Nerven wie Stahlseile
Rund um den Dachstein gibt es jede Menge Klettersteige die den Bergfreunden spannende Felserlebnisse ermöglichen. Das gute an diesen Routen ist das gesicherte Bergsteigen an Stahlseilen. Unsere Gruppe bezog Quartier in einer urigen Berghütte auf 1000m, mit freien Blick auf den Hallstädter See und den Dachstein. Da die Wetterprognose „Gemischtes“ ankündigte, nutzen wir sofort den ersten Tag mit Sonnenschein und bestiegen den Drachenfels über einen mittelschweren Eisenweg, der Leitern, Steilwände mit leichten Überhängen, kurze Gratpassagen und eine luftige Seilbrücke bot. Da war es gut, dass Stahlseile uns Halt gaben und dadurch unsere Nerven beruhigten. Nach einem nicht weniger anstrengenden Abstieg auf sehr rustikalen Pfaden, gönnten wir uns noch ein Bad im glasklaren Mondsee. Am Tag zwei lag der Nervenkitzel weniger an den Felswänden, sondern in der Entscheidung den Tag bei Regen zu strukturieren. Wir nutzten „ein regenfreies Fenster“ am Vormittag für einen kurzen Steig vor unserer Haustür. Wir schafften es gerade so auf den Gipfel bevor der Nieselregen einsetzte, Sicht null Prozent. Dennoch gingen wir frohgemut danach zurück ins Quartier.




Rüstzeiten haben ja nicht nur sportlich-touristische Inhalte, sondern auch ein glaubensstärkendes Programm. Wenn bei strömenden Regen das Haus bevorzugt wird, darf das Bibelgespräch auch mal etwas länger ausfallen. So hatten wir am Nachmittag gut Zeit das Thema „Nerven, in Ohnmachtszeiten“ zu beackern. Mit Mt. 27,1-14 lag ein Passionstext zu Grunde, wo verschiedene Leute an den ihnen gesetzten Grenzen zu knaupeln hatten: Der Klerus konnte nicht so mit Jesus verfahren, wie er es gern gewollt hätte. Judas wollte gern sein Tun korrigieren, aber der Hohe Rat ließ ihn einfach auflaufen – da gingen ihm die Nerven durch und er setzte seinem Leben ein jähes Ende. Im Gegenzug profitierte der Rat von dem zurück geschleuderten Blutgeld des reuigen Judas. Zum Schluss erfahren wir in dem Text, dass Jesus die Anklage ohne sich zu rechtfertigen erträgt. In den (Gruppen) Gesprächen gab es genügend „Stoff“ und Impulse Querverbindungen zu unserem Leben zu ziehen. Fazit: In solchen Situationen bedarf es nicht nur starker Nerven, sondern auch einen guten Rückenhalt bei Gott und das nötige Verständnis von Menschen.
In der Erarbeitung von Psalm 8 ging es um „Nerven, um Mensch zu sein“ – denn unsere Bedeutung im Kosmos fällt nicht ins Gewicht. Gott hingegen adelt uns indem wir „wenig geringer als ER selbst gemacht sind“. Wie das praktisch aussieht, dazu schenkt der Psalm 103 Einblicke. Gott hat uns Hirn und Nerven geschenkt unser Leben einzuschätzen und zu gestalten. Wir können dabei erkennen, dass die Beziehung zu IHM uns zu Zufriedenheit und Dankbarkeit führt. Diese Bibelarbeit stand unter dem Titel „Nerven zum resümieren“. Nerven benötigen wir auch im Zusammenleben mit anderen Menschen. Für diese Überlegungen boten die Bibelexte Jh. 8,3-11 und 5.Mose 6,1-7+11-12 die Grundlage.





Mitte der Woche wurden uns zwei Sonnentage am Stück zuteil. Diese nutzten wir für unsere Zweitagestour, die Dachsteinbesteigung. Dafür standen 2100hm zu Fuß an. Von den reizvollen Gosauseen ging es zunächst bis zur Adamekhütte. Dort übernachteten wir. Am nächsten Morgen wechselten wir erst mal zum Kletterseil, denn Gletscher haben Spalten! Angeseilt und mit Steigeisen ausgestattet erreichten wir sicher den einfach zu bewältigenden Klettersteig. Am Gipfel des fast Dreitausenders konnten wir das grandiose Panorama bei bester Sicht geniesen. Auch wenn es von da ab nur bergab ging verlangte der Rückweg die volle Konzentration von uns.
Der letzte Tag war wieder vom Regen dominiert. Zunächst dachten wir ein „Trockenfenster“ für eine Vormittagstour zu finden, aber noch vor dem Einstieg goss es schon in Bindfäden. Wir besuchten darum eine Höhle. Als wir sie verließen war es wieder mal regenfrei. Mutig wagten wir einen kurzen (45min) Steig. Jedoch war uns das Wetter auf halber Stecke nicht mehr gewogen. Erst Nieselregen, dann zunehmender Regen. Zu allem Ungemach war eine kleine Gruppe von uns sehr unsicher. An einer Seilbrücke mussten wir dadurch über 20min im Regen wartend anstehen. Im letzten Abschnitt lief dann das Wasser an den Felsen herunter. Da galt es nochmals die Nerven zu behalten, konzentriert bleiben und kräftig zupacken. Alle kamen unversehrt auf den Wanderweg zurück und dann schnurstraks zu unseren beiden Bussen. Nach heißer Dusche und starken Kaffee in unserer Hütte waren wir sehr dankbar über diesen wechselvollen Tag.
Text: H. Günther / Fotos: Teilnehmer

