Den Bogen ja nicht überspannen
Was wie eine Ermahnung oder gar wie eine Drohung klingt, war eine über die Maßen stark nachgefragte Vater und Kind Rüstzeit. Letztlich konnten acht Väter und neun Töchter/ Söhne an der Bogenbau-Rüstzeit teilnehmen. Dazu hatten wir uns in die Holzwerkstatt der Diakonie in Roßwein eingemietet. Diese bot für jeden Bogenbauer einen Arbeitsplatz und auch das notwendige Werkzeug. Dazu kam die fachkundliche Unterstützung durch Tischlermeisterin Maria Sturm und das Bogensport Vater und Sohn Gespann Buck, welche der Bogensehnen Herstellung kundig waren.
Die Kinder und Väter arbeiteten mit jeweils verschiedenen Holzarten. Den Männern standen Hickory Rohlinge zur Verfügung und den Kindern eine wesentlich leichter zu bearbeitende Bambusholzart. Nach Arbeitsschutz und Materialausgabe ging es an Werkeln. Ziehhobel, Raspel und Bandschleifer waren die wichtigsten Werkzeuge. Stück für Stück mussten die Bogenarme verjüngt werden, bis sie sich vom Rundholz bzw. Vierkant biegen ließen. Dann begann die Feinarbeit, das sogenannte Tillern. Dabei wird der Bogen mittels einer Hilfssehne immer wieder auf einen Tillerbaum gespannt. So kann man per Augenmaß die gleichmäßige Biegung der Bogenarme herausarbeiten. Da gelingt indem die Ungleichheiten beim vorgespannten Bogen angezeichnet werden und danach im entspannten Zustand abgeschliffen werden. Danach wir der Bogen wieder unter Spannung gesichtet. Dieser Wertegang wir sooft wiederholt bis das Ergebnis zufriedenstellend ist. Das bedarf einiger Geduld.
Und da sind wir beim thematisch biblischen Teil des Wochenendes. Da gab es viele Bibelverse und Texte die in dem Zusammenhang für unser Glaubens-Leben wichtig und hilfreich sind. In Alten Testament wird eine Geschichte von zwei jungen Männern erzählt wo Pfeil und Bogen wichtig für ihre Freundschaft sind (1. Sam 18,1-4 und 19,1-7). In einer sehr kritischen Situation werden die Pfeile als „Kommunikationsmittel“ genutzt. Den Gottesdienst am Sonntag gestalteten im Freien unter dem Thema „Volltreffer“. Beim Bogensport soll der Pfeil möglichst im Schwarzen landen. Wenn wir sprichwörtlich vom „Volltreffer“ reden, dann ist uns etwas gut gelungen oder wir haben gut und weise reagiert bzw. geantwortet. Für jede der Stationen gab es einen Bibeltext (Lk. 9,18-20 / Apg. 8,29-31 / Mk. 12,41-44 / Mk. 10, 13-16 / Mt. 18,1-5 / Lk. 11,1-4 / Mt. 5, 14-16) wo eine Frage gestellt war oder mit einer Sachlage umgegangen werden musste. Die Vater-Kind Paare hatten an jeder Station jeweils Zeit sich mit dem Text und dem dabei stehenden Impuls auseinander zu setzen.
Zurück zum Bau der Bögen. Beim Bearbeiten gingen einige Bögen kaputt. Da war im Holz ein zunächst nicht zu erkennender Ast oder eine „Galle“, oder es wurde doch zu viel Holz abgearbeitet. An diesen Stellen brach der Bogen. Es half nichts, es musste ein neuer Rohling in Angriff genommen werden. Das Schöne: Am Ende hatten dennoch alle einen fertigen Bogen in ihren Händen. Am Samstagabend und Sonntag nach dem Gottesdienst konnten dann die Bögen auf einer Schießanlage ausprobiert und getestet werden. Nach getaner Arbeit ließen wir am Sonntagnachmittag die Rüstzeit mit einer Museumsführung auf der Burg Kriebstein ausklingen.
Text: H. Günther / Fotos: Teilnehmer