Mit Kompass, Fernrohr und Sextant

Im Grunde genommen sind diese nautischen Geräte heute Nostalgie. Die Flotten auf den Weltmeeren sind mit begeisternder Navigationstechnik ausgerüstet. Nicht so auf den Großseglern im Watten- und Ijsselmeer. Da liegt nach wie vor die Seekarte neben dem Kompass auf dem Steuertisch, zusätzlich ein Laptop. Der „Rest“ ist vor allem die Erfahrung der Skipper. Und wenn es mal wie bei unserem Törn nach Ameland geht und der Pott über die Untiefe einer Sandbank muss, dann genügt als Stablot einfach eine lange Latte. Weil wir gerade beim Skipper sind, Axe unser Chef auf der „Josina Elisabeth“ hatte es drauf. Wenn er den 41m langen Zweimaster im engen Hafenbecken zum Anlegen drehte und butterweich anlegte, dann erntete er nicht nur von uns Beifall, sondern vor allem von denen, die um ihre Sportboote während dieser Aktion gebangt hatten.    

Unser Schiff Josina Elisabeth

Bevor wir täglich so gegen 10.30 Uhr die Leinen losmachten hatten wir unsere Bibelzeiten. Orientierung im Leben war der grundlegende Inhalt. Dazu passten die nautischen Geräte. Der Sextant dient zur Standortbestimmung. Der Psalm 8 macht deutlich, obwohl wir in der Schöpfung eigentlich ein „Nichts“ sind, erwählt Gott uns Menschen trotzdem zu seinen geliebten Kindern. Was für eine Wertschätzung wird uns dadurch zu teil. Der Kompass hilft uns beim einhalten der Richtung um an das gesteckte Ziel zu gelangen. Dazu ist der Fixpunkt „Norden“ wichtig. Für unseren unser Lebensziel überträgt Jesus den Fixpunkt folgendermaßen: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird euch alles andere zufallen“. (Mt. 6,33) Das ist doch mal eine lohnenswerte Aufforderung. Die Himmelkörper spielen in der Seefahrt beim orientieren eine große Rolle. Wir verbinden mit dem Himmelszelt oft die Sehnsucht nach Weite. Die Geschichte von den Weisen (Mt. 2,1-13) verbanden wir in Gruppengesprächen mit Zukunftsfragen und Neuem. Die sternenkundigien Männer von damals fanden mit großer Freude eine für sie prägende Person; Jesus Christus. Das „Fernrohr“ (was sie wahrscheinlich noch nicht kannten) schenkte ihnen den Mut sich auf den Weg zu machen. Neugier kann uns auch heute wichtige Glaubenerkenntnis schenken. Weiter nautische Gerätschaften waren: „Leuchtfeuer – Führung geben“, (2. Mose 13-14.), Senkblei – Ausloten was (noch) geht“ (Apg, 27,9-24) und „Seekarte – Gutes ist angesagt“  (Micha 6,8)

Die ganze Woche über hatten wir genügend Wind zum Segeln. Er bestimmte unseren Kurs. Zuerst ging es von Harlingen aus in den kleinen Ort Workum. Dazu mussten wir durch eine Schleuse den Afsluitdijk (Abschussdeich) passieren, um vom Wattenmeer ins Ijsselmeer zu gelangen. Weil so herrlicher Sonnenschein war, ankerten wir in einer stillen Bucht zum Baden. Der Sprung von Bord ins Wasser ist eine besonders schöne Erfahrung. Erfrischt wurden erneut die Segel gesetzt. Dazu muss man wissen, auf so einem Törn bilden die Bootsmieter die Crew. Der Skipper ist Steuermann und gibt zugleich alle nötigen Segelbefehle an den Maat weiter. Dieser sagt dann immer was wir zu tun haben. (Segel setzen, nachjustieren, diverse Segelmanöver, Segel einholen)  Und wenn die Crew „Bock“ hat und der nötige Wind da ist, „geht die Post“ ordentlich ab. Und wir hatten diesen Bock! Unsere Anlauforte: Enkhuisen, danach wieder durch die Schleuse ins Wattenmeer zur Insel Texel, tags darauf Insel Vlieland mit dem schönsten Badestrand. Von dort nach Ameland (Insel), und schließlich auf die Insel Terschelling. Dort veranstalteten wir die  legendäre Sandsackolympiade mit sieben Kraftsportstationen wie Sandsack- werfen, füllen, umschichten und halten. Auf einem Plateau in der Nähe des Leuchtturmes, hielten wir das Abendgebet. Am Freitag ging es zurück in den Heimathafen nach Harlingen. 16.00 war der Wechsel mit der neuen Belegung, ebenfalls von der Männerarbeit. Danach ging es mit deren Bus in die Heimat.   

Text: H. Günther / Foto: verschiedene Teilnehmer