bibelverses liefern uns den Schlüssel dazu: Es ist weise Gott zu lieben, dass heißt eine stabile Beziehung zu ihm zu haben und wenn noch nicht, diese anzustreben und aufzubauen. Das Ergebnis wird sich sehr wahrscheinlich nicht sofort zeigen, sondern du wirst wie die Weisheitsgeschwister immer und immer wieder üben und Kraft investieren müssen, ehe sich das Schöne und das Gelingen so für dich und die Welt zu erkennen gibt. Gehe das „Weisheitstraining“ Gott zu lieben in aller Geduld an. Dann wird ein Leben, egal ob du deinen Mann oder auf dem Kopf stehst oder gar „am seidenen Faden hängst“ (siehe Bild), immer gehalten sein.
Hartmut Günther
Paul Gerhard EG 497 – Vers 9 zu verwenden als Gebet
Tritt du zu mir und mache leicht,
was mir sonst fast unmöglich deucht,
und bring zum guten Ende,
was du selbst angefangen hast durch Weisheit deiner Hände.
Evangelische Männerarbeit Sachsen
Gerichtseiche
In vergangenen Zeiten wurden unter Eichen Götter verehrt und Gericht gehalten. Von Bonifatius, dem Apostel der Germanen wird überliefert, dass er die Donar- Eiche(n) fällte, um damit dem Götzenkult für Thor (= Donar) dem Gott der Franken, ein Ende zu setzen. Auch in der Bibel spielen Bäume eine wichtige Rolle. Dort stehen sie für Leben (Baum des Lebens) und für Gerechtigkeit. (Ps.1) Unter diesen Umständen ist wohl der Monatsspruch für August zu verstehen: Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem Herrn, denn er kommt, um die Erde zu richten (1. Chronik 16,33).
Die etwas ungewöhnliche Rede von den jubelnden Bäumen machen den Unterschied zu den heiligen Eichen deutlich. Sie sind herrlich und nützlich, aber eben nicht göttlich. Sie sind ein Teil der Schöpfung und tragen dazu bei das diese im Gleichgewicht bleibt. Der Vergötterung von „Mutter Natur“ erteilt die Bibel eine klare Absage. Sie ist eher ein zu achtendes und zu pflegendes Lebensmittel für uns Menschen und die gesamte Kreatur.
Unter dem Jubel der Bäume verstehe ich zuerst das Rauschen der Blätter im Wind oder das Trommeln des Regen auf das Laub. Wenn aber das große Baumsterben selbst im Sommer den Baum ohne Nadeln oder Blattwerk dastehen lässt, dann ist das ein Zeichen eines schlimmen Gerichts über die Menschheit, denn es zeigt an, die Mittel welche uns zum Leben dienen sind in Gefahr. So ist die Gerichtseiche heutzutage zu deuten.
Wer genau auf das Bild schaut, sieht rechts am Stamm eine Bank stehen. Die Bank ist leer, aber sie lädt ein sich unter den kühlen Schatten des Baumes zu setzen. Du findest bestimmt in deiner Umgebung so einen Platz. Nimm dir die folgenden Zeilen mit sie zu lesen und eine halbe Stunde Zeit darüber nachzusinnen:
Ich wünsche Dir Wurzeln, die in die Erde reichen, dass Du tief gründest in dem, was Dich trägt, und Dich nährt.
Ich wünsche Dir die Kraft, zum festen Stamm zu wachsen, dass Du aufrecht an Deinem Platz stehst und nicht wankst, wenn Stürme toben.
Ich wünsche Dir, dass sich aus Dir Äste frei und stark erheben, und Du mit Deinen Zweigen nach dem Himmel greifst.
Ich wünsche Dir Zukunft, dass Deine Blätter grünen und nach dem Winter Hoffnung neu erblüht, und dass Du, wenn es Zeit ist, Früchte trägst.
Nun beantworte dir die drei Fragen, denn Wünsche erfüllen sich nicht von allein.
- Worin willst du gegründet sein?
- Wer schenkt dir Kraft?
- Was erwartest du vom Griff nach dem Himmel?
Vielleicht geht es dir dann wie David, dem Autor des Bibelverses, der Gott und dessen Gerechtigkeit bejubelt und diese auch in seiner ganzen Schöpfung wahrnimmt.
Hartmut Günther — Evangelische Männerarbeit Sachsen
Durstig
Dieser Tage ist der Durst allgegenwärtig. Aus den Supermärkten und Getränkeshops werden haufenweise Wasserpacks und –kästen und andere Getränke in die Autos verladen und nach Hause gekarrt um der „Trockenheit der Kehle“ in der sommerlichen Hitze begegnen zu können. Der Durst ist ein Signal des gesunden Körpers, bei einem Flüssigkeitsdefizit zu trinken um den nötigen Ausgleich herzustellen. Dieser Reflex wohnt jeder Kreatur inne.
Darum lesen wir im Psalm 42,2-3: Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. (Der fettgedruckte Satz ist der Spruch für den Monat Juli.)
Ich habe absichtlich den Vers 2 dazu genommen um den Unterschied und die Gemeinsamkeit vom Durst der Seele und unserem Trinkbedürfnis deutlich zu machen. Den Durst nach Wasser stillen wir rein automatisch, hingegen lassen wir unsere Seele oft genug auf dem Trockenen liegen. Leider vergessen wir, dass wir sowohl körperlich als auch seelisch lebensgefährlich „dehydrieren und kollabieren“ können, wenn wir den Durst einfach ignorieren.
Fakt ist, der Durst der Seele lässt sich nicht so schnell wie auf dem Trinkbild zu sehen ist stillen. Dazu stellt sich außerdem die Frage, mit was? Geh mal in den Getränkehandel und erkundige dich, ob sie etwas für deinen Seelendurst haben. Bestenfalls wird dir Hochprozentiges als Seelentröster angeboten und mit einem unsicheren Lächeln verkauft. Wie also weiter?
Da lohnt sich ein Blick in den gesamten Psalm. Dieser macht deutlich, unsere Seele lebt vom Gegenüber, sei es Mensch oder Gott. Der Beter erinnert sich zunächst an die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen im Tempel. Wie war dort sein Herz erfüllt, zufrieden und fröhlich, quasi Balsam für die Seele. (V5) Im zweiten Schritt ermahnt er sich gewissermaßen selbst indem er spricht: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Vertraue auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seiner Gegenwart.“ (V6+12)
Ich könnte es so sagen, der Seelendurst lässt sich in keiner Trinkhalle stillen, aber in einer Hallenkirche ist die Chance groß, Gott als Teil deiner Seele zu finden, damit du heil und voller Dankbarkeit und Lebensfreude wirst.
Als Anregung zum Gotteslob ein Kanon, zu finden in Singt von Hoffnung Nr.: o77
Lobe den Herrn, meine Seele, und seinen heiligen Namen.
Was er dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht, Amen.
Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele.
Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele.
Hartmut Günther
Liebeszeichen
Tattoos sind in. Sie schmücken einerseits den Körper und treffen gleichfalls eine Aussage über die Person, die sich das Bild hat stechen lassen. Nicht selten wird wie auf diesem Bild der Liebe zu einen Menschen Ausdruck gegeben, quasi als ein öffentliches Bekenntnis. Wie ein Muttermal gehört nun Bildnis und Namenszug zum Träger. Ob der Monatsspruch für Juni aus dem Buch Hoheslied so zu verstehen ist weiß ich nicht, aber so erschließt er sich für mich am ehesten.
Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinem Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.
In dem gesamten Buch geht es um die Schönheit der Liebe zwischen Mann und Frau. Manchmal sogar erotisch, auf alle Fälle aber bildlich und blumig. Ja, die Bibel „kann auch anders“! Das macht auch Sinn, schließlich ist die erste Anrede Gottes an die Menschen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.“ Um das gut zu verwirklichen bedarf es der Liebe (Herz), der Treue (Anker) und bestenfalls des Kreuzes (was in Zusammenhang mit Jesu Sterben für Vergebung steht). Diese drei Elemente sind im sogenannten „Seemannsgrab“ vereinigt. In früheren Zeiten war dies ein beliebtes Tätowierungsbild.
Als Siegel-Motiv für beständige und starke Liebe ist es also gut passend. Was hat das nun aber mit dem Siegel auf sich? Ein Siegel ist ein Kennzeichen und eine Form der Beglaubigung und Sicherstellung der Unversehrtheit von Gegenständen, Behältnissen und Räumen. In unserem Bibelvers soll also das Siegel die Sicherstellung und Unversehrtheit der Liebe bewirken, damit die Paarbeziehung hält bis sie der Tod scheidet. Solche Bilder und Impulse sind hilfreich, weil sie uns erinnern, was wir an unserer Lebenspartnerin haben. Gut ist es, dies ihr auch immer wieder einmal liebevoll zu sagen. Der nachstehende Liedtext aus einem christlichen Song der 80ér Jahre eignet sich vielleicht dazu, eure Zweisamkeit mal wieder verbal neu zu besiegeln. Es kostet dich nicht mehr als ein wenig Überwindung.
Refrain: Ich danke Gott, dass du da bist. Ich danke ihm, dass es dich gibt. Ich danke Gott, dass du da bist. Ich danke ihm, dass es dich gibt.
- Dein Lachen froh und offen, ich freue mich daran. Du gibst mir neuen Mut für diesen Tag. Dein Reden lässt mich schweigen, ich hör dir gerne zu. Ich lerne, wer du bist und was du fühlst.
- Ich seh in deine Augen, sie sind so tief und klar. Dein Blick tut gut. Er wärmt mich, wenn ich frier. Ich geh an deiner Seite. Du gibst mir deine Hand. Bei dir bin ich geborgen, bin daheim.
- Ich weiß, ich mache Fehler, verletze dich dabei. Ich bitte dich, vergib mir, hab´ Geduld. Du bist für mich einmalig. Ich sehe vieles neu. Ich hab dich lieb und mag dich wie du bist. (Liebeslied, aus „Aufbruch“ Nr. 81)
Hartmut Günther
Blind vor Angst?
Für unseren Monatsspruch bedarf es einer kleinen Vorbetrachtung:
Das Gefühl von Angst oder Verlust ist Maria von Magdala nicht fremd, denn sie suchte Jesu Körper, zwei seiner Jünger fanden ihn ebenfalls nicht und nun war die Verzweiflung groß. So groß, dass sie Jesus nicht einmal erkannte, als er direkt vor ihr stand. Erst seine Worte öffneten ihr Herz und ihre Augen. Nun folgte für Maria von Magdala eine 180°-Wende, denn aus Verzweiflung wurde etwas, dass wir heute auch noch verspüren: Den Drang, Menschen von Jesus zu erzählen, dass dieser auferstanden ist!
Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte. Joh 20,18
Geht es dir auch manchmal so? Du verlierst Jesus aus dem Blick, weil du andere Dinge in deinem Leben priorisierst und am Ende wunderst du dich, warum du innerlich keinen Frieden findest? Mir geht es tatsächlich manchmal so, schuldig im Sinne der Anklage. Was kann man diesbezüglich aus dem Monatsspruch mitnehmen?
Phasen der Verzweiflung sind normal.
Wenn einem alles über den Kopf wächst, verliert man gern mal die Orientierung und richtet sich nach Dingen, welche einem selbst nicht gut tun. „Wir sind auch nur Menschen“ heißt es immer so schön. Da ist es gut, jemanden zu haben, der einem wieder auf die Beine hilft. Seien es Mitmenschen oder ein intensiveres Gebet am heutigen Tag, welches einem persönlich zeigt, dass die Verzweiflung nur eine Momentaufnahme und nicht für die Ewigkeit ist.
Vergiss nicht, was Jesus für dich getan hat.
Mir hilft in diesem Zusammenhang sehr oft, dass ich mir oft bewusst mache und erneut abrufe, was Jesus für einen jeden von uns getan hat. Wir können uns Jesu Qualen am Kreuz nicht vorstellen und können nur demütig auf seine große Gnade schauen, welche er uns jeden Tag neu zeigen möchte. Nur durch die Taten unseres Herrn Jesus sind wir wieder mit Gott vereint und können auf etwas hoffen, was Ungläubige mit dem Lebensende bereits ausschließen: Das ewige Leben bei Gott.
Berichte deinen Mitmenschen (gerade zur Osterzeit) von der frohen Botschaft.
Maria von Magdala unterscheidet sich nicht von uns. Sie durchlebt auch Phasen in ihrem Leben, welche sie zur Verzweiflung bringen. Sie begleitete Jesus, gehörte also auch zum Kreis seiner Jünger und bekam durch die leibhaftige Begegnung mit Christus neue Hoffnung. Heute sehen wir den Herrn nicht mehr wie jeden unserer Mitmenschen, die man vor sich sieht, aber darin liegt gerade die Chance von uns gläubigen Christen. Wir müssen Jesus nicht sehen, sondern sein Wort in Form der Bibel öffnet unser Herz für mehr, als wir es uns vorstellen können. Es macht uns froh, stärkt uns und ermutigt und gleichzeitig, Jesu Geschichte mit Menschen zu teilen, welche verzweifelt, geschwächt oder am Ende ihrer Kraft sind. Lasst uns in diesem Monat Mut-Verteiler sein und mit der Hilfe des Heiligen Geistes Menschen für Jesus begeistern!
Paul Gottwald, Theologie-Student, Praktikant bei der Männerarbeit im Februar/März 2022
Was sagst du dazu?
Kaum flacht die Corona-Diskussion etwas ab, eröffnet sich durch das Ukraine-Geschehen neuer Gesprächsbedarf. Nicht selten werden wir mit der Frage „Was sagst du dazu?“ zu einer Antwort genötigt.
Was wäre denn, wenn wir kurz und bündig mit “Ein Gebet!” unser Gegenüber überraschen würden?
Auf alle Fälle wären wir da schon bei der Umsetzung des Monatsspruches für März.
Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen. Eph. 6, 18
Gedanke 1: Hört nicht auf, weil andere nicht aufhören! Hast du nicht gesehen, gibt es auf einmal in Europa richtigen Krieg und wir stehen nahezu ohnmächtig da. Gut, die Politik versucht ihr Bestes zu geben, aber zum „Aufhören“ hat es noch nicht gereicht. Die Talkrunden die sich ebenfalls damit beschäftigen, werden mit ihren klugen Reden gleich gar nichts verändern. Darum ist Beten nicht nur ein Notnagel, sondern der Friedensdialog, der etwas bewegen kann und wird. Dabei sind du und ich die Gesprächspartner mit dem König der Welt.
Da sind wir bei Gedanke 2 angelangt. Betet im Geist. Das heißt im Geist Gottes. Politiker müssen das globale Kalkül beachten und damit viel Rücksichtnahme walten lassen. Unser Gespräch mit Gott ist hingegen frei. Wir können unsere Ohnmacht Jesus vor die Füße werfen, wir können guten Gewissens beten: Herr mache es gut nach deinem Plan. Wir können Gott eine ganze Liste von Anliegen vorlegen und wir können auch alle auf einmal ihn bestürmen und auf ihn einreden. Er wird damit fertig, denn „ihm ist kein Ding unmöglich“.
Gedanke 3: Harren, wachsam: Ich komme auf das Bild zu sprechen. Unser Hoffen soll nicht das Nachgeplapper von „Rot – Grün“ sein und auch nicht von den „Blauen“ – die gern mit ihren Flügeln viel Wind machen. Unser wachsames Bitten und Flehen soll mit unserem Grips die Menschen im Blick haben (= für die Heiligen bitten). Bei den Heiligen geht es nämlich nicht nur um Fromme und Gläubige, sondern um die von Gott geliebten Menschenkinder. Wer so betet, wird es nicht nur bei Worten belassen können, sondern wo möglich auch bescheidene aber liebevoll-hilfreiche Taten folgen lassen. Diese Art unseres Glaubens soll nicht aufhören: Gebet und gebet (= Aufruf zum geben).
Euer Hartmut
Aus Rundmail LKA Sachsen / Gebetsvorschlag
Gott, wir denken an die Menschen und die Glaubensgeschwister im Baltikum und in Belarus, in Russland und der Ukraine. Wir sind miteinander im Glauben verbunden. Mache uns zum Werkzeug des Friedens in dieser Zeit. Amen.
Evangelische Männerarbeit Sachsen
Ich sorge für dich – Gott sei Dank (Josua 1,9)
An dem Wort „sorglos“ scheiden sich die Geister. Für die einen ist es der Inbegriff höchsten Glücks und für andere der Gipfel der Verantwortungslosigkeit. Jeder hat von seiner Sicht her dafür gute Argumente. Wie wir es auch drehen und wenden, der Umgang mit Sorge und sorgen, bleibt ein schwieriges Unterfangen.
Die Bibel ist in Lebensfragen meist sehr pragmatisch. Josua, der Nachfolger von Mose, bekommt gleich zu Dienstbeginn von Gott ins Stammbuch geschrieben, wie er mit etwaigen Sorgen und der Fürsorge für sein Volk umgehen soll: „Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.” Das heißt zusammengefasst: Keine Sorge, denn ich sorge für dich.
Was ist das für ein Prinzip, das Gott Josua mitgeben will? Für mich ist es der Spannungsbogen der mit Trost beginnt und zum mutig sein führt. Klar weiß Josua, die Fußstapfen von Mose sind riesig und das Volk oft störrisch. Ab jetzt trägt er die Verantwortung, da können schon mal Selbstzweifel aufkommen. Gott appelliert, keine Panik, ich bin bei dir in allem was du tust.
Wovor machen wir uns die meisten Sorgen – vor dem nicht gelingen, vor dem es nicht zu schaffen. Im Lichte Gottes ist das aber nicht schlimm, denn auch da ist er bei und mit uns! Und er fordert auf darüber nicht zu verzagen und stattdessen das zu tun was ansteht.
Das alles gelingt uns aber nur, wenn wir uns Gott immer wieder zuwenden, ansonsten kann ich keine Zuwendung erfahren und noch weniger Zuwendung anderen zuteilwerden lassen. Ich bin dankbar Gottes Fürsorge für mich zu erleben. Das macht es mir leicht für eine ganze Anzahl von Menschen um mich herum ebenfalls fürsorglich da sein zu können. Ich meine sogar, das macht die Gemeinschaft von uns Christen aus.
Wir laden euch 2022 wieder zu ganz verschiedenen Veranstaltungen und Rüstzeiten ein. Begegnung, Austausch, Abstand vom Alltag, Erleben von spektakulär- schöner Natur, ist wie immer ein Teil der Programme. Das Zentrum ist und bleibt jedoch die Gemeinschaft unter Gottes Wort, wo uns seine Nähe zu Teil wird und wir ihm mit Singen und Beten danken. Wir hoffen, dass die Vielfalt der Angebote euch entgegen kommt und animiert dabei zu sein.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen euch 2022 die Erfahrung: Gott sorgt für mich.
2021
Wahrnehmungsvermögen
Gern deuten wir dieses Bild für das Verhalten der anderen – nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. „Ich sehe mir schon lange keine Nachrichten mehr an“, „ich kann das Gerede der Politiker nicht mehr erhören“, „was will man schon dazu sagen“ – sind die Kommentare. Scheinbar machen uns die Umstände und Aufgaben unserer Zeit müde und wir wehren uns sie in Angriff zu nehmen. Hiskia, ein jüdischer König, ist da von anderen „Schrot und Korn“, der Monatsspruch stammt aus seinem Mund. „Neige, Herr, dein Ohr und höre. Öffne, Herr, deine Augen und sieh her“. 2.Könige 19,16
Im vierzehnten Jahr seiner Regierungszeit ziehen die übermächtigen Assyrer gegen Judäa und die Stadt Jerusalem. Die ganzen Länder ringsum sind schon unter der Herrschaft des assyrischen Königs Sanherib. Hiskia versucht es daher mit einem Tribut sein Land frei zu kaufen. Aber Sanherib genügt das nicht, er will Judäa und deren Gott demütigen. Seine Leute machen lautstark Propaganda: „Gebt auf, ihr seid eh verloren.“ Das Volk sagte nichts dazu – und Hiskia? Er ging in Sack und Asche gekleidet in den Tempel. In der Hand hatte er ein Schreiben mit der Kriegserklärung der Assyrer, den breitete er vor Gott aus und betete um Hilfe (die Worte des Monatsspruchs ist die Eröffnung).
Was wir in dieser Welt wahrnehmen – hören und sehen – da bleibt uns nicht selten die „Spucke weg“. Die Probleme dieser Welt scheinen übermächtig zu sein – ein Virus, der uns nicht zur Ruhe kommen lässt, unsere Maßlosigkeit die Armut und Ungerechtigkeit zur Folge hat, die Schöpfung die nicht mit Technologien zu bewahren ist. Sollen wir uns in die „Unabdingbarkeit“ ergeben oder mit wilden Aktionismus antworten?
Ich halte das Handeln Hiskias für wegweisend: Wenn uns menschliche Ohnmacht ereilt, steht uns die Tür zu Gott offen. Dort ist Raum zu Besinnung zu kommen, um unser Leben in dieser Welt einzuordnen. Vielleicht zunächst mit Schweigen, aber bestimmt folgen danach auch Worte, weil wir gewiss sein können, dass Gott uns hört und sieht und uns darum nicht allein lässt. Weil ER uns wahrnimmt, vermögen wir vertrauensvoll zu leben.
Euer Hartmut
Sommer, Urlaub, Sommenschein
Was ist dem Deutschen am Heiligsten? Dass er wieder in den Urlaub fahren kann, am besten auf eine Insel! Jedenfalls bringen die Medien ihre Botschaft so unter die Leute. Eine Lockerung nach der anderen ermöglicht es und wir können uns endlich wieder unsere Urlaubsträume erfüllen. Die „Urlaubsindustrie“ steht schon in den Startlöchern. Die Zahl der Urlaubsreisenden war in Deutschland 2019 so hoch wie nie zuvor. Eine Statistik meint, 55 Millionen Personen sollen mindestens fünf Tagen unterwegs gewesen sein. (Und die andere 28 Millionen?)
Wer Urlaub nehmen möchte, benötigt eine Genehmigung des Arbeitgebers. Selbstständige können Urlaub nach eigenem Ermessen machen, aber aus Rücksicht auf Erfordernisse und Verpflichtungen bleiben ihnen nur wenige Tage. Auch ein wesentlicher Teil von Bürgen ist aus finanziellen und anderen Gründen gar nicht in der Lage, in den Urlaub zu fahren. Sprachgeschichtlich, aus der Zeit des Mittelalters, geht der Begriff auf „Er-laubnis“ zurück. Ritter baten ihren Lehnsherren um Erlaubnis, zu gehen. Oder wenn die Ernte eingebracht war, konnten die Lohnarbeiter um „Erlaubnis“ bitten, zum Tanz wegzugehen. Bei einem guten Bauern und Arbeitgeber bekamen sie dazu ein „Trinkgeld“. So richtig taucht der Begriff aber erst ab dem 18. Jahrhundert beim Militär auf. Nach dem Feldzug gingen die Soldaten in den Heimat-Urlaub.
In der Bibel kommt der Begriff „Urlaub“ oder auch ein ähnlicher Gedanke nicht vor, auch wenn von ein paar Personen erzählt wird, dass sie Reisende waren. Zum Beispiel der Finanzminister aus Äthiopien oder die Königin von Saba. Reisen war aber in dieser Zeit nur den ganz Großen vorbethalten. Die Reisen des Paulus waren eher eine Strapaze als Urlaub.
Der Urlaub soll der Entspannung dienen, so flöten es uns die Kataloge und Internetauftritte vor. Entspannung gibt es schon in der Bibel und sie drückt es so aus: 2. Mose 20,9-11 Eine Übertragung des Feiertags-Gebots: Sechs Tage sollst du deine Arbeit verrichten, aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, der mir, dem HERRN, deinem Gott, gehört. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten, weder du noch deine Kinder, weder deine Angestellten, auch nicht deine Tiere oder der Fremde, der bei dir lebt. Denn in sechs Tagen habe ich, der HERR, den Himmel, die Erde und alles, was lebt geschaffen. Aber am siebten Tag ruhte ich. Darum habe ich den Feiertag gesegnet und für heilig erklärt. Welch ein gewaltiger Fortschritt, nicht: „Nur Arbeit war sein Leben“, sondern Entspannung aller sieben Tage und Beziehungspflege zu deinem Schöpfer und zu deinen Mitmenschen. Und weil es für die Menschenseele so wichtig ist, wird es sogar geboten.
Es weiß jeder, dass die Ruhezeiten und das Miteinander in der Familie und Gemeinschaften uns gut tun und wie wir wieder Kraft für den Alltag schöpfen können. Es kommt auf die Balance an zwischen Entspannung und Anspannung. Was für ein Privileg haben wir, dass wir mit „Er-laubnis“ rechnen können, um Urlaub zu machen. Es ist jedenfalls keine Selbstverständlichkeit und ob es verdient ist, muss jeder selbst entscheiden. Aber es ist ein Geschenk. Das möchte ich nicht vergessen.
Ich wünsche allen Lesern einen erholsamen, entspannten und von Gott gesegneten Urlaub!
Karsten Schriever
Wer hat das Sagen?
Apostelgeschichte 5,29
Mir fällt es schwer mich zu entscheiden. Was tue ich nur? Es gibt ja Erwartungen an mich, und ich will niemanden enttäuschen. Da kann ich doch nicht „Nein“ sagen. Oder? Meine Worte winden sich, um es allen wenigstens ein bisschen recht zu machen …
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ So hatte Petrus Stellung bezogen (Apostelgeschichte 5, 29). Man hatte ihm und den anderen Aposteln Redeverbot erteilt. Doch weil sie sich nicht daran hielten, waren sie ins Gefängnis geworfen worden. Es gab ein Verhör in der obersten Behörde des Judentums. Aber sie durften nichts von Jesus erzählen.
Doch gerade darum ging es doch ja. Sie hatten etwas zu erzählen: Von ihrer Begegnung mit Jesus. Sein Ruf der Erweckung hatte so viel bei ihnen ausgelöst, dass sie mit ihm seit Jahren unterwegs waren. Ihre Erlebnisse mit ihm und die Erfahrungen mit seinem Geist, davon konnten sie nicht schweigen. Zu viel Bemerkenswertes hatten sie erfahren. Und Jesus hatte sie beauftragt, an seiner Stelle das Wort Gottes weiterzusagen. Sein Weg und Gottes Zusage waren in ihnen so lebendig! Was kann ein menschliches Predigtverbot dagegen ausrichten?
Das erkennt schließlich auch der Hohepriester, der sie verhört. Die Apostel werden freigelassen. Der Hohepriester weiß, dass ihre Worte und ihr Tun nichts ausrichten, wenn sie von Menschen sind. Sind sie aber von Gott, so kann kein Mensch etwas dagegen tun.
Worauf vertrauen und hören wir heute? Den Nachrichten der kommerziellen Medien? Den Äußerungen von Wahlkämpfern, die um Stimmen werben? Den News aus dem Web – deren Absender verborgen bleiben wollen? Hören wir auf Gott und vertrauen seiner Kraft! Prüfen wir die Dinge. Steht es Jesu Botschaft entgegen, was Menschen von uns erwarten oder hören wollen? Entscheiden wir uns für Gott und seine Liebe. Er hat mich als Menschen im Blick und meinen Nächsten – auch den mit der anderen Meinung. Gott hat die größere Weitsicht und weiß, was das Richtige ist. Um Entscheidungen in seinem Geist bete ich.
Ihr Pfarrer Diethelm Eckhardt
Das Messer auf die Brust setzen
Lukas 2,35
Was ist nur los in unserem Land, wenn Todeslisten via Internet kursieren? Strafrechtlich wird das als Morddrohung, schlimmstenfalls als Mordversuch geahndet, wenn jemand einen anderen mit einer Waffe bedroht. Wenn er dann noch zusticht, wird das Nachwort „Versuch“ gestrichen.
Wir lesen im Zusammenhang mit dem Dankopfer von Maria und Josef für die Geburt Jesu ein seltsames Bibelwort. Da wird berichtet, dass der fromme Simeon die Eltern segnet und dabei zu Maria spricht: Durch deine Seele wird ein Schwert dringen.
Wenn jemanden sprichwörtlich „das Messer auf die Brust setzt“, dann ist das eine körperliche Erpressung um – was auch immer – zu beschleunigen oder überhaupt in die Gänge zu bekommen.
Was soll dieser Spruch an eine junge glückliche Mutter? Wird sie nicht noch früh genug Schmerzen empfinden und erleiden ob ihres Kindes? Ich finde keine schlüssige Antwort, ob das aus Gottes Sicht ein „Vorbereitungskurs auf Zukünftiges“ für Maria war.
Eins möchte ich jedoch den Vätern und uns allen sagen: Es ist eine Illusion, dass wir uns, unsere Kinder, der Staat uns… vor jedem Übel, Krankheit, Not, oder Unbegreiflichem… beschützen könnten.
Die Redeweise es ist „5 vor 12“ kann ich nicht mehr erhören. Sie suggeriert, wir könnten – wenn wir nur wollten – alles vermeiden. Wenn es dann doch nicht gelingt, ist immer einer schuld – notfalls Gott. Ich glaube, so funktioniert das Leben nicht, sondern es folgt anderen, von uns oft unabhängigen Regeln. Darum ist es verboten, dem anderen das Messer auf die Brust zu setzen. Und dennoch wird es Leid und Tod geben, welches uns im innersten des Herzens treffen wird. Wer das weiß und damit rechnet, der wird anders handlungsaktiv bleiben (keine Selbstjustiz) und trotz Schmerzen nicht am Leben verzweifeln. (siehe Foto)
Herzlichst Hartmut Günther
Wo Licht ist, ist auch Schatten?
Wir kennen diesen Ausspruch: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Meistens sehen wir nicht die Lichtseite, sondern uns fällt zuerst das Negative auf, die Schattenseite: Die Probleme oder das, was uns Sorgen bereitet – bei all dem Schönen trotz der Sonnenseite.
Beim Pilgern habe ich an schönen Tagen meistens einen Schatten mitlaufen. Manchmal hat er mich auch schon zum Nachdenken gebracht. Ich habe sogar schon versucht, über meinen Schatten zu springen. Aber mit der Last auf dem Rücken macht sich das überhaupt nicht gut. Und am Ende des Tages wird der Schatten sogar noch größer.
Ich staune über die Fotografen, sie sind so richtige Licht- und Schatten-Künstler. Sie schaffen es, den Schatten mit Hilfe von Licht so zu retuschieren, dass man ihn nicht mehr sieht. Klasse, aber leider ist er dennoch da – der Schatten meines Lebens. Die Schattenseiten, die ich sooft nicht wahrhaben möchte und die mich auf Schritt und Tritt begleiten.
„Wende dein Gesicht zur Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich,“ – soll ein Spruch aus Afrika sein. Der passt auch gut in unsere Zeit. Am besten wegschauen von den Schatten, die uns verfolgen. Wir wollen uns auf der Sonnenseite des Lebens vergnügen. Wir wollen uns im Licht bewegen. Es ist zwar ausgesprochen wichtig, aber es bringt immer den Schatten mit sich. Leider reicht das Sonnenlicht dazu nicht aus.
Es gibt noch ein viel bedeutenderes Licht: Im Johannesevangelium 8,12 spricht Jesus: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben. Dieses Licht, vom Schöpfer selbst kommend, ist anders, als sein geschaffenes Licht. Es strahlt wirklich ohne Schatten! Der Auferstandene möchte, dass du dich von seinem Licht bestrahlen lässt. Und die Schattenseiten deines Lebens von Gottes Gnade bestrahlt werden.
Aus diesem Grund feiern wir Ostern.
Mit herzlichen Grüßen, Karsten Schriever
Wenn Steine reden
Habt ihr auch am 18. Februar 2021 gespannt auf die Marslandung gewartet?
Freudenjubel bei den Landungsmitarbeitern! Meine Hochachtung, was Menschen heutzutage alles fertig bekommen. Nun werden Steine und anderes Material gesammelt und man ist gespannt, was sie „erzählen“ werden. Natürlich können Steine nicht reden. Aber sie geben Aufschluss, helfen zu erinnern, mahnen oder regen zum Nachdenken an. Gedenksteine, Grabsteine, Stolpersteine, Mauersteine, Grenzsteine … oder eben Steine vom Mars.
Unsere Familie ist steinreich! Nicht nur weil wir in Steinigtwolmsdorf OT Weifa wohnen, sondern weil wir ein Haus aus Stein (Ziegel) haben. Steinreich bezeichnete man in früheren Zeiten Menschen, die ihre Häuser nicht wie gewöhnlich aus Holz, sondern aus Stein bauten. Also reden Steine doch – oder?
Jesus spricht von Steinen, die schreien werden. Im Monatsspruch für März heißt es: „Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden (seine Jünger), so werden die Steine schreien.” Lukas 19,40
Die Jünger sollen schweigen und den Jubel einstellen über den versprochenen Messias, den König, der im Namen des Herrn kommt! Der Jubel über Gott und sein Handeln soll zum Schweigen gebracht werden, so die Forderung der Pharisäer. Das wird bis in die heutige Zeit versucht. Doch es ist nicht gelungen, denn selbst Steine reden nach 2000 Jahren immer noch. Ob Grab- oder Gedenksteine, Mauersteine von Kirchen usw. Ja sogar das Gestein vom Mars wird reden, denn Gott unser Vater ist Herr dieser Welt. Vom Anfang der Schöpfung bis zur Landung auf dem Mars und bis in alle Ewigkeit.
ER will uns sagen: Staunt was ICH alles geschaffen habe. Staunt wie ICH aus Liebe zu euch Menschen meinen eigenen Sohn für euch gegeben habe. Staunt und glaubt, dass ICH auch euer Leben von Anfang bis Ende voll im Blick habe und dass ICH es aus lauter Liebe zu euch gut meine. Staunt darüber und glaubt es fest.
Viele Menschen, die die Botschaft vom Sohn Gottes verbreitet haben, sind zum Schweigen gebracht worden. Aber die Botschaft, die gute Nachricht ist nicht verhallt. Nach wie vor redet Gott durch Menschen und auch durch Steine, weil wir ihm so am Herzen liegen. Die Marslandung hat viele zum Jubeln gebracht. Haben wir nicht einen viel größeren Grund zum Jubeln?
Mit herzlichen Grüßen, Peter Pantke
Freut euch …
Lukas 10,20
Ich heiße Erik. Mein Name verrät etwas über die Sehnsüchte meiner Eltern. In den 1970er Jahren war es für sie nicht möglich, ins westliche Ausland zu reisen. Die Grenzen der DDR waren nur nach Osten hin offen.
Viele meiner Altersgenossen in Leipzig hatten Vornamen aus westlichen Ländern. Meine Klassenkameraden hießen André, Sven, Jens, Dirk, Mario. Keiner hieß Wladimir, Walter, Erich oder Egon. Aber auch christliche Namen gab es keine.
Namen werden heutzutage zur Geburt vergeben. Und meistens überlegen sich die Eltern sehr genau, wie das Kind denn nun heißen soll. Das war in deutschen Landen nicht immer so. Bestes Beispiel ist Martin Luther; geboren am 10. und getauft am 11. November auf den Namen des Heiligen des Tages, Martin von Tours.
Mein Tauftag liegt ein halbes Jahr nach meinem Geburtstag. Erst spät ist mir das konkrete Datum bewusst geworden. Doch es ist der Tag, an dem mein Leben mit Gott in Verbindung gebracht wurde. Meinen Eltern genügte es nicht, dass ich gesund und munter auf die Welt gekommen bin. Heute reicht das vielen schon als großes Geschenk der Gnade Gottes.
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praise posterAls Christ glaube ich, dass mein Name im Himmel verzeichnet ist. Er ist nicht nur in das Taufregister meiner Kirche eingetragen sondern in das Buch des Lebens eingeschrieben worden. Dort steht er für immer und ewig. Ich glaube sogar, dass mein Name bei Gott bereits feststand, bevor meine Eltern auf die Idee kamen, ihn mir zu geben.
Mein Taufspruch lautet übrigens: „Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1)
Im Judentum besteht die Vorstellung, dass, wenn man den Namen eines Menschen kennt, nicht bloß ein Wort kennt; sondern dass man schon in Beziehung zu diesem Menschen ist. Denn man kann diesen Menschen mit seinem Namen ansprechen.
Ich mache die Erfahrung, dass sich die Beziehung zu einem Menschen anders entwickelt, wenn ich ihn bei seinem Namen anspreche. Jedenfalls freue ich mich, wenn mein Gesprächspartner das tut.
So ist es auch mit und bei Gott. Ich freue mich, dass Gott mich mit Namen kennt und mich persönlich anspricht. Und auch ich kenne seinen Namen.
Amen
Ein guter Start
Alles ist gut geplant, die Sitzung im Röhrsdorfer Park, eine gute Autostunde habe ich Zeit. Ich setze mich ins Auto und werfe den Anlasser an: Blub, blub, blub und dann ist wieder Stille. Nichts bewegt sich, kein Start, die Batterie ist platt. War es mein Fehler, habe ich vergessen, etwas auszuschalten? Die Batterie war doch noch gar nicht so alt. Da, mein Fehler! Das Handschuhfach war auf und das kleine Lämpchen hat sein Bestes getan. Aber wie jetzt weiter? Starthilfekabel habe ich ja, schnell zum Nachbarn, die Zeit läuft davon. Ja, ich habe das Glück, dass mir der eine oder andere Nachbar auch helfen kann. Das Auto springt an und ich fahre mit Verspätung los in Richtung Autobahn. Dabei höre ich, dass die Autobahn wegen eines schweren Unfalls gesperrt ist. Ich habe noch die Gelegenheit, auf der Landstraße die Umleitung zu fahren und damit auch Zeit zum Nachdenken.
Fehlstart oder doch ein guter Start?
Was wäre wenn? Wenn ich jetzt im Autobahnstau steckte oder womöglich mit im Unfall verwickelt wäre? War das alles eine Führung Gottes? Meine Dussligkeit mit dem Handschuhfach, von Gott arrangiert? Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, ob Gott so die Fahrpläne der Menschen strickt? Aber was ich weiß: Gott ist da und mein Leben ist ihm nicht egal. Und dass er Dussligkeiten für einen guten Zweck verwenden kann.
Der Start ins 2021 scheint für manch einen wie ein Fehlstart zu wirken; es macht nur noch blub, blub, … Könnte es sein, dass hier auch ein Sinn dahinter steht? Dass der Start zwar ein ganz anderer ist, aber dennoch ein guter?
Und was hat dieser Start mit dem neuen Monatsspruch für Januar 2021 zu tun? Psalm 4,7 „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ Da bleibt nur die Bitte: „Herr lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes.“
Ich wünsche euch einen gesegneten Start mit Gott, gerade dann, wenn es anders wird als geplant. Er hat das Starthilfekabel schon für dich bereitgelegt.
Karsten Schriever