Tanzen ist Männerarbeit

Irgenjeman(n)d hat mich einmal herausfordernd gefragt: „Lese ich das richtig, dass ihr in der Männerarbeit für Paare Tanzen anbietet? Wollen die Männer überhaupt tanzen?“ Nach dem nun das 14. Tanzseminar mit Bravur gelaufen ist, haben wir den Beweis: Ja, Tanzen ist ‚totale‘ Männerarbeit, es ist für den Mann, der diese Herausforderung liebt.

Der Mann übernimmt die Führung. Er hört auf die Musik und erkennt an Hand des Rhythmus‘ den Tanz. Als nächstes folgt die Entscheidung: Start mit rechtem oder linken Bein! Während des Tanzens kennt er selbstverständlich die Schrittfolgen und Tanzfiguren und übermittelt dies mit leichten Andeutungen seiner Partnerin, schließlich führt Er sie über das blanke Parkett. Zusätzlich hat er einen Rundumblick und schützt seine Partnerin vor Remplern und ‚Drauflatzschern‘. Er hat auch immer ein Lächeln und ein nettes Wort auf den Lippen. Und bei einem versehentlichen Fehltritt entschuldigt er sich freundlich und wenn ihm etwas Ähnliches passiert, heißt es: „Ach, das war doch gar nicht so schlimm.“

Oftmals verraten die Männergesichter, dass sie nach „innen gekehrt“ sind und sich dabei voll konzentrieren, keiner will etwas falsch machen – für manche wirkliche eine harte Männerarbeit. Davon zeugen auch die durchgeschwitzten T-Shirts und der Muskelkater in den Bizeps. „Der Mann ist der Bilderrahmen und die Tanzpartnerin das Gemälde“ so meinen es die Tanzpädagogen Suse und Christoph Ellmers.

Und tatsächlich, was ist ein Gemälde ohne Rahmen? Auf den Rahmen kommt es an, der bringt das Gemälde erst zur Wirkung. Andererseits wird diese Art von Männerarbeit auch reichlich belohnt – ja Tanzen hat etwas Erotisches an sich, wenn sich die Köper aneinander schmiegen und Mann als Führungspersönlichkeit so richtig mit ihr ‚spielen‘ kann. Jede Ehefrau weiß das zu schätzen und genießt es, von ihrem besten Ehemann verwöhnt zu werden.

Am Sonntag nach dem letzten Walzer und der Abschlusspolonaise stellen alle Paare fest: Es ist wieder ein Wunder geschehen! Jawohl, und das meine ich ganz ernst, an so einem Wochenende geschieht tatsächlich ein Wunder. Ich staune immer wieder, wie innerhalb von 48 Stunden sich die Paare so verändern können, ganz abgesehen vom Tanzen – es war eine kleine Paartherapie. Wir haben ein kleines Projekt und wir bewältigen es gemeinsam: Mit Rücksicht und Aufmerksamkeit haben wir wieder zueinander gefunden. Dazu dienten uns auch die beiden Impulsreferate von Marlies und Karsten Schriever an den Vormittagen.

Einen herzlichen Dank an Christoph und Suse Ellmers, die uns mit viel Geduld die Tanzschritte und neue Figuren beigebracht haben.

Text: K. Schriever