Drahtseilakt

Um Felsformationen zu bezwingen die dem Nichtkletterer im Normalfall verschlossen blieben, wurden Klettersteige „erfunden“. Eisenstifte als Tritthilfen und meterweise Stahlseil zum Halt für die Hände und als Sicherung für das Klettersteigset sind nun die die Felsen eingearbeitet und geben damit den Weg vor. Gilt es dabei  eine Schlucht zu überwinden werden die Zweiseilbrücken zum Drahtseilakt mit einem Lauf- und  Halteseil. Unweit unseres Quartiers, der Josef- Scheutz- Hütte, erhebt sich der Predigstuhl in dessen Dunstfeld sich drei kürzere Klettersteige befinden. Zwei, davon nahmen wir am ersten Tag zum Eingewöhnen unter die Sohlen. Da alle diese gut meisterten ging es in den nächsten an anspruchsvollere und längere Touren.  Ein besonders schönes Ziel ist der Drachenkopf hoch über dem Mondsee. Im mittlerem Schwierigkeitsgrad bietet der Steig alles, was eine Klettertour ausmacht: Eine naturverträgliche Routenlegung, leichte Überhänge, eine Steilwand, aber auch immer wieder Absätze zum Durchatmen. Ein besonderer Nervenkitzel ist eine Seilbrücke mit „viel Luft unter Sohlen“ über die Drachenschlucht. Nach zweieinhalb Stunden kräftig Zupacken und manchem  ermunternden Zuspruch hatten alle das Gipfelkreuz erreicht. Hier galt es den grandiosen Rundblick zu genießen und die aufgebrauchten Kalorien nachzutanken. Danach folgten der anspruchsvolle Abstieg und kurz darauf ein erfrischendes Bad im See.   

Doch nicht nur in den Felsen gilt es zu Balance zu wahren, sie ist notwendig im gesamten Leben. Anhand von Personen der Bibel und deren verschiedenen Lebenssituationen „hangelten“ wir uns in unseren Gedanken und Gesprächen voran. Als der junge Salomo nach dem Tod seines Vaters das Königsamt übernahm, galt es für ihn die die Balance zwischen den Erwartungen des Volkes und seinen Möglichkeiten auszuloten. In einer gedanken-schweren Nacht träumte er von der Last des Regierens und den großen Fußstapfen, die ihn sein Vater hinterlassen hatte. Aber noch bevor er ins Wanken gerät, kommt ihm Gott im Traum entgegen und schenkt Salomo einen freien Wunsch. Wie die Geschichte ausgeht kannst du im Buch 1.Könige 3. 3-15 nachlesen. Ums Gleichgewicht zwischen „Machen und Besinnen“ ging es bei Maria und Martha. Jesus lobt dabei der Fleiß von Martha, findet aber das Zuhören vom Maria bei seinem Besuch sinnvoller. (Luk. 10,38-2) Beim Aushalten wenn es um „Leben und Tod“ geht – in einer weiteren Geschichte der beiden Frauen – hat Martha „die Nase vorn. (Joh. 11,20-27)  An diesem Abend haben wir uns den Bibeltext  mit ein paar Fragen erschlossen und sind dann auf einen Friedhof gefahren um auf Grabsteininschriften zu suchen ob und welche Spuren diese Begebenheit mit Jesus bis heute hinterlässt. Der Austausch danach war von großer Dankbarkeit und tiefen Gottvertrauen geprägt.

Was sonst noch gefiel: Unser Berghüttenquartier auf 1000m Höhe bot uns viele Stunden einen wunderbaren Blick über den Hallstätter See, bis hin zum Dachsteinmassiv. Das Haus ist einfach, urig, die Türen sind niedrig und dennoch fehlte es an nichts. Das Wetter gewährte uns jeden Tag einen anderen Klettersteig durchsteigen zu können und in verschiedenen warmen bzw. kalten Seen zu baden. Bei allen Unternehmungen blieben wir unversehrt. Gott sei Dank dafür.   

Text: H. Günther / Fotos: S. Hochauf; M. Kühn, P. Günther