Späte Wirkung eines “unverschämten Gebets”

Die “übersehenen” LKW-Fahrer zu Weihnachten

In den späten 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kursierte in der kirchlichen Jugendarbeit ein „Flugblatt“ mit einen „unverschämten Gebet“, das kurz etwa so lautete:

Lieber Gott, wir würden gern das Evangelium in die Welt hinaustragen, dürfen aber nicht raus aus der DDR. Deshalb schick‘ doch die Leute aus fernen Ländern zu uns.“

Gekommen waren damals neben vielen Vietnamesen u. a. Mosambikaner.

Heute sind es auf den LKW1 unsrer Autobahnen Leute aus „vieler Herren Länder“ – neben den „alten osteuropäischen Bekannten“ wie aus Belarus, Ukraine, Litauen, Polen, Rumänien kommen Fahrer2 aus der Türkei, Kroatien, Slowenien, Spanien sowie zunehmend aus Mittelasien wie Kirgistan, Tadschikistan. Sogar Filipinos fahren hier wie auch neuerdings Männer aus Südafrika, Simbabwe, Somalia und dem Senegal. Nicht zu vergessen: Indien.

Diese Vielfalt erscheint wie eine – „verzögerte“ – Erhörung des „unverschämten Gebets“. Und vielleicht ist das die passende Reaktion darauf:

Sächsische Frauen und Männer fahren an den Weihnachtsfeiertagen auf Autobahn-Rastplätze und schauen nach, ob und wie viele LKW-Lenker dort ihr gesetzliches Feiertag-Fahrverbot „notgedrungen abfeiern“. Sie „schlagen die Zeit tot“ abseits der Orte, ohne weitere Kontakte – außer vielleicht zum „Leidenskollegen“ in der Nachbarparkspur. Das verdiente Geld reicht nicht für ein „Festessen“ im Rasthof, sondern nur vom Campingkocher – bei nasskaltem Wetter im Schutz des Trailers auf der Ladefläche.

Genau diese Leute weitab von zuhause stehen im Fokus für eine Tüte3 weihnachtlicher Aufmerksamkeit. Das zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Einen im und der Anderen vor dem Laster: Wir sehen dich. Du bist nicht vergessen!

Das gilt auch fürs Raststätten-Personal. Ganz im Sinne des christlichen Leitsatzes 2023: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Gen. 16,13) Salopp: „Sehen und gesehen werden“.

Für die Fahrer ist es ein Dankeschön, sie halten unsre Wirtschaft am Laufen. Verbunden mit einem Hinweis auf den, dessen Geburt an diesen Tagen bei uns gefeiert wird. Dazu gibt‘s die Trucker-Bibel4, damit möglichst jede/r die Weihnachtsgeschichte nachlesen kann.

Neben den Kraftfahrerkreisen Halle / Leipzig und West-Süd-Ost (Chemnitz) zusammen mit der Trucker-Church, einer Gruppe um den Diakon Guntram Adler (Johannis-Kirche Crimmitschau) waren (neu) Ludwig Müller (Diakon im Meißner Land) mit zwei seiner Kinder am Autohof Thiendorf und zwei aus der christlichen Männergruppe Neukirch/OL unterwegs. Die Chemnitzer hatten zudem Verstärkung von einem Ehepaar aus Eppendorf und einer Mutter mit zwei Töchtern aus Leubsdorf (weil der Papa als Busfahrer arbeiten musste).

Alle zusammen besuchten Rastplätze der A4 zwischen Hermsdorfer Kreuz und Zgorzelec, an der A14 zwischen Dreieck Nossen und Leisnig sowie entlang der A9 und an der A13.

Es schien so, als dass Parkplätze diesmal weniger dicht belegt waren, dafür mehr verstreut. So fuhren einzelne Teams bis zu 300 km bei bis zu 6,5 Stunden Einsatzzeit.

Das ist „Gern geschehen“ – ganz im Sinne des 2024er Mottos:

„Alles, was ihr tut, geschehe aus Liebe.“ (1. Kor. 16, 14). Das ist mehr als ein Projekt, die Erfüllung einer (Ver-)„Pflicht“(ung). Aber beschreiben diese Begriffe nicht Liebe ziemlich treffend? Es geht schließlich um Beziehungen! Wie auch immer – es kommt viel (Liebe) zurück.

Text: Thomas Lieberwirth, Fotos: Susanne & Guntram Adler, Silke & Sven Fritzsche,
Ludwig Müller, Thomas Lieberwirth, Peter Serve, Marcel S. Henselin, Manuela Franz


1 Das Nationalitäten-Kennzeichen am LKW sagt nichts über die Herkunft des Fahrers.

2 Es gibt auch LKW-Fahrerinnen. 2023 hat der Artikel-Autor keine angetroffen.

3 Die Crimmitschauer haben vom örtlichen Nähverein hergestellte weiterverwendbare Stoffbeutel verschenkt!

4 Die Trucker-Church braucht neue Trucker-Bibeln. Das wird ca. 60.000 € kosten.
Bisher gibt es die Neuen Testamente mit Erfahrungsberichten von LKW-Fahrerinnen und -Fahrern in etwa 20 Sprachen.

Für eine neue Sprache kostet die Mindestauflage von 5.000 Stück ca. 20.000 €


Spenden dafür können auf das Konto des Fördervereins der Männerarbeit

IBAN: DE49 8709 6124 0184 4727 08 BIC: GENODEF1MIW

Verwendungszweck: Trucker-Church, Spender (Adresse, wenn Spendenquittung erwünscht) – vielen Dank!