Bergparade
Alpin-Rüstzeit 27.8.-3.9.22
Nach der langen Fahrt in die Schweiz und der ersten gemeinsamen Mahlzeit starten wir mit einem Quiz in die Rüstzeit. Interessente Fragen zu allen möglichen Begriffen „mit Parade“, dies ebnete den Zugang zum Bibelgespräch mit dem Titel Königsberg. Beim Einzug Jesus in Jerusalem, reitet nämlich Jesus nicht auf einem Paradepferd, sondern auf einem Esel. Eine Frage aus diesem Text war – wie volksnah oder fern zeigen wir uns als Christen. Auch die anderen Titel, Bergfest (Jes. 25,6-10) – das uns von Gott geschenkte (ewige) Leben feiern, weil wir durch die Auferstehung Jesu „über den Berg sind“ oder der Kirchberg (Ps.24,1-6), ein Ort wo wir die Nähe Gottes in besonderem Maße erhoffen und als Christen Gemeinschaft pflegen, zogen immer wieder die Querverbindungen zu unserem Alltagsleben.
Ganz praktisch erlebten wir den Sorgenberg, denn wir mussten einen unserer Kleinbusse unbedingt zur Reparatur in eine Werkstatt bringen. Gar nicht so leicht, schnell sollte es gehen und sofort für die Ausfallzeit einen Leihbus zu bekommen, damit wir unsere geplanten Ausgangsorte ansteuern konnten. Mit Hilfe von deutsch sprechenden Werkstattmeistern (wir waren im französisch sprechenden Teil der Schweiz) gelang dies dankenswerter Weise dennoch gut. Bei allem Telefonieren und aller zusätzlichen Fahrerei spürten wir Gottes Hilfe, die wir erbeten hatten.
Klar, die Bergparade als Gipfelschau war das Ziel unseres Unterwegs seins. Die erste Tour ging nach Frankreich zum „Mount Blank – gucken“. Nachmittags der Hüttenaufstieg und tags darauf die Gletschertour zur Aussichtswarte. Der Felszahn der Aiguille du Tour sollte es sein.
Die Hüttenwirtin riet uns jedoch dringend davon ab, denn der heiße Sommer mit Plusgraden selbst in der Höhe hatte den Fels erwärmt, und somit unberechenbar gemacht. So wechselten wir zum sicheren Tête Blanche.
Nach einem Ruhetag mit einer herrlichen Talwanderung, ging es nochmals auf eine 2 Tagestour. Das äußere Barrhorn bescherte uns bei Sonnenschein und kalten Wind die Sicht von Norden auf die Saaser und Zermatter 4000ér Bergparade, angefangen vom Dom bis zum Matterhorn – ein grandioser Abschluss unserer Hochtourenwoche.
Wenn ich das Wortpaar des Titels in „Paradeberg“ tausche, dann möchte ich eine Beobachtung dieser Woche aufgreifen. Die 4000ér Paradeberge werden wegen ihrer Höhe noch einige Jahre auf den bekannten Routen von „Bergfexen“ zu besteigen sein. In den tieferen Lagen jedoch macht sich die Klimaveränderung eklatant bemerkbar. Einige Hütten haben kein Wasser mehr und müssen frühzeitig schließen, Gletscher werden unbegehbar wegen Blankeis, wo ab 40° Neigung der Halt der Steigeisen sinkt und die Spaltenzonen im Spätsommer kaum noch tragfähige Brücken bieten. Zudem ist die Steinschlaggefahr erheblich gestiegen. Vielleicht ist der Mensch den Bergen in seiner Menge und Radikalität zu nahe gekommen. Wenn wir weiterhin die Bergparade der Paradeberge genießen möchten, dann sollte die Begegnung vom Bestaunen statt vom Bezwingen geprägt sein, das ist ihrer würdig und für uns angemessen.
Text: Hartmut Günther, Bilder: Ph. Günther & Henning Reichel