feine Klinge
Freitag 18.25 Uhr, das letzte Pärchen trudelt gerade noch pünktlich zum gemeinsamen Abendbrot ein. Die Alltagslast und die Konzentration von der Anreise fallen mit jeden Bissen mehr von den Vätern und ihren Söhnen ab. Ja, das Essen tut Leib und Seele gut. Recht entspannt starten wir danach mit Quiz in unser Thema: Welches Messer verbirgt sich hinter welcher Klinge, wir erraten Messer und Schlifftechniken nach der Methode „Montagsmaler“ und zum Schluss versuchen wir mit Wurfmessern, dass sie in der Wurfwand stecken bleiben. Eine Andacht über das Übel von stumpfen Klingen (Prediger 10,10) beendet den offiziellen Teil. Am Lagerfeuer fragen die Väter „scharf nach“ was denn sie denn so arbeiten, die Jungen hingegen belagern zum Tagesausklang noch die Tischtennis-Platte.
Am Samstag steht Messerschmieden an. Torsten, der Schmied und sein „Spannemann“ René haben am Vortag schon die Stahlrohlinge auf dem Federhammer vorgearbeitet. Arbeitsschutzbelehrung, schüren der Schmiedefeuer, einige Übungen mit dem Hammer an einem Stück Rundeisen sind schon anstrengend genug. Als dann das Ausziehen (eine Schmiedetechnik) des Messergriffes beginnt, benötigen die meisten Jungen zum Führen des Hammers beide Hände. Das hat zur Folge, die Väter müssen das Messer halten, dadurch wird das Schmieden zur „Gemeinschaftsarbeit“. Nach 3-4 Stunden echter Handarbeit waren die Messer reif zum Schleifen. René der Messerexperte verwandelt nun die geschmiedete grobe Klinge in eine feine und äußerst scharfe. Dafür muss er mehrere verschiedene Schleifbänder auf seine Eigenkonstruktion auflegen und benötigt für jede Klinge etwa 10 min. Am Ende sind echte Unikate entstanden.
Mit Messern kann man viele nützliche Verrichtungen machen, aber auch viel Unheil anrichten. Wenn dann noch Machtgelüste dazu kommen, kann schnell mal einer „über die Klinge springen“. Im Leben von König David, war das eine geforderte Option. Saul, der amtierende Altkönig war eifersüchtig auf seinen Ziehsohn (und Kronprinzen) David, denn der jüngere David war in seinem Handeln erfolgreicher. Darum verfolgte Saul David gnadenlos. Ein (dummer?) Zufall wollte es, dass sich für David die Chance ergab Saul zu liquidieren. Das rieten wenigstens David’s Mitstreiter. „Gott hat ihn dir in die Hand gegeben“, war ihre Begründung. Da macht sich David mit seinem Messer auf, aber statt ihm das Messer auf die Brust zu setzen, schneidet er nur heimlich und mit Herzklopfen ein Stück von Sauls Soldatenmantel ab. Danach rügt er seine Mitstreiter mit der Begründung „wie könnte ich Hand anlegen an den Gesalbten des Herrn“. David schneidet also nicht nur mit einer feinen Klinge, sondern er führt auch im Umgang mit Menschen eine sprichwörtlich feine Klinge: Seinem Kontrahenten begegnet er nicht mit Gewalt und Umsturz und seinen Begleitern macht er sachlich deutlich warum. Gut das wir solche Geschichten in der Bibel vorfinden, wovon wir uns „eine Scheibe abschneiden können“. (nachzulesen 1. Samuel 24) Nach dem Sonntagsgottesdienst unter dem Thema “Säbeltanz” (Mt. 26,47-56) fand die Rüstzeit ihren Abschluss mit einer Führungen im Bergwerk Schönborn-Dreiwerden.
Text: Hartmut Günther Fotos: Th. Morgenroth