Rad – Trilogie

17.-19.9. „Singletrails“

Es hat die ganze Nacht geschüttet, die Wege sind nass und aufgeweicht, der Himmel wolkenverhangen, die Temperaturen einstellig, aber die Väter und Söhne sind heiß auf die Strecke zu gehen. Zuerst soll der Aschberg erklommen werden. Eine gute Stunde benötigen wir von unserem Quartier aus. Wir haben Glück, als wir auf dem Aussichtsturm stehen reißt für einige Minuten der Himmel auf. Klingenthal liegt uns zu Füßen. Dann geht es auf dem Kammweg am Hochmoor Kranichsee und der Talsperre vorbei nach Carlsfeld. In der Kirche halten wir kurz inne und singen einige Lieder. Danach füllen wir auf der Kirchwiese einige Kalorien nach. Die Kühle rät uns bald auf die Räder zu steigen um beim bergauf fahren wieder auf Temperatur zu kommen. Die dritte Wegmarke ist der Vogtlandsee. Die ganz Mutigen nehmen ein kurzes Bad im braunen Moorwasser. Danach geht es zurück ins Quartier- dort erhalten die meisten Räder ein Bad, um sie für den nächsten Tag wieder „gebrauchsfähig“ zu machen, denn sie strotzen vor Schlamm.   

Singletrails sind schmale Wege, bei denen es sich lohnt besser hintereinander zu fahren. Das ist eine gute Verknüpfung zu unseren Bibeltexten, wo es um (Lebens-) Wege ging. „Folge mir nach“ fordert Jesus des Öfteren die Menschen auf. Wenn Lebenswege unübersichtlich werden, ist das eine gute Hilfe, wenn einer mit Übersicht voraus geht. Die Geschichte von den Emmausjüngern (Lk. 24) macht deutlich, wie der gemeinsame Weg mit Jesus Hoffnung und Lebensmut gibt. Auf dem Fußboden liegen 3 Paare Verkehrsschilder die das verdeutlichen.

  • Sackgasse  und Fußweg – in der Ausweglosigkeit nimmt Jesus uns an die Hand.
  • Gefälle und Krankenhaus – der Hang nach unten wird kompensiert durch ein seelsorgerliches Gespräch.
  • Tankstelle und Umkehrpfeil – Jesus stärkt an Leib und Seele, darum kehren die beiden Freunde ins normale Leben zurück.

Fazit: Wer Jesus an der Seite hat muss kein einsames und trübsinniges Leben führen, auch wenn es mal durch Tiefen und dunkle Täler geht.  

30.9.-3.10. „Am Rad drehen“

„Am Rad drehen“ heißt positiv: Etwas bewegen. Wenn möglich, natürlich zum Guten. Der Evangelist Lukas überliefert uns jede Menge Begebenheiten von Jesus und Menschen, die in Gottes Namen in dem Sinne etwas bewegten. Johannes, der Täufer ruft zur Umkehr und fordert die Hörer auf zum Abgeben von ihrem Überfluss; zur Genügsamkeit; und zu gerechten Tun – wie aktuell! (Lk. 3,7-16) und von der ersten Christengemeinde lesen wir wie sie es versucht haben dieses umzusetzen (Apg. 2,42). Wenn wir als Christen nach unserem Platz in der Gesellschaft suchen, dann sind das gute Richtlinien. Darin waren wir uns in den Bibelgesprächen schnell einig. Nun gilt es die Einsichten im Alltag auch umzusetzen und auszuleben. Am Lagerfeuer gab es regen Austausch über die schon damit gemachten Erfahrungen – sowohl im Gelingen wie im Scheitern.

Mit dem Fahrrad haben wir natürlich auch täglich unsere „Runden gedreht“. Bei fantastischen Wetter nahmen wir die „Drei Gleichen“ Tour unter die Reifen. Von den Türmen der Mühlburg und der Burg Gleichen hat man einen weiten Blick ins Thüringer Becken. Von unserem Rüstzeitheim in Reinsfeld ergab sich eine Runde mit vielen Höhenmetern, da wir etliche Höhenzüge queren mussten. Fazit: Sehr abwechslungsreich, aber anspruchsvoll. Die anderen Tage radelten wir etliche Kilometer auf dem Gera- und Ilm- Radweg. Beide führen durch sehr ansprechende Landschaft und sind gut ausgebaut. Ein echter Leckerbissen war an einem Kiosk in Stadtilm zu bekommen. Die dortige Thüringer Bratwurst war so lecker (und dennoch preiswert), dass wir tags darauf unsere Route nochmals dort vorbei führten. Die Einheimischen nennen den Kiosk und die Dame, welche die Würste und Rostbrät’l nur auf Holzkohle grillt, begeisternd „eine Institution“. Schön, wenn wir als Christen auch so wahrnehmbar wären, dass uns dieser Titel ebenfalls zugesprochen würde. 

11.-15.10. „Geschichtsträchtig“

Sieben Männer und eine Frau laufen durch trübes Dunkel, was jedoch der Stimmung keinen Abbruch tut. Wir sind in Wettin mit der Stadtführerin in der ellenlangen Burganlage unterwegs. Die Stammburg der Wettiner beherbergt heute ein Gymnasium. Ein Glücksfall für die Stadt, denn so werden die alten Gemäuer saniert und einer sinnvollen Nutzung zugeführt. Lang und wechselhaft ist die Geschichte vieler Gebäude dieser Stadt an der Saale. Die evangelische Kirche konnte in den fünfziger Jahren nicht mehr erhalten werden, das Dach verfiel nach und nach. Sie wurde gesperrt, die Gemeinde erhielt Gaststatus bei den katholischen Geschwistern. Die Wende, brachte die Rettung für das Gotteshaus. Heute ist die Kirche wieder Versammlungsraum für Christen und für alle Bürger der Stadt bei Großveranstaltungen. Ein gelungenes und beeindruckendes Konzept.

„Gottesnähe für alle“ ist das Fundament der Heilsgeschichte Gottes für uns Menschen. Das verheißene, gegenwärtige, gelebte und zukünftige Heil in Jesus Christus war Grundlage unserer Bibelgespräche. Im Bilde gesprochen ist die Geschichte Gottes mit uns Menschen „die Sanierung“ (= Heilung) des kaputten Verhältnisses von uns Menschen zu unserem Schöpfer. Jesus Christus kommt dabei die zentrale Stellung als Arzt und Seelsorger zu. In unseren Gesprächen blickten wir dankbar auf viele ganz persönliche Geschichten und Erlebnisse mit Gott zurück.

Geradelt wurde natürlich auch: An der Saale nach Halle mit einer kleinen Sightseeing-Tour durch die Altstadt, zum Petersberg und dessen Kloster, eine Runde gen Norden die ihren Umkehrpunkt über eine Saalebrücke nahm und in Wettin einer Fährfahrt bedurfte. Die längste Tour führte uns am süßen See vorbei nach Eisleben, wo wir  Luthers Geburtshaus einen Besuch abstatteten. Auf eine spartanisch- dezente Art zeigt die Ausstellung wie Menschen in Gottes Auftrag Geschichte prägen, weit über ihr Erdendasein hinweg. Letztlich sind wir alle Teil der Geschichte Gottes in und mit dieser Welt. Was für eine Würdigung und erfüllender Auftrag. 

Text: H. Günther