Ra(d)tgeber

MTB-Rüstzeit im Fichtelgebirge

Das Thema passte prima zu unserer Rüstzeit. Zunächst mussten wir 3 Wochen vorher wegen Wassermangel unser Quartier wechseln. In der gebuchten DAV Hütte im Thüringer Wald kam kein Tropfen mehr aus dem Wasserhahn. Der Grund: Der Brunnen war versiegt!  Wo ist an einem langen Wochenende da noch ein neues Quartier, was dazu noch ein Mountainbike freundliches Umfeld bieten sollte, zu bekommen. Als in Zell/ Fichtelgebirge ein katholisches Gemeindehaus gefunden war, gab es an diesem Wochenende dort zu viel Wasser in Form von Dauerregen. Dennoch freuten sich 10 Männer auf spannende Touren. Es gibt doch kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. Aber als wir aus dem Fenster schauten war klar, selbst die wird allerhöchstens eine Stunde der Nässe standhalten können. Also, war guter Rat teuer, die richtigen Zeitfenster zu treffen.

Am Tag eins versuchten wir es mit einem frühen Start, vielleicht kommen wir da mit einem „blauen Auge“ davon. Während der Auffahrt zum Schneeberg konnten wir noch einige „Lichtblicke“ durch den Wald erhaschen, aber als wir auf dem Gipfel ankamen, war es aus mit der Sicht und der Nieselregen vergrößerte immer mehr das Tropfenvolumen. Darum schnell auf die Aussichtsplattform um durch die stürmischen Wolkenfetzen dies und jenes in der Ferne zu erahnen. Dann schnell ein paar Kalorien futtern, Mütze, Handschuhe überstreifen und nun zügig zurück. Es lief gut bergab mit dem Rad und die letzte Stunde lief uns das Wasser „oben rein und unten raus“. Mittag waren wir glücklich zurück, denn diese Tour konnte uns niemand mehr nehmen.

Nach warmer Dusche und köstlichem Mittagessen gönnten wir uns eine lange Zeit für das Bibelgespräch mit dem Thema „Guter Rat ist Goldes wert“. Unser Text: Mose ist wieder mal vielbeschäftigt um alles im Volk Israel auf die Reihe zu bekommen. Da fährt ihn sein Schwiegervater in die „Parade“ und fragt ihn aufreizend „Was machst du denn?“ – und rät ihm nicht alles selbst machen zu wollen und müssen. Sofort waren wir bei uns angekommen. „Kann man Verantwortung einfach delegieren? Wo lassen sich gute Mitarbeiter heutzutage finden. Aufgaben verteilen macht auch Arbeit. Wenn das alles nur so einfach wäre, aber alleine gehe ich eben auch vor die Hunde…“ Wer sich von diesem Familiengespräch der Bibel inspirieren lassen will lese 2. Buch Mose 18,13-27. Ein Blick und Impuls von anderen auf unser Tun kann zum Weg aus dem „Hamsterrad Dasein“ verhelfen.

Wenn schon draußen nichts mehr möglich war, gönnten wir uns am Abend noch 2 Stunden Bowling. Am Folgetag starteten wir bei „Bindfaden-Regen“ gleich mit dem Bibelgespräch. Nach dem Mittagessen sah es immer noch nicht besser aus. Sollten wir baden gehen oder einem Museum den Besuch abstatten? „Warten wir bis zum Kaffee“, sagten einige und begaben sich zu einem Mittagsschläfchen, andere fanden an Skat mehr Freude. Getragen von der Hoffnung fuhren wir nach einem starken Kaffee mit den Rädern los. „Den großen Waldstein schaffen wir auf alle Fälle!“ Und siehe da, dort oben hörte es langsam aber sicher auf zu regnen. „Na dann hängen wir noch den Epprechtstein ran!“ Ein wunderbarer Trail führte uns auf den Gipfel wo wir sogar etwas Abendsonne genießen konnten. Nun galt es aber ordentlich Tempo zu machen, denn die Dunkelheit würde nicht auf sich warten lassen. Schöne Waldwege, eine alte Bahntrasse und abgeschiedene Straßen ließen uns auch im Finstern gut ankommen. Die Geduld und das Vertrauen loszufahren wurde belohnt.

Am Tag der deutschen Einheit war zumindest kein Regen gemeldet. Was lag da näher als den Ochsenkopf als Ziel zu wählen. War er doch zu Vorwende-Zeiten durch seinen Sendemast der „Westprogramme“ ausstrahlte ein Ort der Freiheit für viele DDR Bürger. Selten blinzelte die Sonne uns während der Fahrt zu. Der Gipfelsturm war daher eher etwas „fürs Ego“, denn vom Sendemast war kaum der Fuß durch die Wolken zu erkennen und für ein Festtagsbier vom Kiosk war es zu kalt. Das hinderte uns aber nicht, einen „deutsch- deutschen Plausch“ einzugehen. Eine örtliche Wandergruppe hatte uns nämlich am sächsischen Dialekt erkannt. Wir teilten unsere Freude über den Feiertag und das es Gott sei Dank diese schreckliche Grenze nicht mehr gibt. Bei unserer Abfahrt riefen sie uns noch einen guten Rat nach: „Dann lasst euch mal bei diesen Wetter nicht die gute Laune verderben.“ Wir haben es beherzigt und sind gut damit gefahren.      

Text: H. Günther / Fotos: M. Neumann