Bremswege
Sonniges Herbstwetter und ein Wochenende plus Brückentag und Feiertag, da ist man(n) doch gern unterwegs. Mit dem Rad / E-Bike soll ein Stück Frankenwald erkundet werden. Die Streckenprofile sind anspruchsvoll, Flachstücke sind selten, gefühlt geht es immer nur bergauf oder bergab – Ersteres scheint aber länger zu sein. Aufwärts „bremst“ die Steigung und abwärts ist es klug die Geschwindigkeit zu drosseln um das Rad unter Kontrolle zu halten, vor allem wenn eine Richtungsänderung ansteht oder auf losen Untergrund gefahren wird. Das ähnelt unseren Lebenserfahrungen, immer nur durchziehen und „kräftig in die Pedalen treten“ halten wir nicht durch, in einigen Situationen ist es unangemessen oder gar gefährlich. Darum lautete ein Bibelgespräch „ab-bremsen“, eine skurrile Geschichte mit einem sprechenden Esel. Der Text geht der Frage nach, was passiert, wenn Gott uns im Leben bremst und vor allen warum? In dem Fall, war der Eselbesitzer auf den falschen (Lebens)- Weg. Gott hatte mit ihm etwas Besseres vor. Bileam – so der Name des Mannes hatte leider „keine Antenne“ dafür, so nutze Gott einen scheinbar störrischen Esel um ihn zu einer neuen Einsicht zu bringen. Nachzulesen ist diese recht amüsante Begebenheit im 4. Buch Mose, Kapitel 22. Im bildhaften Verstehen dämmert uns die Erkenntnis, wer in diesem Mensch – Tier Verhältnis eigentlich der Esel ist. Die Antwort ist recht heilsam.
Und nun zu unserem Erleben zwischen „strampeln und bremsen“. Die erste Tour führte uns zum Altvaterturm. Er wurde 2004 eingeweiht und ist eine originale Nachbildung des 1959 zusammengefallenen Turmes im Altvater- gebirge. Die aus Tschechien vertrieben Deutschen haben diesen Turm finanziert und in der „neuen Heimat“ als Mahnmal des Unrechts errichten lassen. Er ist bis heute umstritten. Am Tag zwei, ging die Reise an der Rodach entlang nach Kronach. Dort erlebten wir eine erfrischende Führung auf der Festung Rosenberg. Natürlich ließen wir uns nicht in der Festungsgalerie die ausgestellten Originale des bekanntesten Sohnes der Stadt – dem Maler Lukas Cranach – entgehen. Am dritten Tag war wieder „Berg und Tal“ fahren angesagt um deutsch- deutsche Geschichte aufzuarbeiten. In dem kleinen 40 Seelenort Mödlareuth – auch „Kleinberlin“ genannt, erinnerten wir uns an die unsägliche Grenze, die durch unser Land und Volk ging. Trennung, die dort mit der Mauer aufgebürdet wurde, bremst jeglichen Verstand aus. Leider wurde einen Tag später (am Tag der Deutschen Einheit) dieser Ort wiederum zum Schauplatz für politisches Machtgehabe. Wir hingegen nutzen den Tag zu einer Halbtagsfahrt durch das romantische Höllental bei Blankenstein, querten dort und in Blankenberg die Saale und beschlossen die Rüstzeit mit einer Andacht. Erstaunlicherweise wurden wir weder am Anreisetag noch auf der Heimfahrt auf der A72 durch Stau ausgebremst!
Text: H. Günther, Fotos: Teilnehmermix