Eine feste Burg ist unser Gott

Ruheständler-Rad-Rüstzeit in Höfgen

Radeln bei „goldenen Herbst“ im sächsischen Burgenland. Da drängt sich unser geistliches Thema regelrecht auf! Unser Quartier ist das Pfadfinderhaus Höfgen bei Grimma. Auf der anderen Seite der Mulde sind die Überreste von Kloster Nimbschen, wo einst Luthers „Frau Käthe“ lebte. Da macht Luthers Reformations-„Hymne“ schon Sinn. In der gut erhaltenen Wehrkirche starten wir jeden Morgen mit einem Vers (EG 362) und einem Andachtsimpuls in den Tag.

Unsere Touren führten entlang der Mulde zu Kirchen und Burgen. Am Tag eins steht Wurzen auf dem Programm. Der bestens ausgewiesene Mulde-Radweg (beiderseits) lässt sich gut befahren. Auf unserem Weg vorbei an Grimma beeindrucken die Hochwasserschutz Bauwerke, welche wir von der gegenüberliegenden Flußseite gut sehen können. In Wurzen besichtigen wir den ehrwürdigen Dom. In den Jahren 1931/32 wurde der Altarraum mit spätexpressionistischer Kanzel, Lesepult und Kreuzigungsgruppe von dem Dresdner Bildhauer Georg Wrba ausgestatte. Es sind Bronzearbeiten aus der sich nahenden nationalsozialistischen Zeit. Heute müssen wir uns zumindest damit auseinandersetzen. Obwohl wir uns lange darüber unterhielten, zogen wir dennoch ganz schön aufgewühlt weiter.

Eine feste Burg, die uns Schutz und Halt in unruhiger Zeit bieten soll, verbinden wir richtigerweise mit Gott. In unseren Bibelgesprächen haben wir das unter vier Blickwinkeln betrachtet: Stadt (in der die) Burg (steht), den Burgherrn (Gott) und die Bürger (wir).  Beim Thema „Burg – Lebensraum und Geborgenheit“ (Ps.46), war es hilfreich auf der Tour zwei die Burg Mildenstein in Leisnig besucht zu haben. Vieles, was man sonst mühsam erklären müsste, stand uns noch am Abend vor Augen. Klar, die Lage auf einen Fels, die dicken Mauern und der gesicherte Zugang bot für damalige Zeit reichlich Schutz. Der Burghof und die Gebäude jedoch boten Spielraum für ein vielfältiges Leben. Bei geschlossenem Tor und vollen Vorratsräumen konnte so eine Burg selbst bei einer langen Belagerung die Menschen ernähren. Dafür hatte der Burgherr zu sorgen und die Bürger konnten sich darauf verlassen. Dieses Bild benutzt die Bibel für die Zuwendung Gottes an uns. Wer das glaubt und sich zu Gott flüchtet „wenn es Not tut“, oder auch wenn er ihm dankbar seine „Aufwartung macht“, kann und wird im Frieden leben.   

Zwei weitere Touren rundete unsere Woche ab. Tag drei führte uns durch das Leipziger Land zur Bergkirche Beucha. Sie steht an der Abbruchkante des Steinbruchs, der das Material für das Leipziger Völkerschlachtdenkmal lieferte. Am letzten Tag fuhren wir ein Stück an der Zwickauer Mulde und kamen nach Colditz. Das Schloß war im 2. Weltkrieg ein Gefangenenlager für Offiziere, die meisten Militärs aus England und Polen. Geschützt durch die Genfer Konvention erging es den Gefangenen dort erträglich. Diese „feste Burg“ bedeutete in jener Zeit dennoch nicht Lebensschutz sondern Lebenseinschränkung und Entbehrung. Darum unternahmen die Gefangenen mehrere hundert Ausbruchs- und Fluchtversuche bis sie schließlich 1945 entlassen wurden. Obwohl die Aufarbeitung dieser Zeit sehr spartanisch ausfällt besuchen viele Verwandte und deren Nachfahren die Kleinstadt um sich Jahrzehnte danach ihr eigenes Bild zu machen. Diese Historie zeigt, dass es eines guten Burgherrn bedarf, damit wir dankbar bekennen können: Eine fest Burg ist unser Gott. 

Text: H. Günther / Fotos: D. Moritz und G.Köhler