Hals über Kopf

Wie triffst du deine Entscheidungen; mit dem Kopf, aus dem Bauch heraus oder bewegst du sie über eine längere Zeit im Herzen? Jeder sollte sich am jeweiligen Schild positionieren und schon waren wir mitten im Gespräch und im Thema unserer Wochenendrüstzeit in Sausedlitz am Seelhausener See. An der Person von Petrus arbeiteten wir uns ab. Mal waren seine Entscheidungen spontan und unter immensen Druck. So im Garten Gethsemane als er Jesus vor der Gefangennahme bewahren wollte, oder im Gerichtshof, als es galt nur noch die eigene Haut zu retten. In diesen Fällen, kommt das Nachdenken ob die Entscheidung sinnvoll war, erst intensiv wenn „die Messe längst gelesen ist“.  Bei Petrus lief die Sache aus dem Ruder, er hatte geflucht und geschworen Jesus nicht zu kennen. Jesus wurde der Prozess gemacht und nun konnte Petrus die Sache nicht mehr in Ordnung bringen. Es war zum Heulen!

Solche Situation kennt jeder. Man meint jetzt ist alles vorbei, die Beziehung kaputt, eine Investition den Sand gesetzt und jegliche Mühe war für die Katz.

Gott sei Dank ist Karfreitag nicht das letzte „Wort“ – sondern Ostern! Unser Gottesdienst mit Anspiel hatte das Versöhnungsgespräch zwischen dem auferstandenen Jesus und Petrus zum Inhalt. (Joh. 21,15-17) Jesus fragt Petrus, wie es nun nach dem Fehltritt mit der Beziehung weitergehen soll: „Willst du, oder willst du nicht“. Petrus musste sich neu entscheiden. Er fand ein „Ja“ und Jesus gewährte ihm Vergebung und Neuanfang. Es tat uns gut an so einer Geschichte für das eigene Handeln hilfreiche Optionen aufgezeigt zu bekommen. Andachten in der Kirche nebenan und ein festliches Arbeitsessen am Samstagabend vervollständigten das Thema

Sausedlitz wäre ohne der „Wende“ 1989 dem Braunkohletagebau zum Opfer gefallen. So kam er aber nur bis an die Ortsgrenze. Das ausgekohlte Gebiet ist heute eine Seenlandschaft. An dessen Ufern wanderten wir am Samstagnachmittag nach Löbnitz um die Kirche mit seiner prächtigen Kassettendecke zu besichtigen. Eine rührige Dame aus dem Kirchenvorstand gab uns Einblicke in die Kirchengeschichte und das Gemeindeleben. Beim Kaffeetrinken erzählte sie, dass der Pfarrer 17 Predigtstätten hat und jedes Wochenende sechs bis sieben Gottesdienste hält. (Freitag- und Samstagabend und sonntags zwei vormittags, zwei nachmittags)   

Im Kern unserer Besinnungsrüstzeit ging es um Spontanität und Stabilität. Diese beiden „Pole“ prägen unser Leben. Darauf gilt es sich einzustellen und einzulassen. Da dies nicht immer ganz leicht ist, tat der Austausch darüber allen sehr gut. Das lichte und räumlich großzügige Haus trug einen wesentlichen Teil zum Wohlbefinden bei. 

Text: H. Günther / Bilder: Hans-Dieter Lenk