Andachten
Das Wort vom Kreuz ist eine Gotteskraft und keine heiße Luft. Deshalb gibt es hier monatlich einen Impuls zum Innehalten und zum reflektieren. Wo stehe ich? Welchen Weg will ich gehen? Was ist mir wichtig? Die vorgestellten Andachten können zu diesen Fragen eine Hilfe sein und dürfen auch gerne weiter gegeben werden.
2025
verloren
Man ahnt nicht was sich alles in Fundbüros stapelt. Und noch erstaunlicher ist, das so wenig Menschen die etwas verloren haben dort nachfragen ob es vielleicht in dieser Sammelstelle abgegeben worden ist. Das Fazit dieses Faktes ist doch, vielen Menschen ist der Verlust zum Großteil egal. Ehe sie sich mit der Suche abmühen, halten sie lieber Ausschau nach Neuen, was das Verlorengegangene ersetzt. So liegen tausende Gegenstände ungeachtet irgendwo herum oder eben in den Depots von Fundbüros, wo die Dinge bestenfalls an neue Besitzer zu Schnäppchenpreisen versteigert werden. Eine ganzandere Verhaltensweise offeriert uns der Monatsspruch für den Monat November: Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. Hes. 34,16

Wer den Vers im Textzusammenhang im Buch Hesekiel liest stellt fest, da geht es nicht um Dinge, sondern um Personen – nämlich um die Menschen des Volkes Israel. Weil aber die Bibel nicht nur aus dem Alten Testament besteht, dürfen wir die Zusage Gottes gern auf das neue Gottesvolk übertragen, welches sich bis heute und bis hin zu uns erstreckt. Was verlieren die Menschen damals wie heute, dass zu Verirrung, Verwundung und Schwäche führt? Ich fasse es zusammen in den Begriff: Gesinnung, also die geistige und sittliche Grundhaltung eines Menschen, die seine Einstellungen, Überzeugungen und Denkweisen prägt und sich in seinen Handlungen und Urteilen widerspiegelt. Und zwar ist es die Gesinnung die von den Werten der Gottesbeziehung und seines Wortes geprägt ist. Hesekiel macht das Dilemma am Hirtenbild deutlich. Wenn Menschen aus egoistischen Vorteilen Werte und Moral samt den An- und Zuspruch Gottes über Bord werfen und sich selbst zum Maßstab machen, dann geht Nächstenliebe verloren. Wir verirren uns im Haben statt im Sein. Jegliche Zufriedenheit erleidet Wunden und das (Selbst-) Vertrauen schwächelt. Hesekiel beschreibt diesen Zustand: „Wehe den Hirten, die sich nur selbst weiden. Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?“ (34,2) Das ist keine Drohung an die schlechten Hirten an sich, sondern das „wehe“ ist die Not für die Herde. So das Szenario.
Nun aber die gute Nachricht, Gott bleibt nicht Zuschauer, sondern er greift zu Gunsten der Herde, also auch dir und mir, ein. Sein Einsatz ist; suchen, zurückbringen, verbinden und stärken. In den Versen 23-24 schlägt der Prophet Hesekiel den Bogen sogar bis hin zu Jesus. Dort ist zu lesen „mein Knecht David“ (diese Formulierung wird prophetisch immer auf Jesus bezogen) soll das „ich will“ was Gott spricht umsetzten. Nicht umsonst sagt Jesus darum von sich „Ich bin der gute Hirte“.
Ich komme zum Schluss wieder aufs Fundbüro. Dort liegt Verlorenes zur Wiedergabe bereit. Der, dem es abhandengekommen ist, muss sich allerdings dahin aufmachen, fragen ob es abgegeben wurde und er muss sich auch glaubhaft als Eigentümer erklären. Dann wird er es erhalten. Diese Hürde ist manch einem zu hoch, darum lässt er den Gang dahin. Ich erachte die Gemeinde der Kinder Gottes als zentrales Fundbüro für unser Menschsein, Gottvertrauen, Lebenssinn und Lebensziel. Dort liegt alles Lebenswichtige für dich bereit.
Hartmut Günther
mittendrin
Weil ich immer noch Landkartennutzer bin und keine Navi-Stimme mir den Weg weist, frage ich ab und an Leute nach dem Weg oder will mich zumindest versichern ob ich richtig liege. Wenn es jedoch um den Himmel und das Reich Gottes geht, werden wohl die Aussagen von Navi und Menschen beide nicht ausreichen. Zum Glück haben wir in der Bibel eine Stellungnahme von Jesus höchst persönlich. Als die angesehenen und theologisch kenntnisreichen Pharisäer ihn fragen wie, wann, wo ist mit dem Reich Gottes zu rechnen, bekommen sie zur Antwort: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lk. 17,21) Das ist der Leitvers für den Monat Oktober. Zugegeben, mit konkreten Daten ist da nichts. Im Vers zuvor betont Jesus, dieses Reich ist nicht zu beobachten wie Länder und Reiche dieser Welt. Um daraus dennoch eine erhellende Information zu gewinnen, hilft uns die weihnachtliche Figur des Bornkinnels weiter. Das Wiegenkind Jesus ist in einen roten Königsmantel gehüllt und hat die rechte Hand zum Segen erhoben. In der Linken hält er eine mit einem Kreuz bekrönte Erdkugel. Diese Darstellung gibt es seit dem Mittelalter und will sagen, mit dem Kommen Gottes in diese Welt in der Person Jesus als Mensch, haben wir den Himmel auf Erden.


Das jedoch nicht aus unserer Kraft und Können, sondern allein aus der Gegenwart Jesu weil er Himmlisches bringt. Die Theologie definiert dieses Geschehen mit dem Wort „Salvator mundi“ (lat.) was übersetzt heißt „Erlöser bzw. Heiland der Welt“.
Varation davon: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 das stilisierte „Kugelkreuz“ zum Neuanfang der evangelischen Jugendarbeit in Deutschland festgelegt und als Signet und Anstecker etabliert. Wikipedia schreibt dazu: „Das Zeichen steht für den Glauben an Jesus Christus und die Überwindung der Angst in der Welt.“
Das heißt praktisch: Zunächst ist das für mich ein Wachrüttler, mit der Konsequenz den Satz „Wo war denn Gott als…“ aus meinen Denken und Reden zu streichen. Wenn das Reich Gottes unter uns ist, dann ist er auch da – und zwar mittendrin in all den schönen und ebenfalls auch in allen grausamen Geschehnissen. Das macht sie nicht zwangsmäßig besser, kürzer, wenig anstrengender oder günstiger, aber ER hat auf jeden Fall die volle Kenntnis von all dem, was sich auf Erden abspielt. Und ich bin mir sicher, ER ist nicht nur Zuschauer. Jesus war in seinem Erdendasein immer aktiv. So wird er es auch in seiner Verheißung „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ weiter beibehalten.
Er wird heilen, trösten, segnen, vergeben, gute Nachrichten aussäen, mitten in einer verlorenen und gefallenen Welt. Das schenkt mir Hoffnung, Zufriedenheit und Lebensmut.
Und so ist es selbstverständlich dieser Gegenwart Gottes mein Leben anzuvertrauen. In den negativen und schwierigen Umständen machen wir das ja gern, da rechnen wir mit seinem Schutz und seiner Fürsorge. Aber ich denke, Gott rechnet auch mit mir und mit dir, wenn es anzupacken gilt um das Leben auf dieser Erde in allen seinen Fassetten zu fördern und zu bewahren. Dann wird das Reich Gottes kein Fremdgebiet in dieser Welt mehr sein, sondern uns schon jetzt zur Heimat werden. Ich fühl mich darin sehr wohl.
Hartmut Günther
Muskelkater
Dieses blumige Wort haben wir einfach mal „eingedeutscht“, denn es geht hierbei nicht um einen starken Kater, sondern um einen Muskel-Katarrh (=Entzündung). Diese Entzündung entsteht oft bei körperlicher Überanstrengung. Meist schätzen wir uns nicht richtig ein, meinen „das geht schon noch“ und siehe da, am nächsten Tag tut uns alles weh. Dann dauert es etwa zehn Tage bis die feinen Risse im Muskelgewerbe wieder ausgeheilt sind. Der Vers, welcher uns durch den Monat September begleiten soll lautet: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke.“ (Psalm 46,2) Es ist ein Mut machender Vers, weil Gott uns zur Seite steht. Gleichzeitig ist er auch verführerisch, weil wir ganz schnell denken, mit Gott gemeinsam kann ja gar nichts schief gehen, also los, packen wir´s an! Ich komme auf diese Gedanken, weil der Monatsspruch nämlich in der Bibel nicht mit einem Punkt endet sondern nur ein Halbsatz ist und nach dem Komma weitergeht; … eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

Da liegt ja eine ganz andere Lebenserfahrung zu Grunde! Das ist Hoffnung in der Ohnmacht und zur Verfügung gestellte Kraft um da heraus zu kommen. Aus der zweiten Satzhälfte und den sich mehrmals wiederholenden Kehrvers „Gott ist unser Schutz“ hören wir heraus, wir Menschen bekommen unsere Lebenssicherung nicht allein gebacken. Das ist eine schmerzliche aber lebenswichtige Erkenntnis.
Was machen wir nun mit dem Kater? Zum ersten – wir brauchen nicht schwarz zu sehen, denn die geschenkte Zuversicht Gottes ist genau das Gegenteil. Die Erfahrung des Psalmbeters ist doch, Gott ist uns gerade in den schweren und notvollen Zeiten nahe. Er richtet unseren Blick auf das Licht, was wir selbst in nicht ganz einfachen Lebenslagen selbstverständlich zur Verfügung haben und was machbar für uns ist. So bleiben wir nicht im Bann der Unzulänglichkeiten.
Das zweite ist die Kraft. Wenn Gott sie uns schenkt, dann bedeutet es, wir sollen sie einsetzen um aus der Misere zu kommen und schwierige Aufgaben selbst bewerkstelligen. Dieser Aspekt wird vom Wort „Hilfe“ im zweiten Satzteil nochmals untermauert. Hilfe ist doch immer als Zuarbeit zu verstehen und nicht als „geht weg, das mach ich jetzt alles“. So funktioniert außerdem unser ganzes Gottesverhältnis und jede Nachbarschaftshilfe. Es sind Stützen wo wir Halt im Miteinander finden um unser Leben zu bewerkstelligen.
Das Bild stellt einen die Muskeln trainierenden Kater dar, damit er bestenfalls keinen Muskelkater bekommt. Wenn wir wissen, dass es in unserem Leben jede Menge abzuarbeiten und zu bewältigen gilt, dann ist es doch angebracht sich mit Leib, Geist und Seele fit zu halten. Ob da die Muckibude reicht? Ich denke der Blick in die Bibel und gepflegte Beziehungen sind dafür ebenfalls unentbehrlich. Dann werden wir weniger gereizt sein und die Aufregungen werden sich seltener an diversen Umständen und Nachrichten entzünden. Dann trefft mal gute Vorsorge.
Hartmut Günther
Ja, mit Gottes Hilfe
Diese Formulierung kennen wir. Bei der Trauung verspricht das Ehepaar, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein und erbittet dafür die Unterstützung Gottes. Bei Einführungen in den kirchlichen Verkündigungsdienst ist dieser Satz ein fester Bestandteil und bei der Vereidigung der Minister der Parlamente ist er fakultativ. Dabei werden die Worte meist von der Handhaltung unterstützt. Die Eheleute fassen sich an den Händen, der Einzuführende faltet sie und die Frauen und Männer die vereidigt werden erheben die Schwurhand und sprechen „so wahr mir Gott helfe“. Als sich Paulus vor dem jüdischen König Agrippa wegen seiner Verurteilung verantwortet heißt es „er streckte die Hand aus“. Dann erzählt er von seinem Leben und Glauben. Diese Rede beinhaltet den Monatsspruch für den August. Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge. (Apg. 26,22) Die Hand des Paulus könnte eine Geste des Schwörens gewesen sein, denn wer etwas bezeugt, der schwört es nicht selten, um der Aussage damit Nachdruck zu geben. Paulus stand wegen seines Glaubens vor Gericht und wir würden heutzutage sagen, er war dabei sich durch die Instanzen zu klagen.

Was war bisher geschehen: Als Paulus von seinen Missionsreisen nach Jerusalem zurückkehrt, wird er im Tempel von der Volksmenge kurzerhand aus dem Verkehr gezogen und soll vor den Toren der Stadt gesteinigt werden. Als der Stadt-kommandant davon Wind bekommt beendet er die Lynchjustiz. Da er von Paulus erfährt, dass dieser römischer Staatbürger ist und somit besondere Rechte besitzt beginnt ein langer Gerichtsprozess. Paulus darf sich vor dem Volk, dem Hohen Rat der Juden und letztlich vor verschiedenen Leuten der römischen Besatzung erklären und rechtfertigen. Das Ergebnis: Der Prozess wird nach Rom verlegt. Das Problem: Es gibt keine triftige Klage. Darum wird Paulus nochmals ausführlich von Statthalter Festus und König Agrippa befragt. Paulus aber rechtfertigt sich nicht für sein Tun, sondern er gibt Zeugnis von seinem Tun und das sind in erster Linie seine Gotteserfahrungen. Diese sind gravierend. Aufgewachsen im gesetzestreuen Judentum verändert ihn die Begegnung mit Jesus Christus zur „Freiheit der Kinder Gottes“, die im Anrecht der Auferstehung gipfelt. Das ist die Botschaft, die Paulus am Herzen liegt und die er nun „aller Welt“ mit Freuden weitersagt.
Was trägt dieser Vers nun für uns aus? Mich regt er an zu überlegen, was habe ich von meinem Glauben an Jesus Christus. Warum lese ich in der Bibel, gehe in den Gottesdienst, berede mich ganz oft mit Jesus, sage ihm wo ich nicht weiterkomme und danke ihm für all die guten Dinge im Leben die mir täglich zur Verfügung stehen (=beten). Mein Resümee: Der dreieinige Gott ist mir eine Lebenshilfe. Mein Wort und meine Hand darauf! Es muss ja nicht gleich mit Schwurhand sein, aber die demütig- bekennende Aussage und Bitte „Ja mit Gotte Hilfe“ ist mir Kraft und Erleichterung in allen Lebenslagen. Ich weiß nicht was du alles im Leben zu bewältigen hast, aber dabei auf Gottes Hilfe zu bauen halte ich für Not-wendig.
Hartmut Günther
Sorge(n)los?
Ein „Sorgenfresser“ ist ein Kuscheltier, das Kindern helfen soll, ihre Sorgen und Ängste zu verarbeiten. Man schreibt oder zeichnet die Sorgen auf einen Zettel, den man dann dem Sorgenfresser in den Mund steckt. Der Reißverschluss wird geschlossen, und die Sorgen sollen symbolisch “gefressen” sein. Obwohl die Sorgen natürlich nicht wirklich verschwinden, kann das Gefühl, sie losgeworden zu sein, entlastend wirken. Bei Bibelgesprächen zum Thema Schuld und Sorgen werden oft die Zettel mit den Notizen der persönlichen stillen Auseinandersetzungszeit am Ende ins Feuer geworfen und verbrannt. So versucht jedes „Alter“ Hilfen zu finden aus dem Bannkreis der Sorgen heraus zu kommen, um anschließend wieder fröhlich und gelöst seinen Alltag und die anstehenden Aufgaben zu bewerkstelligen. Aber geht das wirklich so einfach? Vielleicht ist der Monatsspruch für Juli ein sehr hilfreicher und hoffnungs-voller Text für dich: 4Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! 5Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. 6Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! 7Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren. (Basisbibel; Phil. 4,4-7)

Zwar ist nur das Fettgedruckte der Monatsspruch, aber der Textzusammenhang lässt ihn uns besser verstehen. Wenn wir den kleinen Stofffreund (Bild) betrachten und die Idee dahinter, dann geht es darum, das uns jemand bitte unsere Sorge abnehmen möchte. Das ist jedoch ein Wunschtraum. Denn wir müssen mit ihnen leben. Aber wir können lernen mit ihnen umzugehen und bestenfalls sie bewältigen. Das weiß Gott. Darum sagt Paulus im Vortext in seinem Namen die Bedingungen und im Vers danach redet er von der helfenden Kraft die Sorgen zu zähmen oder gar frei von ihnen zu werden.
Erstes ist zusammengefast im Wort freuen; (4-5) und Freude braucht einen Grund, der ist mit Herr – also Gott klar benannt. Wer Gott an seiner Seite weiß, hat immer gut lachen. Denn Freude beflügelt zum Guten tun, statt von der Sorge der Hilflosigkeit gelähmt zu werden. Interessant ist der Wertegang; unser Tun soll den Nächsten „zu Gute kommen“, denn dabei lösen wir uns von unserer zwanghaften „Ichbezogenheit“, was sorgen in sich hat. Quasi ist dieses von sich weg sehen der erste Schritt zum Sorgen-los-werden.
Im Vers danach (7) lesen wir was die Unterstützung Gottes ist: Frieden! Es ist sein Frieden, ein Zu-frieden-sein – wobei das Wort „sein“ im Sinne von „Lebensfülle“ zu verstehen ist, der bei aller Bedrängung und Überforderung – was uns besorgt – nicht genommen werden kann.
Das Bindeglied um nicht sich sorgen zu müssen ist die Aufforderung mit Gott in guten und schweren Zeiten im Gespräch zu sein (=beten). (6) Im Guten sollst du ihm danken und im Schweren darfst du ihn bitten. Befolge das Angebot des Monatsspruchs, dann wirst du das Handeln Gottes, was unser Verstehen und Erfahren übersteigt überwältigend erleben. So will dir Gott den Weg von einem besorgten zu einem freudig – zufriedenen Leben ebnen.
euer Hartmut Günther
umdenken
„Das geht gar nicht!“ Diese Äußerung geht uns immer wieder mal über die Lippen, wenn unsere Erfahrungswerte nicht mit dem gegenwärtig Erlebten übereinstimmen. Das zeigt unser Bild. Petrus (ganz links, mit weißen Bart) versteht das Handeln Jesu nicht. Was kümmert der sich um „das junge Gemüse“ und die beflissenen Mütter. Wo gibt es denn sowas, die Gottesdienstordnung sieht das nirgends in unserer Tradition vor. So könnten seine Worte und Gedanken ausgesehen haben, die er mit seinen Kollegen teilt. Es vergehen Wochen, Monate oder vielleicht gar Jahre, da wird Petrus eines besseren belehrt. Es ist nach dem ersten Pfingsten. Da bekommt Petrus Besuch von einem römischen Hauptmann – sprich von einem Besatzer – der hat drei seiner Untergebenen zu ihm gesendet, mit der Order Petrus zu ihm zu holen.

Zum Glück hatte Gott Petrus mit einer Vision „grob“ darauf vorbereitet. Ansonsten hätte er wieder gesagt „das geht gar nicht“, denn mit den Römern kooperiert man nicht. Aber so lässt sich Petrus mit der Begründung Mir hat aber Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf, darauf ein. (Apg. 10,28) Der Monatsspruch für Juni ist nämlich Teil der Beschreibung, wie das Evangelium in die ganze Welt hinausgetragen wird. Im Grunde genommen ist die Kindersegnung so etwas wie ein Vorläufer von Pfingsten. Denn die Gegenwart und die „brennende“ Zuwendung Gottes zu den Menschen(-kindern) wird in beiden Begebenheiten deutlich und als Gegenpart gibt es die Zweifler und nicht verstehen Wollenden. Zu Jesus Zeiten sind es die Jünger und zu Pfingsten ein Volk von „Festbesuchern, Gaffern und Zuschauern“.
Ich komme zunächst auf Petrus zurück. In den biblischen Geschichten lernen wir ihn als Mann mit Standpunkt und klaren Aussagen kennen. Im Textumfeld unseres Verses ist er aber auch einer der umdenken kann. Der Grund dafür ist seine Gottesbeziehung. Diese spiegelt sich im Vers „mir hat Gott gezeigt“ wider und am Schluss des Kapitels mit der Aufforderung und Genehmigung zur Taufe der anwesenden „Heiden“. Auch hierin gibt es wieder die Parallele zur Kindersegnung. Dort lesen wir: Jesus herzte die Kinder und im Umdenken von Petrus erkennen wir, dass er ein brennendes Herz für die sich nach Gott sehnenden Ungläubigen hat.
Was springt aus Vers und Bild schließlich für uns heute heraus? Ich finde vier Erkenntnisse aus den vier Personen (-kreisen). Jesus: Es ist das Anliegen Gottes, dass keinem Menschen der Zugang zur Gottesnähe bis hin zur Gotteskindschaft verweigert wird. Im Gegenteil, wir sollen ihnen Tor und Tür öffnen. Die Jünger: Was lässt du dir von Gott zeigen und sagen und welche Konsequenzen hat das. Ich wünschte, du bekommst deinen Nächsten als gewürdigtes Geschöpf Gottes in den Blick. Die Menschen mit einem Anliegen: Manchmal denke ich, es ist nicht nur eine Arbeit mit dem Anliegen derer die mich um etwas bitten verbunden, sondern auch eine Ehre das sie gerade mich fragen. Könnte das auch für dich gelten? Die Kinder: Mal nichts tun müssen, sondern empfangen, weil ich Zugang habe zum Menschenfreund Jesus. Das begeistert mich. In dem Sinne gesegnete Pfingsten.
Hartmut Günther
Alles Asche?
Von den Osterfeuern waren schon am zweiten Feiertag nur noch rauchende Aschehaufen vorhanden, egal wie groß die Haufen aufgetürmt gewesen waren. Aber sie hatten ja auch ihren „Dienst getan“. Meistenorts versammelten sich am Karsamstag Menschenscharen um die Feuer zum Plausch, Essen und Trinken und fröhlich sein. In einigen Kirchgemeinden wird es anders gehandhabt. In aller Herrgottsfrühe wird die Osternacht gefeiert, mit dem Entzünden der Osterkerze und danach mit dieser das Osterfeuer. Mit Osterbrot und starken Kaffee erlebt man in der Gemeinschaft den Sonnenaufgang. So wie der neue Tag anbrichtbeginnt mit Jesu Auferstehung eine völlig neue Ära, denn der Tod ist besiegt und das Tor zur Ewigkeit aufgestoßen. Das Licht des Feuers ist nicht mehr nötig, denn der helle Tag bricht sich Bahn.

Ein schöner Brauch. Aber was, wenn das Feuer einen anderen Hintergrund hat, so wie im Monatsspruch für Mai? Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet. (Joel 1,19-20)
In unseren Versen ist von einem Flächenbrand die Rede. Vermutlich ausgelöst von der sengenden Hitze der Sonne. Die Bäche ausgetrocknet, alles Grün verwelkt und dann zu allem Übel noch Feuer, vielleicht eine Selbstentzündung. Egal wie, Mensch und Tier leiden unter dieser lebensbedrohlichen Situation. Naturkatastrophe und damit Schicksal? Der Prophet Joel bringt das Ungemach mit Gottes Handeln in Zusammenhang. Zitat: „O weh, der Tag des HERRN ist nahe und kommt wie ein Verderben vom Allmächtigen.“ (V16)
Im zweiten Kapitel steigert sich sogar die Not noch. Das Feuer geht mit einem Kriegsgeschehen einher. Wie in vielen Prophetien hat das Joelbuch verschiedene zeitliche Ebenen. Es wird sowohl vom damaligen Gottesvolk geredet, als auch von einem Endgericht. Doch dann schlägt der Prophet im Namen Gottes plötzlich ganz andere Töne an: „Doch auch jetzt noch, spricht der HERR, kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen! Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und kehrt um zu dem HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es reut ihn bald die Strafe. Wer weiß, ob er nicht umkehrt und es ihn reut und er Segen zurücklässt.“ (Joel 2,12-14)
Um unsern Vers etwas Hilfreiches für unser Leben abzugewinnen, verweise ich auf das Foto. Der Rauch zeigt an, die Asche ist noch voller Wärme. Vielleicht verbirgt sich unter ihr noch ein Glutnest. Unschönes, Kaputtes, Verbranntes, Negatives gibt uns doch neben Trauer und Aufbegehren auch „zu denken“. Warum ist es so weit gekommen und vor allen wie könnte und soll es weitergehen. Die gute Nachricht des Monatsspruches ist für mich „Zu dir rufe ich, HERR!“ – es zeugt vom Gottvertrauen auch oder gerade in miesen Lebenslagen. Du wirst mit diesen Worten aufgerufen nicht auf den Asche- oder Scherben-haufen deines Lebens zu schauen sondern auf die Wärme und Liebesglut, die Gott für dich immer hegt, egal wie die Umstände sich für dich gerade ergeben haben.
euer Hartmut Günther
Es brennt!
Der Rüstzeittag ist gelaufen. Wir waren sportlich oder kreativ unterwegs. Die warme Mahlzeit am Abend hat den Energiespeicher aufgefüllt. Das Bibelgespräch danach war intensiv. Nun ist Zeit den Tag am Lagerfeuer ausklingen zu lassen. Zwanglos sitzt man zusammen und redet über das was einen bewegt. Man hört ein interessantes Gespräch von paar Männern weiter weg und wechselt den Platz um dort sich mit einzuklinken. Es klingt belanglos, in Wirklichkeit werden jedoch oft brennende Lebensfragen nachts in der Wärme des Feuers besprochen. Mit existenziellen Fragen in Kopf und Herz waren zwei Freunde von Jesus unterwegs zu ihrem Heimatort. Bei denen war das „Feuer der Begeisterung“ für Jesus allerdings brachial erstickt worden. Das Urteil mit der Todesstrafe am Kreuz lag ihnen schwer im Magen. Wie konnte es soweit kommen, hätten wir es verhindern können, wie jetzt weiter wenn Jesus tot ist, das alles beschäftigte sie.

Zu diesem Zwiegespräch gesellt sich auf einmal ein Fremder. Zumindest sind die Beiden in so einem „Tunnelblick“, das sie den auferstandenen Jesus nicht wahrnehmen. Der ihnen Fremde versucht mit biblischen Argumenten Licht ins Dunkel ihrer Trauer und Ratlosigkeit zu bringen, aber der zündende Funke bleibt aus. Im Gegenteil, mit dem Anbruch der Nacht steigert sich das Gefühl der Gottverlassenheit. Darum bitten sie den Fremden bei ihnen zu bleiben. Mittlerweile angekommen essen sie gemeinsam. Da übernimmt der Fremde die Aufgabe des Hausherrn mit Tischgebet und dem Brotbrechen. Die Beiden erwachen wie aus einer Umnachtung, reiben sich die Augen, Hoffnung und Freude flackert auf – aber als sie Jesus in seine ausgebreiteten Arme fallen wollen ist er einfach verschwunden. Aber ein Satz der dämmernden Erkenntnis der Beiden ist uns überliefert: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete? (Lk. 24,32; Monatsspruch April) Noch in der gleichen Nacht machen sich die zwei auf den Rückweg nach Jerusalem um den Jüngern freudig zu bezeugen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Soweit das Geschehen der überlieferten Ostergeschichte.
Die beiden Worte „es brennt“ können Panik und Jubel gleichermaßen auslösen. Ersteres bei einem ungewollten Brand, zweites beim Olympischen Feuer. In der gleichnishaften Verwendung ist es nicht anders. Da leidet jemand unter brennenden Schmerzen oder er brennt für eine ihm liebgewordene Sache oder Person. In unserem Textzusammenhang ist das Herzbrennen positiv besetzt, denn es ist der Wertegang zu einer befreienden Erlösung. Eine Texterkenntnis für mich ist, dieses Feuer kann nur Jesus entfachen, denn es entsprang im Miteinander bei seiner Gegenwart. Was die Jünger in den Osterbegegnungen mit Jesus verändert und prägt, das erlebt die Menschheit bei der Ausgießung des Heiligen Geistes seit dem ersten Pfingstfest in Jerusalem. Auf einmal werden uns Menschen die Augen geöffnet für ganz neue Realtäten. Das Unglaubliche ist angebrochen. Jesus hat den Tod in die Schranken gewiesen, denn er ist auferstanden. Damit hat er uns die Tür zum ewigen Leben aufgestoßen. Was für eine herrliche Zukunft. Auch wenn wir dieses Feuer der Begeisterung nicht einfach herbeizwingen können, sind Osterfeuer und Auferstehungsfeiern gute Orte für (d)ein brennendes Herz und Freude.
Hartmut Günther
Nicht drauf rumtrampeln!
Manche Menschen benehmen sich wie ein Elefant im Porzellanladen. Als ich vor vielen Jahren noch als Traktorist auf der LPG arbeitete, spielte sich folgendes bei der morgend- lichen Arbeitseinteilung ab: Einer der Kollegen wurde handgreiflich gegenüber dem Brigadier, dass dieser nach dem Rempler hart zwischen Schreibtisch und Wand auf den Boden krachte. Da schob sich unser korpulentester Kollege plötzlich am Täter vorbei und setzte seinen Fuß blockierend auf den Gestürzten mit der Aussage „Wenn der einmal liegt, dann trample ich auch mit auf ihm herum!“ Gott sei Dank blieb es dann doch nur bei einer verbalen Auseinandersetzung, denn der Rest unserer Brigade ging hilfreich und schlichtend dazwischen. Ich habe noch nie begriffen, warum zivilisierte Leute aus Unzufriedenheit über andere so rüde reagieren und sich zu unguten und verletzenden Taten hinreißen lassen. In dem Zusammenhang finde ich den Monatsspruch für März als eine wichtige Aufforderung: Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. (3.Mose 19,33)

Das ganze Kapitel in dem unser Vers zu lesen ist, steht unter der Überschrift „Von der Heiligung des täglichen Lebens“. Es geht also hierbei nicht um eine gesellschaftspolitische Haltung oder Überzeugung, sondern es ist der Auftrag den Willen Gottes in unserem Zusammenleben umzusetzen. Die Ansagen Gottes, welche Mose weiterzusagen hat sind umfänglich. Der Ausgangspunkt Gottes ist unser Verhältnis zu IHM. Gott selbst formuliert es so: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott“. (V2) Das heißt doch nichts anderes, als das unser Handeln anstatt aus unserem „Gut-sein-Mühen“, viel gelingender aus unserer Gottesebenbildlichkeit heraus geschehen kann uns soll. Ich könnte es noch einfacher übersetzen: Wenn Gott kein Trampel ist, sollst du auch keiner sein. Alles andere ist eine eigenwillige Entgleisung. Dem Wochenspruch folgt die praktische Anweisung „Der Fremde soll unter euch wohnen wie ein Einheimischer, denn das würdest du auch in der Fremde deinerseits erwarten.“
Zum Schluss möchte ich auf den Wechsel von der Einzahl zur Mehrzahl hinweisen. „Wenn bei dir ein Fremder“ – ist zweimal Singular. Doch im Nachsatz heißt es auf einmal „sollt ihr ihn nicht unterdrücken“ – da hat es der Fremde auf einmal mit einer Mehrzahl zu tun, die noch dazu gegen ihn steht. Gott nimmt also unsere zerstörerischen Mehrheitsverhältnisse aufs Korn. Im Alltagsverhalten sieht das doch so aus: Den Dönermann besuchst du regelmäßig. Als osteuropäische Arbeiter dir das Glasfaserkabel ins Haus gelegt haben, warst du erfreut und dankbar dafür. Also im „eins zu eins“ Modus kommen wir recht gut miteinander aus. Aber wehe dem, dass wir meinen die „Übermacht“ zu haben. Dann kommt es ganz schnell zu bösen Auswüchsen – so wie ich anfangs erzählte und wie es uns die Medien tagtäglich präsentieren. Darum zum Foto: Der Elefant ist zu Unrecht als „Trampeltier“ verschrien. Im Gegenteil, seine Füße sind sehr sensibel und seine Bewegungen überaus umsichtig und zielgerichtet für die ganze Herde. Das gilt besonders für die Kälber und Schwachen. Wenn du also Größe und Stärke beweisen willst, dann nimm dir Gottes Wort zum Maßstab und das größte Landtier zum Vorbild wie man Schwache in Schutz nimmt.
Hartmut Günther
Weg – Weiser
Dieses Schild befindet sich am Beginn unserer Straße. Radler werden ab und an darauf aufmerksam, folgen dem Hinweis und stehen nach 200m vor dem Zusammenfluss von Striegis und Freiberger Mulde. Ein „stummer Wegweiser“ hat sie an einen idyllischen Schauplatz geführt. Ohne ihn, wären sie sehr wahrscheinlich achtlos vorüber gefahren. Man könnte sagen: Ein glücklicher Zufall, bei einem Sonnagsausflug. Wer jedoch bei größeren touristischen Unternehmungen gern viele „schöne Ecken“ kennenlernen möchte, geht da gezielter vor. Er studiert Reiseführer oder lässt sich im Tourismusbüro beraten. Wir tun das gern, in der Hoffnung viele Erlebnisse genießen zu können und um Leerlauf und Umwege möglichst auszuschließen. Und wie hältst du es mit dem wichtigsten Weg – deinen Lebensweg? Der Monatsspruch für den Februar hat dafür ein tolles Angebot: „Du tust mir kund den Weg zum Leben.“

Um den Inhalt voll auszuschöpfen, ist es wichtig den gesamten Psalm 16 einmal zu lesen und zu betrachten. Psalmen sind ja Gebete die vertont worden sind. Wie alle Gebete sind das Gespräche mit Gott; Bitten an ihn und der Dank bei Erfüllung. Aber manchmal sind es auch die Erfahrungen, welche der Beter mit Gott in seiner Beziehung zu IHM gemacht hat, ohne dass da eine lange Wunschliste dahinter steht. So der Psalm 16, an dessen Ende unser Vers vollständig lautet: Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir; aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück. (nach Hoffnung für alle) Der gesamte Psalm ist geprägt von der Freude des Beters zu Gott zu gehören. Er drückt das mit dem Bild vom Erben aus; er hat also etwas ohne Verdienst geschenkt bekommen, was ihn reich macht. Und dieser Reichtum liegt nicht im Materiellen, sondern in einer hilfreichen Orientierung für das was im Leben wirklich zählt. Zitat: „Ich lobe den HERRN, der mich beraten hat; steht er mir zur Seite, so werde ich festbleiben.“ (V7+8)
Da komme ich nochmal auf mein Schild von der Striegismündung zurück. Wer den Zusammenfluss anschaut kann folgendes sehen: Die Mulde führt mehr Wasser als die Striegis. Das Wasser der Flüsse ist oft unterschiedlich gefärbt. Das Mündungsgebiet hat unruhiges Wasser mit Wirbeln und Wellen. Aber: Wer seinen Blick etwas flussabwärts richtet, der sieht wie sich das Wasser beruhigt und vermischt. Es ist also ein neuer Flussabschnitt geworden. Und noch erstaunlicher, wer den Radweg einige Kilometer folgt, der kann nicht selten feststellen, dass sich das braune Regenwasser der kleineren Striegis über die Wehre bis Döbeln schon geklärt hat und wieder klar aussieht. Warum erzähle ich das? Weil das im Gottesverhältnis ähnlich ist. Der Beter begreift, wer sich von Gott auf seinen Lebensweg beraten lässt, erlebt dass sich viele Dinge im Zusammenspiel mit Gott klären!
Da ist es nicht schlecht, dass wir wissen, in der Gottesbeziehung der „Junior-Partner“ zu sein und es spielt auch keine übermäßige Rolle, wenn wir manchmal „Dreck am (Wander)-Stecken“ haben. In der Größe, Weisheit und Geduld Gottes löst sich vieles zum Guten. Ich wünsche dir das Vertrauen, dich auf den Wegweiser und Lebensberater Gott einzulassen und du deinen Weg in Freude gehen kannst.
Hartmut Günther
Eiszeit
Jedes Jahr in der Weihnachtszeit hat das Märchen von der Schneekönigin seinen großen Auftritt im Fernsehen und in den Theatern. Ein Splitter eines Zauberspiegels der alle Werte verkehrt und der Kuss der Schneekönigin lassen das Herz des kleinen Kay zu Eis erstarren. Seine bisherige Spielgefährtin Gerda wird fortan von Kay verspottet und verlässt sie. Aber Gerda hat Kay gern und möchte ihn zurückgewinnen. Sie begibt sich auf einen abenteuerlichen Weg. Als sie ihn im Schloss der Schneekönigin findet, weint Gerda um Kay heiße Tränen die sein Eisherz schmelzen lassen. Damit hat die Eiszeit ein Ende und das Gute hat gesiegt.
Dieses Märchen kommt mir bei dem Monatsspruch Januar in den Sinn. Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen. (Lk. 6,27-28) Jesus hält diese Aussage für Menschen mit eiskalten Herzen bereit und wir Christen sollen ihnen diese Chance zu teil werden lassen. Was für ein Auftrag! Die beiden Bibelverse stammen aus der Feldpredigt, wo wesentliches unseres Christseins bedacht wird und in unserem Lebensstil seinen Ausdruck finden soll. Die Lutherbibel titelt diesen Abschnitt: „Von der Feindesliebe“. Ich würde sagen „Vom Umgang mit unliebsamen und bösartigen Menschen“. Und da wird es uns zunächst so gehen wie Gerda. Wir haben keine Ahnung warum das Gegenüber so feindlich ist und alle Versuche eine positive Veränderung zu bewirken scheitern. „Eiszeit“ ist die Folge.
„Eiszeit“ bedeutet im übertragenen Sinn, das Einfrieren der Beziehung. Das erleben wir im Großen wie im Kleinen – in der Weltpolitik, in der Gesellschaft und in der Familie. Wir reden dann von einem „eisigen Schweigen“ unter den Konfliktpartnern.

Wenn das „eisig“ nur kurzzeitig ist, kann die Eisschicht sogar hilfreich sein wie im Obstbau praktiziert (siehe Bild), aber je länger, desto schädlicher. Bald muss die wärmende Sonne das Leben wieder beflügeln. Und da sind wir wieder beim Bibeltext angekommen. Jesus mahnt uns drei göttliche Lebenselixiere zu nutzen, damit die Beziehung zu den Konfliktpartnern nicht erfriert und erstirbt: Lieben, segnen und beten. Lieben heißt zu allererst den Hass zu streichen und stattdessen das Leben zu stärken. Segnen bedeutet das Gegenüber Gott anzuvertrauen, der Herzen verändern kann. Beten stoppt das unselige Reden über jemanden, indem ich vertrauensvoll mit Gott rede.
Wenn wir nochmals den Blick auf unser Bild richten und uns vorstellen was wachsen kann, wenn die „Eiszeit“ gebrochen wird, dann lohnt es sich mit allem Einsatz die Rede Jesus zu beherzigen und auszuführen. Dann bleibt Gottes Wort nicht nur eine märchenhafte Idee, sondern trägt reiche Frucht zu der du etwas beitragen kannst.
euer Hartmut Günther
2024
sich aufmachen
Viele Menschen in unserem Land fragen sich „wohin die Reise“ in den nächsten Jahren gehen wird. Manche sagen auch unverblümt: Ich habe Zukunftsangst. Die Vorfreude auf Advent mit Gemütlichkeit, Weihnachtsmärkten, Lichterglanz und Besinnlichkeit wird von Negativnachrichten überschattet. Wir werden täglich mit Kriegs- und Krisenbildern überflutet, die Aussagen dazu enthalten mehr Drohungen als Lösungen. Sächsische Regierungsbildung, die anstehenden vorgezogenen Bundestagswahlen und der Dauerbrenner der kleiner werdenden Kirchgemeinde Mitgliederzahlen tragen weitere Unsicherheiten in unsere Köpfe. Manchmal denke ich, geht es vielen Männern wie dem Herrn auf dem Foto. Sie sitzen gedanklich auf gepackten Koffern und würden gern in „eine heile Welt“ umziehen, wissen aber nicht wo diese zu finden ist. Das ernüchternde Ergebnis zeigt unser Foto deutlich: Ein Mann im schicken Anzug und die Zahl der Koffer- also gut situierte Menschen mit reichlich Hab und Gut sind ratlos und bedrückt.

Für diesen Gemütszustand ist der Monatsspruch Dezember mehr als ein Trost – Wort. Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir. (Jes. 60,1) Bestimmend für den Textinhalt ist das Wort „Licht“, einmal groß und einmal klein geschrieben. Die unterschiedliche Schreibweise setzt Prioritäten und macht deutlich es ist nur von einer Licht-Quelle die Rede und die ist Gott selbst. Darum steht das göttliche Licht in der Mitte des Verses. Im Nachsatz wird es dann näher beschrieben. Meist wünschen wir uns Licht, um uns den Weg zu erhellen, damit wir wissen wie und wo es lang geht. Das wäre doch gut für den Grübler auf den Koffern und auch gut für unsere Zukunftsfragen.
Diese Lichtvariante bietet der Vers aber nicht, sondern es ist ein Licht, indem wir die Herrlichkeit Gottes sehen können. Und wie soll das irgendwie in den oben genannten Sorgen und Problemen weiterhelfen, wirst du vielleicht fragen? Das wahrnehmen von Schönheit und herrlichen Augenblicken ist Licht für unsere Seele. Die oben genannten besorgniserregenden Umstände haben doch keinen schmälernden Einfluss auf unseren Lebensstil, aber sie haben unsere Seele unruhig und mutlos gemacht. Gott weiß um unsere lichtlosen und freudlosen Seelen, die Angst und Unfrieden zur Folge haben. Darum kommt ER, das Licht, für deine Seele zu uns. Im Advent feiern wir die Ankunft des heilsamen Gotteslichtes und an Weihnachten die Gewissheit es ist da, denn Jesus spricht: Ich bin das Licht der Welt.
Bleibt noch der Satzteil mit dem kleingeschriebenen „licht“. Das ist nun dein Part. Der Prophet Jesaja ermutigt: „Mach dich auf!“ Ich formuliere es mal so: Bleibt nicht selbstmitleidig hocken auf deinen Besitzstand (symbolisch die vier Koffer und deren Inhalt) und geh los. Dein Ziel? Jesus! Was hast du davon? Freude, die dein Leben zufrieden macht. Die Weihnachtsgeschichte (Lk.2), die Weihnachtslieder des Gesangbuches und Krippenbilder erzählen von diesem „licht“ (hell) werden von Seele und Gemüt. Das ist Gottes Geschenk an Weihnachten für dich. Viel Freude damit!
euer Hartmut Günther
Schlange stehen
DDR- Bürger kennen das, für „Bückware“ lange Zeit anzustehen. Bückware waren Produkte, die nicht in Regalen oder auf dem Ladentisch zu sehen waren, sondern eben bückender weise unter diesem hervorgeholt wurden. So zum Beispiel eine Schallplatte von einer „West-Band“ oder Bananen (dazu noch limitiert, eine pro Familienmitglied). Es gab sogar ab und an Levis-Jeans. Irgendwie kam die Kunde unter die Leute, dass es an dem und dem Tag und in dem und dem Geschäft diese Rarität zu kaufen gäbe. Und dann standen eben die Menschen beharrlich und warteten. Die heutigen Warteschlangen sind meist im Zusammenhang mit Eintrittskarten zu sehen.
Daran muss ich beim Monatsspruch vom November denken: Wir warten aber auf einen neuen Himmel und auf eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. 2.Pet. 3,13 Was ist das für ein Warten? Eins, was unberechenbar und damit unattraktiv ist, oder ist es eins, worauf ich unbedingt Bock habe, dabei sein will wenn es los geht und ich mich darum hoffnungsvoll in die Warteschlange einreihe?
Zunächst rechnet der Schreiber des Petrusbriefes mit den Spöttern von Variante eins ab. Er mahnt die Leser des Briefes, sich nicht verrückt machen zu lassen von Menschen die sagen; alles Käse – nichts hat sich getan, alles nur leere Versprechungen! Von wegen, Jesus wird wiederkommen und damit die neue Welt Gottes anbrechen. Wo denn, alle die davon begeistert sprachen, sind längst gestorben.

Als Zweites bringt er Gott ist Spiel. Sein Wesen ist anders. Zeit gibt es bei Gott nicht. Zeit und Warten ist etwas irdisch Menschliches. Wenn er seinen Plan und seine Versprechen noch nicht vollendet hat, dann doch nur darum, damit Menschen immer noch die Gelegenheit haben ihre Verlorenheit mit der Gottesgemeinschaft zu tauschen und somit ihren Frieden mit sich und Gott zu finden. Das mögen zwei Tipps zum Verstehen sein. Sie helfen mir jedoch nicht groß weiter, wie ich das Warten deuten soll und ob es sich vor allem lohnt!
Den Schlüssel fürs „wartende Anstellen wegen dem Himmel“ finde ich im „aber – nach seiner Verheißung“. Jesus hat diesen seinen Jüngern versprochen. Er hat ihnen offenbart wie es sein wird, aber die Offenlegung steht eben immer noch aus. Das Warten muss kein Hindernis sein, denn die Vorfreude auf die Erfüllung kann den Ausgleich schaffen. Das ist doch gerade der Beweggrund um sich anzustellen. Wenn schon die Sicht von einem Berggipfel so lockt (Foto), dass die Menschen warten und aushalten, dann rechtfertigt die Aussicht und das Erleben einer neuen Welt in der Gott Gerechtigkeit verwirklicht, das Schlange stehen und Warten auf diesen neuen Himmel alle mal.
Hartmut Günther
Ach du meine Güte
Du gerätst ohne Vorwarnung in eine unbekannte Situation, musst dich vielleicht erstmal etwas neu sortieren, siehst dabei etwas Unerwartetes und dann fällt meist der Satz: „Ach du meine Güte!“ – egal ob ein freudiges oder erschreckendes Erlebnis dich in den Bann zieht. Mit „Güte“ beginnt der Monatsspruch für den Oktober: Die Güte des HERRN ist´s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. (Kl. 3,22-23) Auf dem ersten Blick scheint dieser Vers ein Jubelruf eines dankbaren Menschen mit einer tiefen Gotteserfahrung zu sein. Darum ist sein Herz und Mund voll des Lobes, wie Gott wunderbar an uns Menschen handelt.

Schon der Titel des biblischen Buches Klagelieder lässt uns aber aufhorchen und wer das dritte Kapitel vollständig liest, erfährt viel biografisch Negatives vom Propheten Jeremia.Der Schnappschuss von einem „Dialog“ zwischen einer Plastik und einem Betrachter kann den Dialog zwischen dem Propheten und Gott vielleicht ganz gut verdeutlichen. Jeremia ist die Last des Prophetenamtes so schwer, das sein Gottvertrauen stark darunter leidet. Sein Empfinden ist, als spräche er mit einem abwesenden und nichthörenden Gott. Er weiß zwar Gott ist da, darum müht er sich Gott zu verstehen, aber die Reaktion ist eben eher wie in Stein gemeißelt oder in Metall gegossen – für Jeremia kalt, starr, leblos. Letztlich ist es quälend und verletzend für ihn. Sein Resümee: Ich bin elend, verlassen und voller Bitterkeit. (V19) Das ist kein Vorwurf an Gott, aber eine Klage. Das Gute daran ist, Jeremia beugt sich zu Gott – genau wie der Mann auf dem Foto – um ihn eine Antwort abzutrotzen, obwohl dieser eisern zu schweigen scheint. Wie lange wird das Jeremia noch aushalten, bis er sich aufrafft und Gott den Rücken kehren wird? Doch auf einmal steigt in Jeremia eine Erfahrung auf: „Nein Gott vergisst mich nicht, dass spürte ich ganz tief im Herzen“ (V20) und dann folgt der Monatsspruch.
Was für ein Wandel! Die bisherige Lebenssicht von Jeremia wird abgelöst von hoffnungsvollen Worten wie Güte, Barmherzigkeit und Treue. Mehr noch, er rechnet fest damit, dass er die Güte Gottes an jeden neuen Tag erleben wird. Ich frage mich, woher kommt dieser Wandel. Ich will es mit meiner Glaubenspraxis beantworten. Bei schwerwiegenden Anliegen gehe ich in unsere Niederstriegiser Kirche. Ich stehe oder knie vor dem Altar und sage Jesus meine Anliegen und habe dabei meinen Blick auf das Kruzifix gerichtet. Dennoch rede ich nicht mit dem Kreuz, sondern mit Jesus, meinem Heiland. Und trotzdem vermittelt mir Kreuz, Altar und Kirchenraum die Gegenwart Gottes in besonderer Weise.
Ich beziehe mich nochmals auf das Foto – der Skulptur-Mann schaut geradewegs den Betrachter ins Gesicht, ich denke das löst bei dem trotz einer leblosen Figur etwas aus. Ähnlich sehe ich unser Verhältnis und Reden mit unserem unsichtbaren Gott. So wie ER damals den schwer gebeutelten Jeremia in seiner Hinwendung zu ihm mit Zuversicht ausgestattet hat, so wirkt Gott auch noch heute. Ich mache dir Mut in allen Lebenslagen auf seine Treue zu bauen und um seine Güte und Barmherzigkeit zu bitten.
Hartmut Günther
Realität – fern
Ich bin sehr gern ich den Bergen unterwegs. Höhepunkte waren die Alpin- Hochtouren- Wochen, wo wir mit jeweils 18 Männern einige Eisriesen der Alpen bestiegen haben. Das Eindrücklichste war der Aufbruch in der Dunkelheit. Die Kühle und Stille des Morgens. Das Geräusch der kratzenden Steigeisen, die sirrenden Spannungsrisse des Gletschers und die unendliche Weite des Nachthimmels. Dieses Erleben fällt mir bei dem Nachdenken über den Monatsspruch für September ein. Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? Jer. 23,23

Um mit diesem Vers etwas „anfangen“ zu können ist der Textzusammenhang wichtig. Jeremia legt sich in Gottes Auftrag mit den Propheten an die ihre eigenen Weisheiten herausposaunen, statt auf Gott zu hören und seine Botschafter zu sein. Das ist eine schwere Aufgabe, denn Jeremia steht dabei immer allein gegen die Mehrheit. Verkündet Jeremia Gericht und Unterwerfung des Gottesvolke durch die Wegführung nach Babylon, so entgegnen die anderen Propheten bildhaft stark mit einen zelebrierten Zerbrechen eines Joches den Sieg über die Angreifer. Wer wird Recht behalten? Diese Geschichte wird in den Kapiteln 27-29 überliefert. Ich ziehe mein Bild zu Rate. Ein Mann steht mit einer Stirnlampe im Schnee unterm weiten Sternenzelt. Wir sehen den starken Lichtstrahl der Lampe und wie weit er geht. Was er ausleuchtet ist im Anbetracht der riesigen Schöpfung nahezu lächerlich! Der Strahl wird vom Universum geschluckt und hinterlässt nach ein paar Metern keine Spur mehr.
So verstehe ich die Rede Gottes an uns Menschenkinder. Er fragt; „denkt ihr, ihr könnt mich auf euren Verstand und eure Logik reduzieren? So nach dem Motto: Einmal aus der Patsche geholfen – immer geholfen, schließlich sind wir ja das auserwählte Volk Gottes!“ So als wären wir die Gottversteher, die auch ohne auf ihn zu hören auskommen und meinen sicher zu wissen wo und wie es lang geht. Da liegt ihr leider falsch, gibt Gott zu verstehen. „Mein Wesen übersteigt euer menschliches Raum- und Zeitdenken und verliert sich in dem was ihr nicht kennt und nicht beschreiben könnt. Aber in dieser Ferne und Fremde bin ich – Gott – auch.“
Was ist nun dieser Vers, Spott und Hohn über uns Menschen? Ich denke es ist eher eine Standortbestimmung für uns Menschen. Ich komme wieder zum Bild. Der Mann könnte ich sein. Ich suche im weiten Raum Orientierung und einen gangbaren Weg im Halbdunkel zum Ziel. Und danach gehe ich los, aber nicht so als wüsste ich alles haarklein was mir auf dem Weg begegnen wird und wie das Ziel welches in der Ferne liegt genau aussehen wird. Mein Weg wird aber nicht von der Ungewissheit bestimmt, sondern vom Vertrauen. Vom Vertrauen meiner Erfahrungen und vom Vertrauen auf Gott. Das gilt für beides – für mein Bergwandern und für meinen Lebensweg. Damit bin ich bisher gut unterwegs gewesen.
Hartmut Günther
Herztherapie
Das Herz ist in unserem Sprachgebrauch allgegenwärtig. Da hat jemand etwas „auf dem Herzen“, aber es ist glücklicherweise keine Krankheit sondern ein „Anliegen“, was lediglich nur ausgesprochen werden muss. Schlager titeln mit Herz, wie der Song von Joris „Herz über Kopf“ und von Wilhelm Hauff kennen wir das Märchen „Das kalte Herz“. Weil das Herz als Körperorgan der Taktgeber und Motor unseres Lebens ist, machen wir es auch gleich noch zum Zentrum der Gefühle. Der Name der Blume „tränendes Herz“ macht deutlich, dass das Herz einen immensen Symbolwert besitzt.


So wird es ebenfalls im Monatsspruch für August verwendet: Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Ps.147,3 Wenn etwas zerbrochen ist, dann ist es meist so kaputt, dass es unbrauchbar ist. Das ist beim Herz natürlich katastrophal. Da wird es wie auf Bild zwei zu sehen schwarz um uns. Wenn da nicht sofort Hilfe zugegen ist, geht das Lebenslicht unweigerlich aus. Es bleibt also nicht bei Kummer und Tränen, wenn etwas Ernstes mit unserem Herzen ist. Ich frage mich, worauf liegt der Schwerpunkt in diesem Gebetsvers. Beim ersten Blick denke ich, es ist das Herz, weil es in der Mitte des Satzes steht. Aber wenn ich von der medizinischen Sicht heran gehe dann ist es „der Herr“, weil nur dieser die lebensrettende Hilfe, die erfolgen muss, leisten kann und will.
Mit diesem Blickwinkel ändert sich für mich einiges: Ich bleibe nicht emotional mitleidig an der Person mit dem geschädigten Herzen hängen, sei es ich selbst, oder jemand anderes. Die Trauer und die Tränen brauchen gewiss ihren Platz und Raum, aber sie heilen nicht. Vielmehr muss ein Arzt her! Doch wie kann ein zerbrochenes Herz heilen? Ich denke weder durch eine OP, noch mit Medikamenten, sondern durch geliebt werden. Das können nur Personen bieten. Für den Beter steht fest, da ist Gott der Herr, den wir in Vater, Sohn und Heiligen Geist glauben und erfahren die „Nummer eins“, denn ER ist die Liebe in Person. Bleibt noch der zweite Satzteil, der auf die „äußerlichen Schäden“ verweist. Dort muss praktische Hilfe her. Mit „Wunden verbinden“ kann jeder etwas anfangen. Da hat uns Gott mit seinen Gaben so ausgestattet, dass wir das im Laufe der Menschheitsgeschichte sogar selber ganz gut hinbekommen. Ich bin sehr dankbar für das Gesundheitssystem in unserem Land, deren Mitarbeiter verdienen unseren Dank und Fürbitte, dennoch möchte ich nicht auf meinen HERRN und Heiland Jesus Christus verzichten. Danke dass wir IHM so am Herzen liegen.
Hartmut Günther
Gewissensentscheidung
Diese Karikatur aus einem kirchlichen Arbeitsmaterial der siebziger Jahre hat mich stark geprägt. Zwar bin ich nicht so selbstsicher wie der „Blumenträger“ an der Staatsmacht vorüber gezogen, aber ich wollte mich auch nicht in ein System einreihen lassen, welches ich in vielen Punkten als Unrecht ansah. Das Abitur wurde mir verwehrt. Begründung: Gesellschaftlich wäre ich dessen „nicht würdig und tragbar“ – das offerierte mir und meinem Vater ein Mann vom Rat des Kreises 1974. Letztlich gönnte man mir wenigstens eine Lehre. In der Wehrdienstfrage wurde es heikler, da traf es nicht nur mich, sondern mittlerweile verheiratet, meine Frau und unsere 3 kleinen Kinder.

Dennoch wollte ich mich nicht einer für mich inakzeptablen Mehrheit anschließen. Ich verweigerte den Dienst mit der Waffe. Mit diesem Entschluss, wurde nun auch meine Frau zur „Einzelgängerin“, oder besser gesagt zur Einzelkämpferin währende meiner Bausoldatenzeit. Diese Gedanken bewegen mich beim lesen des Monatsspruches für Juli: Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist. 2.Mose 23,2 Dieser Vers steht in einem Abschnitt, der in der Lutherbibel mit der Überschrift „Gebote der Gerechtigkeit und Nächstenliebe“ versehen ist. Es geht also nicht um ein prinzipielles dagegen sein, sondern das deinen Mitmenschen Gerechtigkeit entgegen gebracht wird.
Heutzutage meinen viele, dass die Mehrheit automatisch das Recht inne hätte und damit die „Vielen“ im Recht seien. Das ist falsch, die Mehrheit ist lediglich ein Machtverhältnis. Manfred Siebald textete 1974 den Song „Ich fürchte fast“. Dessen Refrain setzt sich mit diesem Umstand auseinander. Ich zitiere: „Welcher falsche Ton wird richtig dadurch, dass ihn jeder pfeift? Und welcher saure Apfel wird süß dadurch, dass jeder nach ihm greift? Ich fürchte fast, dass es nicht wichtig ist, ob uns das passt, was bei Gott richtig ist, und ob mit uns noch viele andere lieber tun, was ihm missfällt. Ich glaub nicht, dass die Menge zählt.“ (Manfred Siebald)
Ich komme zurück zu unserem Text: Im zwanzigsten Kapitel des 2.Mose Buches wird bei den 10 Geboten die Formulierung „Du sollst nicht“ eingeführt. Sie findet in diesem Buch immer wieder Verwendung – so auch in unserem Monatsspruch. Das heißt, es gibt andere Handlungsoptionen, aber du sollst diese nicht nutzen! „Es machen doch alle, zumindest die Meisten, so“ ist kein göttlicher Maßstab. Gott favorisiert das Gute und Hilfreiche für den Nächsten, diesen Beziehungsverständnis sollst du dich anschließen. Dein und mein Verhalten und Gestalten soll also zuallererst dem Willen Gottes Rechnung tragen, daraus können dann bestenfalls segensreiche Mehr- und Gewohnheiten erwachsen.
Ein letzter Bezug zur Karikatur: Vielleicht ist der Stechschritt des „Blumenträgers“ nicht so verlockend, aber schlimmer wäre ein verschämter „Kriechgang“. Aufrechter Gang ist immer ein Zeichen von Lebenswillen und überzeugt sein vom Guten und Richtigen. Gott möchte, dass du dies als Christ in dein Umfeld hineinträgst und auslebst.
Gott schenke dir dazu Mut, Kraft und Gottvertrauen
euer Hartmut Günther
Sieh zu!
Sie sind schon putzig, die Erdmännchen. Und mit ihrer Haltung beim Wache schieben haben sie so ganz menschliche Züge, als wären sie der Urtyp der Gaffer. Dabei halten sie ihr Ausschauen gar nicht ewig lange durch und müssen von einem anderen Gruppenmitglied vor der drohenden Erschöpfung abgelöst werden. Erholt wird sich bei der Nahrungssuche und beim Fressen. Die Wache ist „gerecht“ im reihum Modus organisiert. Solches Gruppengucken ist eher die Ausnahme, die Wache übernimmt meist ein Einzeltier, schließlich wollen und sollen die anderen der Großfamilie den Kopf frei fürs Fressen haben.

Ich versuche das Bild mit dem Monatsspruch für Juni in Verbindung zu setzen. Mose sagte: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! 2.Mo. 14,13 Der Vers steht in der Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten. Wegen einer langjährigen Dürre und der damit verbundenen Hungerkatastrophe waren die Israeliten nach Ägypten ausgewandert. Zunächst waren sie gut integriert, aber je größer das Volk wurde, desto stärker wurde ihr Leben von den Ägyptern bestimmt. Als Menschen zweiter Klasse schufteten die Männer auf den Großbaustellen am Nil und die Frauen litten unter der grausamen Geburtenregulierung, dass nur noch Mädchen überleben durften, die Jungen wurden jedoch sofort von Staatswegen bei der Geburt getötet. Wie soll das alles weitergehen? Sich dem Schicksal ergeben und zuschauen wie das Volk zu Grunde geht? Ausschau halten ja – aber nach wem oder was? Dann wenigstes aufrecht zusammen stehen mit erhobenen Köpfen. Das lehrt uns das Bild als Erstes.
Wie soll das alles weitergehen? Sich dem Schicksal ergeben und zuschauen wie das Volk zu Grunde geht? Ausschau halten ja – aber nach wem oder was? Dann wenigstes aufrecht zusammen stehen mit erhobenen Köpfen. Das lehrt uns das Bild als Erstes. In diese notvolle Situation spricht Mose zu Beginn das Gotteswort: „Fürchtet euch nicht!“ Diese drei Worte sind mehr als der Appell sich zusammenzureißen. Sie sind vor allem ein Wachrüttler den Blickwinkel zu wechseln – wegschauen von der eigenen Ohnmacht und hinsehen auf Gott, der deutlich macht, ich bin doch an deiner Seite! Furcht ist das Gefühl einer Bedrohung und die körperliche Reaktion auf eine reale Gefahr. Da wir also vom Bedrohlichen eine gewisse Vorstellung haben, können wir der Gefahr vernünftiger Weise auch etwas entgegensetzen. Dazu sollen uns die drei Worte anregen.
Der zweite Satz redet davon wie das schrittweise am besten gelingt. „Bleib stehen“ – das heißt innehalten im alltäglichen Lebensvollzug. Die Ungereimtheiten lassen sich nämlich nicht mit übergehen lösen und bereinigen. „Schau zu“ – hier geht es nicht um Gaffen oder tatenloses Abwarten, sondern um visuelles Wahrnehmen aus den anschließend hilfreiche Rückschlüsse gezogen werden können. „Wie der HERR rettet“ – es dämmert die Erkenntnis, ich stehe ja gar nicht allein mit meinen Sorgen, Nöten und Problemen da. Gott ist schon längst an der Arbeit dies und jenes zu richten, ordnen und zum Guten zu fügen auch wenn wir es nicht immer verstehen.
Nochmals zum Bild: Die Erdmännchen stehen noch immer „ihren Mann“. Der Gefahr ins Angesicht zu schauen (wachen) lohnt sich. Sie überleben damit sehr gut! Vielleicht schenkt dir der uralte Bibelvers Lebenszuversicht und große Dankbarkeit für unseren Retter-Gott.
Hartmut Günther
Alles erlaubt
Als Schüler war ich im Schwimmverein meines Heimatortes. Dort gibt es bis jetzt das Freibad mit 50m Bahn und das Sprungbecken mit einem 10m Turm. Es atmet Ostalgie. Gern schwimme ich noch heute „Lagen“, also alle vier Schwimmstile. Damals war Freistil meine Lieblingsdisziplin. Als ich 16 war, überraschte mich mein Trainer mit „Wir brauchen dich am Wochenende zum Wasserball, sonst können wir nicht starten“. Ich war stolz wie Bolle, bei den Großen mitmischen zu dürfen. Nach dem Wochenende war ich ernüchtert, denn so viel Wasser hatte ich noch nie in meinen Leben geschluckt. Wenn es zum Zweikampf kam, wurde ich einfach mit den Beinen geklammert und wo ich nicht schnell genug war „untergeschaufelt“. Auf der Heimfahrt machte ich mir Luft, wie unfair alles war. Reaktion der alten Hasen: „Beim Wasserball ist alles erlaubt, was nicht gesehen wird“. Der Monatsspruch für Mai fängt ähnlich an, hat aber im Ziel ein völlig anderes Ansinnen. Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. (1.Kor. 6,12)

Begünstigte das damals trübe Wasser die Unsportlichkeit um des Vorteils willen, so mahnt Paulus in unserem Vers zu einem ehrbaren Verhalten. Egoismus und losen Lebensstil sollen wir als Christen ablegen.
Nun will ich nicht Wasserball ins schlechte Licht rücken, sondern mein Erleben von damals für die Auslegung des Bibelverses nutzen. Ich denke, Paulus schreibt diese zwei Sätze, damit wir in unserm Menschsein „nicht baden gehen.“ Schauen wir uns den Schnappschuss einer Angriffsszene an. Da spielt sich ein hoher Prozentsatz „kopfunter“ ab und viele Zuspiele geschehen ohne den direkten Blick auf den Mitspieler. Darum gilt es vorher gut schauen, damit dann im „Eifer des Gefechts“ der Ball sein Ziel auch wirklich erreicht.
Ist unser Leben nicht oft so spritzig und aufgewühlt wie das Wasser auf dem Bild und damit die klare Sicht getrübt und eingeschränkt? Die Medien verwenden in den letzten Jahren nicht selten das Wort vom Überlebenskampf bei all den globalen Ereignissen in der Natur und Problemen im menschlichen Miteinander. Ist darum jeder Lösungsansatz erlaubt, weil die Machbarkeit eine Option eröffnet?
Paulus setzt das „alles erlaubt“ in die Klammer eines zweifachen ABER. Wir sollen uns fragen ob das, was wir uns erlauben gut und dienlich ist für Umwelt und Mitmenschen und wir uns mit dem Handeln womöglich in Zugzwänge manövrieren, die wir letztlich nicht mehr beherrschen können. „Mir ist alles erlaubt“ ist also kein Freibrief, sondern bedarf deiner Vorausschau in der Verantwortung etwas Gutes auf dem Weg zu bringen. Dabei solltest du beachten, dass nach biblischer Aussage das Gute immer den Gottesbezug im Blick hat. Jesus sagt: „Nur einer ist gut, Gott“. (Lk. 18,19) Mit der Einhaltung dieser „Spielregel“ sind wir Menschen gut beraten.
Hartmut Günther
Seid bereit
Ich erinnere mich zurück an meine Grundschulzeit und meine Klassenlehrerin die „rot“ war. Am Stundenbeginn standen wir alle beim Hereinkommen von Frau Müller auf und der „Tafeldienst“ musste Meldung erstatten wieviel Schüler anwesend sind. Anschließend sprach die Lehrerin appellhaft „Seid bereit“ und alle Schüler antworteten laut: „Immer bereit“. Das war die Zeremonie des Pioniergrußes. Nach dem Befehl: „Setzen!“ begann der Unterricht. Der Gruß stand im engen Zusammenhang mit den zehn Geboten der Jungpioniere, an diese wir uns gleich am Morgen erinnern sollten, um sie einzuhalten. Ich war der einzige Nichtpionier in der Klasse. Aber ich dachte damals, „die“ haben das Gleiche wie „wir“ in der Christenlehre, obwohl deren Gebote von Frieden, Hilfsbereit-schaft und Liebe zur DDR, der Sowjetunion und den Eltern handelten. Heute bin ich mir sicher, dass dieses ganze Prinzip von der Bibel abgekupfert war. So wundert es nicht, dass der Monatsspruch für April eben genau diesen Aufbau liefert. Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1.Pet. 3,15)
Der Vers steht in einem Text mit der Überschrift „Mahnungen an die ganze Gemeinde“ dessen Tenor der geschwisterliche Umgang ist. Dabei sollen wir auf verständnisvolles Reden, gutes Tun und Frieden halten achten. Dann folgt der obige Vers, der uns mit drei konkreten Impulsen herausfordert:
1. Allzeit bereit: Ich könnte auch sagen „immer auf dem Sprung sein“, nämlich dann wenn wir als Christen von anderen gefragt und vielleicht auch hinterfragt werden. Ob uns das so leicht fällt wie dem Hasen, bleibt abzuwarten. Aber von diesem scheuen Wesen können wir lernen uns aufmerksam auf die gegebene Situation einzulassen und auch anzupassen. Das hat weniger mit „wetterwendisch“ zu tun, sondern mit dem ernst- nehmen meines Gegenübers, dem eine angemessene Antwort und Reaktion gebührt.

2. Verantwortung: Da wird es schon schwerer das Bild zu Rate zu ziehen. Dafür sind jedoch die nachfolgenden Verse wegweisend. Da lesen wir von Sanftmut, Gottesfurcht und guten Gewissen. Das alles haben Hasen nicht. Aber, sie sind „Fried-“und Fluchttiere (sanft und Furcht) und statt Gewissen haben die einen guten Instinkt als Kontrollelement. Mit diesen nicht gerade durchsetzungskräftigen Eigenschaften können sie sehr gut für die nächste Generation sorgen, trotz der Gefahr von übermächtigen (Fress)feinden. Auch wenn Bilder immer ihre Grenzen haben, gibt mir das zumindest zu denken.
3. Rechenschaft über deine Hoffnung: Das Bild entlockt mir Freude an der „Leichtigkeit“ eines Hasenlebens. Sein Springen sieht so spielerisch aus. Hoffnung verbinde ich mit Leichtigkeit, Trost und Gelassenheit. Hoffnung ist in meinem Leben ganz stark an Jesus Christus, dem Auferstandenen gebunden. In meinem Herzen ist das klar. Wenn ich jedoch meinem Gegenüber „Rede und Antwort“ stehen soll und will, dann muss ich meine Gedanken ganz schön ordnen, wenn etwas „Gescheites“ herauskommen soll. Vielleicht nutzt du mal einen warmen Frühlingstag am Feldrand und beobachtest Hasen. Ich denke, dabei bekommst du eine Ahnung was Hoffnung und Lebensfreude ist.
Hartmut Günther
Auferstanden
Wusstest du schon, dass Engel englisch sprechen? Nein, dann will ich es erklären. Deutsche sprechen D, Franzosen F; … und Engel E. Mal Spaß beiseite. Sicher waren die meisten von euch schon einmal im nicht-deutschsprachigen Ausland. Wenn es dir wie mir geht, dem schon „Hochdeutsch“ schwer fällt, dann bleiben dir zum Überleben nur Selbstbedienungsmärkte und die Zeichensprache übrig. Nun stell dir mal vor, du müsstest der internationalen Staatengemeinschaft eine Nachricht von höchster Wichtigkeit mitteilen. Da gilt es nicht nur recht und schlecht mit einer Person irgendwie auf einem Nenner zu kommen, sondern die ganze Welt soll es erfahren! Um das zu stemmen bedarf es ausgewiesener Experten, die Übersicht, Menschenkenntnis und diplomatisches Geschick besitzen, damit die Leute es wahrnehmen und verstehen. So ist das mit der weltbewegenden Botschaft von Ostern und darum bedient selbst Gott sich solcher Experten – den Engeln. Sie bereiten alles so vor, dass die Auferstehung Jesu nicht von der Karfreitagsstimmung erdrückt wird. Für mich steht fest: Engel sprechen die Weltsprache „Englisch“, die Sprache welche die ganze Welt versteht.
Eine Engelrede ist der Monatsspruch für den März: (Markusevangelium 16,6) Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Richten wir unseren Blick auf das Kirchenfenster. Wer genau hinschaut sieht, der Engel verdeckt halb stehend, halb sitzend den Sarg. In der Botschaft und in seiner Erscheinung tut der Engel das gewaltig-neue Leben kund, was die bisherigen Erfahrungen über den Tod „in den Schatten stellt“. Darum ist das restliche Bild – samt den Frauen mit dunklen Gläsern gestaltet. Das „Hell“ des Engel macht deutlich: Gott lässt uns nicht im Unklaren über das Verbleiben des gekreuzigten Jesus: Er ist nicht tot – sondern er ist auferstanden! Lassen jetzt noch die beiden Frauen im Vordergrund die Köpfe hängen, werden sie bald jubelnd bekennen „Der Herr ist auferstanden“. Die Flacheisenarmierung, die für meine Begriffe nicht zum Bild und Kunstwerk gehört, lehrt uns trotzdem etwas ganz Wichtiges: Wir haben noch keinen freien Zugang zur Auferstehung! Die ganze Tiefe des Auferstehungsgeschehens zu begreifen ist uns zu Lebzeiten nicht vergönnt, darum trauern wir noch an den Gräbern unserer Lieben.

Lasst uns jetzt mal fiktiv zur Osternacht gemeinsam in dieser Kirche verweilen. Wir sind in der Stille der Dunkelheit in das Gotteshaus eingezogen. Bibeltexte werden gelesen, Choräle angestimmt und acapella gesungen. Als das Osterevangelium verlesen wird erhellt just in diesem Moment die aufgehende Sonne das bisher düstere Glasfenster. Der Engel hebt sich mit seinem weißen Gewand besonders ab. Wem durchflutet dann nicht das Licht der Auferstehung, wer bleibt da in seinem Herzen unberührt! Gefühlsduselei? Nein, vielmehr dürfen wir hoffend und glaubend bekennen: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg! Tod, wo ist dein Stachel, Hölle wo ist dein Sieg!“ (1.Kor. 15,55) Gott sei Dank, ER gibt uns Anteil daran durch die Auferstehung unsern Herrn Jesus Christus.
euer Hartmut Günther
Kraftstoff
Ein großes Thema unserer Zeit ist neben den aktuellen Krisen Krieg und Klimaveränderung die Energiefrage. Jede Produktion und Mobilität benötigt Energie, aber in der Neuzeit ist noch ein riesiger Verbraucher dazugekommen, die Kommunikation – also die Verarbeitung von unzähligen Daten in jeglichen Lebens- und Wirtschaftsbereichen. Fossile Energieträger sind begrenzt und belasten unseren Lebensraum. Es droht die Anzeige „Null“. Auch der Mensch braucht Energie. Für den Körper bezieht er sie aus den Lebensmitteln. Für das geistig-mentale Wohlbefinden jedoch reicht der „Kraftstoff“ aus unsrem Essen nicht aus. Da kommt uns der Monatsspruch für den Februar gerade recht:
Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. 2. Timotheus Brief 3,16-17 In diesem Satz weißt Paulus, ein Mann Gottes, seinen „Ziehsohn“ Timotheus darauf hin, wo „Kraftstoff“ für seinen Lebensweg zu finden ist. Für mich bietet der Vers drei kraftvolle Impulse.
Ich bleibe zu allererst an „ist nütze“ hängen. Das ist meine Eigenart, ich halte Ausschau nach dem Nützlichen. Was nützt es der Gesellschaft, meinem Umfeld, den Menschen denen ich begegne, den Menschen mit denen ich das Leben teile und gestalte und natürlich auch mir selbst. Wo und was gilt es hier brauchbar einzusammeln und schließlich in mein Lebenskonzept einzubauen. Paulus rät:
„Die Schriften von Gott“, oder mit anderen Worten die Bibel, beinhaltet jede Menge Nützliches, was uns Menschen im Leben Kraft und Geduld schenkt in Beziehungs- und Gerechtigkeitsfragen. Wenn ich den mittleren Versinhalt lese, dann sage ich, die Bibel ist ein Lehrbuch und Nachschlagewerk das wir uns gut oder auch besser im Leben zurecht- finden. Paulus redet sogar von vollkommen sein! Da fehlt mir aber noch viel. Trotzdem lese ich seit meiner Jugend täglich mit großem Gewinn die Bibel. Die Anweisungen und Zurechtweisungen im Wort Gottes sind für mich wie Leitplanken, damit mein Denken, Reden und Handeln nicht sinnlos ausufert. Letztlich wirkt sich das in einer klaren und ganz bewussten Lebensführung aus.
„geschickt“ Wer wünscht sich das nicht, klug im Alltag zu agieren und gute Dinge zustande zu bringen. Das Bild zeigt einen Tacho der bis 260 km/h ausgelegt ist. Die Tachonadel steht aber leider auf „0“. Der Grund ist auch auf dem Foto zu sehen. Der Tank ist leer, denn es leuchtet die gelbe Lampe hinter dem Zapfsäulensymbol. Da hilft kein Starten, da ist die PS-Zahl und der Hubraum egal, wenn kein entsprechender Kraftstoff vorhanden ist, geht nichts los noch voran. Der Kraftstoff der Bibel ist kostenfrei, und dennoch SUPER.
Nimm dir die Zeit zum T(D)anken!
euer Hartmut Günther
Druckausgleich
„Da braut sich was zusammen“ ist eine oft verwendete Rede, wenn Veränderungen sich anbahnen die nicht sofort überschaubar sind. Sei es beim Wetter, wenn dunkle Wolken aufziehen, oder wenn sich schlagartig in unserem Bauch ein unangenehmes Grummeln breit macht. Auch am Beginn eines neuen Jahres haben wir manchmal solche mulmigen Empfindungen. Da ist die Silvesterknallerei mit Böllern und Raketen wahrscheinlich nicht nur die Begrüßung des neuen Jahres, sondern auch ein donnernder Befreiungsschlag unserer inneren Bedenken, ob das Hoffen auf das Gute wohl die Überhand behalten wird. Für den ersten Monat des neuen Jahres lautet der Monatsspruch: Junger Wein gehört in neue Schläuche. Mk. 2,22

Junger Wein ist noch nicht ausgegoren. Darum ist er nicht jedem bekömmlich, wird seinen Geschmack noch verändern und ist vor allem nicht ohne weiteres zu Lagern. Dem entgegen zu wirken hat man das Gärröhrchen erfunden, was es zu biblischen Zeiten noch nicht gab. Damals wurde der Wein in Tierbälgen (zusammengenähtes und gebundenes Ziegenleder) gefüllt und gelagert. Waren die Weinschläuche mehrere Jahre alt, verloren sie ihre Elastizität und hielten den Gärungsdruck nicht mehr aus und zerplatzten.
Jesus spricht diesen Satz im Zusammenhang mit dem Fasten. Beim Fasten in der Bibel geht es nicht vordergründig um körperliche Entschlackung sondern um geistliche Einsichten. Wir würden heute sagen, Fasten ist eine innere Inventur (Bestandsaufnahme). Danach können wir besser einschätzen wie weiter zu Verfahren ist. Die „guten Vorsätze“ für das neue Jahr sind wahrscheinlich ein Relikt aus alter Fastenpraxis vergangener Tage.
Ich bin zwar kein Wein- und Sektexperte, aber bevor ein schmackhafter Champagner herauskommt, muss das Wein-Gebräu mehrere Wochen „kopfstehen“ und alle 2-3 Tage durchgerüttelt werden, das sich die Hefe im Flaschenhals absetzt. Um diese Rückstände zu beseitigen wird der Flaschenhals in eine -20 bis -25°C kalte Flüssigkeit getaucht und unmittelbar danach der Kronenkorken entfernt. Der Innendruck schießt den gefrorenen Pfropfen mit den Heferückständen der zweiten Gärung aus der Flasche. Danach wird aufgefüllt und neu verkorkt.
Alles in allem ist das ein ganz schönes „Wechselbad“, wenn wir das auf unser Leben übertragen: Druck, aufgewühlt sein und setzen lassen, auf den Kopf gestellt, eisige Momente. Das ist nicht das, was wir uns unbedingt wünschen, aber wenn am Ende etwas Köstliches dabei herauskommt, dann sind wir doch dankbar und zufrieden und gönnen uns gern eine Variante des biblischen Feiergetränkes – ein Glas Sekt.
Also dann: Neues Jahr, neue Schläu(c)he und dehnen statt gähnen.
euer Hartmut